27. Oktober 2021

Klaus Johannis als bedeutender Europäer geehrt

Mit einem würdevollen Festakt im Krönungssaal des Aachener Rathauses wurde Rumäniens Staatspräsident Klaus Johannis am 2. Oktober der Internationale Karlspreis zu Aachen für 2020/2021 überreicht; im Vorfeld dazu wurden der Preisträger und Rumänien einem interessierten Publikum vorgestellt. Aufzeichnungen der Veranstaltungen und eine Dokumentation der Preisverleihung sind im Internet bzw. in der Mediathek abrufbar.
Der frisch gekürte Karlspreisträger Klaus ...
Der frisch gekürte Karlspreisträger Klaus Johannis (Bildmitte) mit Ehegattin Carmen, flankiert (von links) von Dr. Bernd Fabritius, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Rainer Lehni, Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, und Dr. Paul Jürgen Porr, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien. Bildquelle: Asaftei/Presidency.ro
Höhepunkt des Festaktes war die Laudatio auf den Preisträger durch Charles Michel, den Präsidenten des Europäischen Rates. Im Europäischen Rat kommen die Staats- und Regierungschefs der EU-Länder zusammen, um die politische Agenda der Union festzulegen. Michel steht diesem Rat vor; er ist mit Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen der höchste Vertreter der Europäischen Union.

In der hälftig in Englisch bzw. Französisch vorgetragenen und sehr persönlichen Würdigung spannte Charles Michel einen Bogen von seinen ersten Erfahrungen mit Rumänien – als Jugendlicher hatte er Kontakt zu Belgiern, welche gegen die „Dorfsystematisierung“ während der Endphase der Ceaușescu-Diktatur in Rumänien protestierten und sich mit den Betroffenen solidarisierten, – bis zu dem gemeinsamen Wirken von ihm und Klaus Johannis im Europäischen Rat. Der Belgier ging dabei auch auf die Herkunft des heutigen Präsidenten Rumäniens aus der Volksgruppe der Siebenbürger Sachsen ein und hob Johannis‘ Tätigkeit als mehrfach mit überwältigender Mehrheit wiedergewählter Bürgermeister von Hermannstadt hervor. Während der EU-Präsidentschaft Rumäniens hatte der Europäische Rat im Mai 2019 in Hermannstadt getagt und über den europäischen Einigungsprozess nach dem Ausscheiden Großbritanniens diskutiert. Michels Laudatio kann ebenso wie die weiteren während des Festaktes gehaltenen Reden unter https://www.karlspreis.de/de/aktuelles/reden-2021 abgerufen werden.
Jürgen Linden, Vorsitzender des Karlspreis ...
Jürgen Linden, Vorsitzender des Karlspreis-Direktoriums, Klaus Johannis mit Medaille und Urkunde, Sibylle Keupen, Oberbürgermeisterin der Stadt Aachen. Foto: Presseamt der Stadt Aachen


Nach der Rede erhielt Klaus Johannis Orden und Urkunden aus den Händen der Oberbürgermeisterin von Aachen und des Vorsitzenden des Karlspreis-Direktoriums. In seiner in deutscher Sprache gehaltenen Dankesrede betonte Johannis, dass er den Preis im Namen aller Bürger Rumäniens entgegennehme. Er ging auf die Bedeutung der Bildung sowie die Notwendigkeit eines starken und widerstandsfähigen Europas ein. Er sagte: „Aus der Sicht Rumäniens können wir nur gemeinsam auf der Höhe der Erwartungen unserer Bürger sein, in Einheit und Zusammenhalt, und nicht durch Rückzug oder durch Bildung von engen Kreisen europäischer Integration.“ Unabdingbar sei der Europäische Binnenmarkt mit seinen vier grundlegenden Freiheiten. In einer sich stetig und schneller verändernden Welt sei die Zusammenarbeit zwischen EU und USA besonders wichtig; Johannis zitierte hierzu aus den Memoiren von Jean Monnet: „Europa und Amerika können ihre Probleme nicht ignorieren und brauchen einander, um sie zu lösen. Getrennt können sie nicht zum globalen Frieden beitragen.“

Musikalisch bereichert wurde der Festakt durch Darbietungen des Sinfonierorchesters Aachen unter Leitung des Generalmusikdirektors Christopher Ward mit Alexandru Tomescu als Solist an der Violine. Geboten wurden unter anderem Werke von George Enescu und Constantin Dimitrescu. Gespielt wurde auch die Europahymne, eine Instrumentalfassung des Hauptthemas Ode an die Freude aus dem letzten Satz der neunten Sinfonie Ludwig van Beethovens. Der Festakt wurde vom WDR live in Fernsehen und Hörfunk übertragen; eine Aufzeichnung kann in der ARD-Mediathek abgerufen werden.
Klaus Johannis und seine Frau Carmen auf der ...
Klaus Johannis und seine Frau Carmen auf der Empore des Rathauses. Hinter dem Ehepaar steht (leicht verdeckt) Charles Michel. Präsident des Europäischen Rates und Laudator der Preisverleihung. Links von Johannis ist Martin Schulz, Träger des Karlspreises 2015 in seiner damaligen Funktion als Präsident des Europäischen Parlaments. Foto: Presseamt der Stadt Aachen
Traditionell zeigt sich der Karlspreisträger mit Ehrengästen nach dem Festakt auf der Empore des historischen Rathauses, so auch Klaus Johannis. Dabei wurde er nicht nur von Aachener Bürgern begrüßt, sondern auch musikalisch willkommen geheißen.

