5. Oktober 2024
Evakuierungsgedenken in Sächsisch-Regen
Am Sonntag, dem 15. September, um 10.00 Uhr begann der Gedenkgottesdienst mit Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli in der evangelischen Kirche in Sächsisch-Regen. Nach der Schriftlesung folgten zwei ergreifende Zeitzeugenberichte, ähnlich wie in Wels, vorgelesen von drei Lehrerinnen unserer deutschen Schulabteilung, und zwar Ramona Klein Nagy, Gerlinde Tamasan und Martina Melinda Zey.
Der eine Bericht war von Traugott Keller, einem Reener, der jeden einzelnen Tag des Reener Trecks, vom 11. September bis 21. November 1944 in einer wunderbaren Sprache schildert (76 Tage und 1 250 km). Die anderen Berichte stammten von Susanne Kräutner und Michael Hartig aus Botsch. Sie waren viel knapper, aber auch herzergreifend. Unser Chor umrahmte die Lesungen mit zwei Liedern: „Lehre mich glauben, Herr“ und „Gott sei gelobt“. Außerdem sangen wir noch die Lieder 391 und 392 aus unserem Gesangbuch, die auch sehr gut dazu passten. Am Ende des Gottesdienstes führten die Bootscher Kinder (vom BWW „Bildungshaus Weilau“) eine kurze Theaterszene auf, in der sie versuchten, das Geschehen der Evakuierung nachzuspielen. Sie ernteten großen Applaus. Schließlich gab es im Kirchhof einen Stehempfang mit Kaffee und Kuchen, wobei auch unsere Tanzgruppe „Goldregen“ tanzte und wir alle noch ins Gespräch kamen. Am Gottesdienst beteiligten sich 105 Gemeindeglieder aus dem ganzen Reener Ländchen.
Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli stellte seine Predigt zu Psalm 16 („Ein güldenes Kleinod Davids. Bewahre mich, Gott; denn ich traue auf dich. … Du tust mir kund den Weg zum Leben: Vor dir ist Freude, die Fülle und Wonne zu deiner Rechten ewiglich.“) unter das Leitwort „Goldene Kleinode“: „Eine grundlegende Erfahrung kennen wir, nämlich, wer auf Gott vertraut, der wird nicht wanken, auch wenn die Lebensumstände widrig und bedrohlich erscheinen. Im September 1944 wurden etwa 35 000 Siebenbürger Sachsen aus Nordsiebenbürgen evakuiert. Es bildete sich ein langer Treck mit Menschen, die auf Pferdewägen, auf Lastkraftwägen aber auch in Zügen Richtung Westen aufbrachen. Obwohl die meisten unter ihnen hofften, dass die Flucht kurz sei, stellte sich heraus, dass der Weg lang und beschwerlich wurde. Es war nicht möglich, vieles von zu Hause mitzunehmen. Jeder hatte das Kostbarste eingepackt, darunter die Familienbibel sowie weitere Überlebensgegenstände. Was auf die Flucht unbedingt mitgenommen wurde, war ein besonderes Kleinod, und zwar der Kirchenschatz der Kirchengemeinde Bistritz, aber auch 800000 Zettel mit siebenbürgisch-sächsischen Mundartproben aus Nordsiebenbürgen. Diese Kleinode wurden nicht aufgegeben“, erläuterte Bischofsvikar Dr. Zikeli. In der Bibel gäbe es manche Berichte über Flucht und Vertreibung. Einer davon sei der Auszug des Volkes Israel aus Ägypten und die anschließende Wüstenwanderung. „Und wenn wir heute miterleben und mit anschauen, wie Menschen auf der Flucht sind, so können wir nachvollziehen, wie viel Kummer und Hoffnungslosigkeit sich ausbreitete. (…) Die Siebenbürger Sachsen sind in ihrer Geschichte oft bedroht und bedrängt gewesen. Sie waren und sind immer noch unterwegs von der Heimat in die Heimat, doch ein Schmuckstück ist ihnen geblieben, tief eingeprägt im kollektiven Bewusstsein, der Glaube, dass Gott sie nicht aufgeben wird. (…) Gott geht mit.