6. August 2017

Mardischer Restaurierungsprojekt: "Ich hatte von Rumänien nichts erwartet, aber alles bekommen!"

Am 17. Juli fand in der Städtischen Fachschule für Bautechnik in der Münchener Luisenstraße eine beeindruckende Veranstaltung statt. Anlässlich der Eröffnung der Wanderausstellung „Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgen – ein europäisches Kulturerbe“, die von der Hermann­- städter Stiftung Kirchenburgen in Zusammenarbeit mit dem Potsdamer Deutschen Kulturforum östliches Europa vorbereitet worden ist, wurden auch zahlreiche Plakate gezeigt, die einen herausragenden Einsatz der Baufachschule an der Kirchenburg Mardisch dokumentieren.
Wie diese Zeitung bereits berichtete, begann das Projekt in Mardisch 2009 mit einem Vorbesuch des damaligen stellvertretenden Schulleiters Hans Gröbmayr, der erste Einsatz in Mardisch fand 2010 an der Kirchenburg statt. Die Gruppen wurden in Martinsdorf untergebracht. Im Schnitt gab es seither jedes Jahr einen bis zwei Einsätze, die zwei bis drei Wochen dauerten. Es nahmen dabei jeweils zwischen zehn und 60 Meister- und Gesellschüler teil, die zusammen mit Bewohnern aus Mardisch und Martinsdorf an der Kirchenburg Mardisch und den kirchlichen Gebäuden in Martinsdorf, vor allem am Pfarrhaus arbeiteten.

Seit 2014 wird das Projekt federführend von der Malerinnung München betreut. Nach Schätzung von Bernd Drumm, Lehrer Holzbau, der in den letzten Jahren die Aktivitäten in Mardisch und Martinsdorf für die Fachschule betreut hat, wurden seit Projektbeginn etwa 25 000 Arbeitsstunden geleistet. Die Einsätze der Fachschule wurden aus privaten Spenden, Zuwendungen der Bayerischen Staatsregierung und EU-Förderungen finanziert. Die damalige Leitstelle Kirchenburgen hatte 2011 zusätzlich rund 40 000 US-Dollar (damals etwa 27 150 Euro) vom US-amerikanischen Ambassadors Fund for Cultural Preservation (AFCP) eingeworben, die für Material und Planungskosten eingesetzt wurden.
Philipp Harfmann von der Stiftung Kirchenburgen ...
Philipp Harfmann von der Stiftung Kirchenburgen stellte die Ausstellung „Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgen“ vor. Foto: Bernd Drumm
Anlässlich der Eröffnung sprachen vor rund 70 Gästen (die wenigsten unter ihnen waren Siebenbürger Sachsen!) der stellvertretende Fachschulleiter Jürgen Schultheiß, Herr Popa vom rumänischen Generalkonsulat in München und Michael Doll von der Malerinnung München Grußworte. Martin Eichler schilderte seine Erfahrungen als Fotograf in Siebenbürgen und mit Friedrich Roth äußerte sich der frühere Vorsitzende der HOG Mardisch, der in den ersten Jahren mit seinen Landsleuten die Aktivitäten in Mardisch begleitet und für Unterkunft, Versorgung usw. gesorgt hat.

Philipp Harfmann von der Stiftung Kirchenburgen stellte die Wanderausstellung „Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgen“ vor, die im Sommer 2016 fertiggestellt und seitdem unter anderem in Hermannstadt, Bukarest, Berlin und Marburg gezeigt worden ist. Nächste Stationen sind: Hermannstadt (Sachsentag), Kronstadt (Kirchentag) und Stuttgart (Mai 2018). Weitere Präsentationen sind in Österreich, Rumänien und Deutschland geplant. Die Ausstellung wirbt für die Sicherung und Bewahrung der einzigartigen siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgen, beschreibt eingängig die Landschaft und Geschichte der Region sowie die unterschiedlichen Projekte zur Restaurierung der Kirchenburgen. Sie will Menschen ansprechen, interessieren und begeistern für die Einmaligkeit der siebenbürgischen Kirchenburgenlandschaft, um sie so als Unterstützer für das Wirken der Stiftung Kirchenburgen zu gewinnen.

Bernd Drumm schilderte anhand einer Powerpoint-Präsentation die Arbeiten und die oftmals heiteren Erlebnisse der Fachschüler in Mardisch und in Martinsberg. Im Namen der letztjährigen Teilnehmer erzählten Simon Feirer und Florian Stadler begeistert über ihren Einsatz in Siebenbürgen. Unvergesslich bleibt der Ausspruch: „Ich hatte von Rumänien nichts erwartet, aber alles bekommen!“ Gemeint waren einerseits die Skepsis vor Reiseantritt und andererseits die berufliche und menschliche Bereicherung, die die Begegnung mit der Landschaft und mit den Menschen Siebenbürgens zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben. Wie stark diese Wirkung war und bleibt, zeigt der Umstand, dass an der Münchener Veranstaltung mindestens ein Teilnehmer aus allen Projektfahrten teilgenommen hat. Und auch, dass die Fachschüler anschließend ein leckeres siebenbürgisches Essen mit Frühlingszwiebeln, Speck, Brot und Schmalz angeboten haben, zeigt, dass mit ihnen Multiplikatoren gewonnen wurden, die noch lange über ihre Berufsausbildung und gleichzeitige Hilfe für eine ansonsten verfallende Kirchenburg erzählen werden.

Der nächste Einsatz in Mardisch und Martinsberg ist übrigens für die erste Septemberhälfte 2017 mit etwa 15 Teilnehmern geplant. Weiter so!

Konrad Gündisch

Schlagwörter: Mardisch, Kirchenburgen, Restaurierung, München

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