Der Tag der Preisverleihung hatte für Johannis im Hohen Dom zu Aachen begonnen, wo ein Pontifikalamt zur Karlspreisverleihung stattfand. Der Dom ist eng mit dem Leben und Wirken Karls des Großen verbunden; auf der Empore steht der steinerne Thron des Königs, seine Grablege befindet sich im Dom.

In seiner Predigt hob Bischof Dr. Helmut Dieser die zupackende Art von Klaus Johannis sowie seinen Kampf gegen Werteverfall, Korruption und Vetternwirtschaft hervor. Er wies auch auf die Herausforderungen hin, mit denen Europa konfrontiert ist: „die feindselige Konkurrenz anderer Staatsmodelle gegenüber der Idee der Freiheit des Einzelnen und seiner unveräußerlichen Rechte, durch die Herrschaft einer Partei oder einer Wirtschafts- oder einer theokratischen Elite und durch die digitale Überwachung und Sanktionierung jedes Einzelnen.“

Mehrere Empfänge zwischen und nach den Programmpunkten ermöglichten Gespräche des Preisträgers mit den Ehrengästen und dienten dem politischen sowie gesellschaftlichen Netzwerken.
Carmen und Klaus Johannis beim morgendlichen Gang ...
Carmen und Klaus Johannis beim morgendlichen Gang in den Dom. Links hinter Frau Johannis ist Dr. Bernd Fabritius, Ehrenvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, zu sehen; er war einer der Ehrengäste des Festtages. Foto: Presseamt der Stadt Aachen
Dr. Bernd Fabritius, Bundesaussiedlerbeauftragter und Ehrenvorsitzender des Verbands der Siebenbürger Sachsen, erklärte gegenüber der Siebenbürgischen Zeitung: „Mit der Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen an Klaus Werner Johannis ist nun erstmalig auch ein Siebenbürger Sachsen in den Kreis der bedeutendsten Politiker weltweit aufgenommen worden. Dieser Preis wird für herausragende Verdienste um Europa und die europäische Einigung verliehen. Hier hat Klaus Johannis als Präsident seines Landes Herausragendes geleistet. Diese Auszeichnung ehrt jede Bürgerin und jeden Bürger Rumäniens, die den proeuropäischen Weg des Landes ermöglicht und begleitet haben und er ehrt das siebenbürgisch-sächsische Volk, das in rund 900 Jahren Geschichte interethnisches Zusammenleben im besten Sinne der europäischer Idee gelebt hat. Ich gratuliere herzlich.“
Staatspräsident Klaus Johannis und Gattin Carmen ...
Staatspräsident Klaus Johannis und Gattin Carmen mit Rainer Lehni, Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland (Erster von links), und Ingwelde Juchum, Stellvertretende Bundesvorsitzende. Foto: Dragoș Asaftei/Presidency.ro
Rainer Lehni, Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen und Ehrengast des Festaktes, erklärte nach seinem Zusammentreffen mit Johannis: „Mit Präsident Klaus Johannis wurde der Internationale Karlspreis zu Aachen 2020 einem überzeugten Europäer verliehen, der es geschafft hat, Rumänien auf einem prowestlichen und europäischen Kurs zu halten. Europäische Werte, Freiheit, Demokratie, der Schutz von Minderheiten und kulturelle Vielfalt sind Johannis so wichtig, dass das Verleihungsdirektorium keinen besseren Streiter für Europa küren konnte. Bei der Verleihung des Preises vor Ort in Aachen konnte ich unserem Landsmann die besten Wünsche des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland übermitteln. Ich bin sehr geehrt, dass meine Stellvertreterin Ingwelde Juchum und ich von der Stadt Aachen zu diesem besonderen Ereignis eingeladen wurden und diese besondere Atmosphäre genießen durften. Es wird sicher ein einmaliger Akt bleiben, dass ein Siebenbürger Sachse mit dieser bedeutendsten europäischen Ehrung gewürdigt wird. Schade nur, dass das Bürgerfest, das normalerweise rund um die Preisverleihung organisiert wird, situationsbedingt nicht stattfinden konnten, es wäre für unseren Verband eine hervorragende und öffentlichkeitswirksame Plattform gewesen.“

Das Zusammentreffen von Rainer Lehni, Dr. Bernd Fabritius und Dr. Paul Jürgen Porr, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, mit dem frisch gekürten Karlspreisträger und seiner Frau in Aachen wurde in dieser Zeitung, Folge 16 vom 12. Oktober, Seite 1, bereits dokumentiert.

Auch wenn das von Lehni erwähnte Bürgerfest ausfallen musste, gab es eine Vielzahl von Veranstaltungen im Vorfeld der Preisverleihung, um den Aachenern den Preisträger, seine Heimat Siebenbürgen und das Land, dessen Präsident er ist, näher zu bringen. Plakate säumten die Straßen in Aachen. Viele Veranstaltungen wurden auch online übertragen und sind teilweise weiterhin auf Abruf verfügbar: Man kann sich kaum eine bessere Werbung für Rumänien vorstellen.

Beispielhaft sei eine Ausstellung herausgegriffen, die nicht im Rahmenprogramm verzeichnet war. Das Kulturzentrum „Stadtbad Aachen“ zeigte mit der Sammlung Dobre-Sima neue Meisterwerke zweier Künstlerinnen aus Bukarest. Die von dem Kunsthistoriker und ehemaligen Direktor des Ludwig Forums für Internationale Kunst Wolfgang Becker kuratierte und eröffnete Ausstellung zog ein interessiertes Publikum an. Im Ausstellungskatalog samt Fotos von der Eröffnungsfeier kann unter www.dobre-sima.de geblättert werden.

Uwe Konst

Schlagwörter: Klaus Johannis, Karlspreis, Europa, Aachen, Rumänien, EU, Siebenbürger Sachsen, Rumäniendeutsche, Ehrung

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