4. Februar 2020

Neujahrsempfang des Bischofs: Zur aktuellen Lage der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien

Hermannstadt – Beim Neujahrsempfang des Bischofs der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien (EKR) am 10. Januar wurde als neuer Leitsatz des Jahres 2020 „Grenzen überwinden“ verkündet.
Landeskirchenkurator Friedrich Philippi erinnerte in seiner Ansprache an die Höhepunkte des letzten Jahres: In zwei Landeskirchenversammlungen, Juni und November, wurden wichtige Ordnungen verabschiedet, die Wahlvorschrift der Kirche novelliert, eine Ordnung für Diakone und für Ehrenamtliche herausgegeben, die Agenda für die Hauptgottesdienste geändert. Politische Höhepunkte seien das Treffen der europäischen Staats- und Regierungschefs in Hermannstadt gewesen, der Besuch von Kanzlerin Angela Merkel und Staatspräsident Klaus Johannis am Forumssitz sowie das Treffen von Bischof Reinhart Guib und Papst Franziskus. Zum Erhalt des Kulturerbes waren mehrere Erfolge zu verzeichnen: Initiativen von HOGs, Gemeinden und der Kirchenburgenstiftung sowie mehrere angelaufene EU-Projekte zur Restaurierung von Kirchen und Kirchenburgen, z.B. in Hermannstadt, Bistritz, Keisd, Heltau, Reps, Agnetheln.
Neujahrsempfang im Bischofspalais in ...
Neujahrsempfang im Bischofspalais in Hermannstadt. Fotos: Stefan Bichler
Zur schwierigen Situation, in der sich die EKR – zunehmend als Diasporakirche – befindet, illustrierte Landeskirchenkurator Friedrich Philippi: Von 233 Kirchengemeinden gibt es in 132 weniger als 20 Mitglieder; 18 davon verzeichnen nur noch ein Mitglied, 46 zwei bis fünf. 99 Kirchengemeinden zählen zwischen einem und zehn Mitgliedern. Die seelsorgerische Betreuung der verstreuten Gemeinden mit wenigen Mitgliedern stelle eine große Herausforderung dar. Doch gebe es Beispiele gerade für klein gewordene Gemeinden, die nicht aufgeben wollten: Lugosch, wo der Kurator an drei Sonntagen im Monat Gottesdienste für fünf bis sieben Mitglieder hält, oder Nadesch, wo die Kuratorin eine dreisprachige Weihnachtsfeier organisierte.

Dennoch sei in den Sommermonaten in den Dörfern ein immer regeres Gemeindeleben zu beobachten, so Philippi: „oft gewinnt man den Eindruck, es nicht mehr mit ‚Sommersachsen‘, sondern mit ‚Winterbundesdeutschen‘ zu tun zu haben“ (der Begriff „Winterbundesdeutschen“ wurde aus den Kirchlichen Blättern vom November 2019 zitiert). Ein Zeichen in diesem Sinne seien auch die 82 HOG-Treffen des letzten Jahres gewesen, 17 davon in Siebenbürgen. Und der HOG-Vorstand von Holzmengen hatte sich zum Anlass der Feier zum 700-jährigen Bestehen des Ortes nach der Möglichkeit einer Zweitmitgliedschaft in der Kirchengemeinde für im Ausland Lebende erkundigt. Aufbruchstimmung gab es auch in der HOG Keisd, die das Projekt „Kultur- und Begegnungsstätte Keisd“ ins Leben rief.
Bischof Reinhart Guib (rechts) dankt ...
Bischof Reinhart Guib (rechts) dankt Landeskirchenkurator Friedrich Philippi für die Ansprache und wünscht ihm ein gutes neues Jahr.
Weitere Grußworte und Reden hielten Dr. Stefan Tobler, Professor für systematische Theologie an der Lucian Blaga Universität, Bürgermeisterin Astrid Fodor, der Dechant der EKR in Hermannstadt, Hans-Georg Junesch, und Dr. Paul-Jürgen Porr, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien.

NM

Schlagwörter: Kirche und Heimat, EKR, Evangelische Kirche, Neujahrsempfang, Hermannstadt, Philippi

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