“ Gott sei auch am neuen Ort zu finden, in der neuen Lebenslage, im fremden Land. „Gott lässt sich finden, wenn nach ihm gesucht wird.“ Vor 80 Jahren seien auch die Evakuierten überzeugt gewesen, dass sie nur als Gemeinschaft überleben konnten, und sie waren auch davon überzeugt, dass sie in eine neue Zukunft aufbrechen wollten, in ein, im übertragenen Sinn, neues Land, einem neuen Kanaan, betonte Dr. Zikeli. „Die Gegenwart bestand aus Krieg, Elend, Flucht und Armut, all das drängte zu einem gemeinschaftlichen Handeln. Das Wesen des gesamten Geschehens bestand in dem Kleinod, den sie mitnahmen, den Kirchenschatz, weil die Geräte des Abendmahls nach evangelischem Verständnis auf die Gegenwart des Herrn hinweisen. So gingen sie los, gedemütigt und erschrocken zwar in eine ungewisse Zukunft, jedoch unter dem Vorzeichen, dass Gott ihr Los in seinen Händen hält. Der Glaube an die Auferstehung vergewissert uns, dass Leiden, Verzweiflung, Flucht und Vertreibung nicht das letzte Wort haben. Sie sind Fragmente, Bruchteile zu etwas Neuem hin. Wenn wir dabei auch Schmerz verspüren, Kummer, Verlust, manchmal auch Hass, Gott lässt daraus etwas Neues entstehen.“ Und schließlich, zusammengefasst mit den Worten des Korintherbriefes: „In allem erweisen wir uns als Diener Gottes: in großer Geduld, in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten, in Schlägen, in Gefängnissen, in Aufruhr, in Mühen, im Wachen, im Fasten, in Lauterkeit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit … (2. Kor. 6, 4-6). Lauter goldene Worte, die auch 80 Jahre nach dem Drama der Evakuierung belegen, dass es in der Welt die große segnende, erhaltende und erneuernde Kraft Gottes gibt.“
Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli stellte seine Predigt zu Psalm 16 („Ein güldenes Kleinod Davids. Bewahre mich, Gott; denn ich traue auf dich. … Du tust mir kund den Weg zum Leben: Vor dir ist Freude, die Fülle und Wonne zu deiner Rechten ewiglich.“) unter das Leitwort „Goldene Kleinode“: „Eine grundlegende Erfahrung kennen wir, nämlich, wer auf Gott vertraut, der wird nicht wanken, auch wenn die Lebensumstände widrig und bedrohlich erscheinen. Im September 1944 wurden etwa 35 000 Siebenbürger Sachsen aus Nordsiebenbürgen evakuiert. Es bildete sich ein langer Treck mit Menschen, die auf Pferdewägen, auf Lastkraftwägen aber auch in Zügen Richtung Westen aufbrachen. Obwohl die meisten unter ihnen hofften, dass die Flucht kurz sei, stellte sich heraus, dass der Weg lang und beschwerlich wurde. Es war nicht möglich, vieles von zu Hause mitzunehmen. Jeder hatte das Kostbarste eingepackt, darunter die Familienbibel sowie weitere Überlebensgegenstände. Was auf die Flucht unbedingt mitgenommen wurde, war ein besonderes Kleinod, und zwar der Kirchenschatz der Kirchengemeinde Bistritz, aber auch 800000 Zettel mit siebenbürgisch-sächsischen Mundartproben aus Nordsiebenbürgen. Diese Kleinode wurden nicht aufgegeben“, erläuterte Bischofsvikar Dr. Zikeli. In der Bibel gäbe es manche Berichte über Flucht und Vertreibung. Einer davon sei der Auszug des Volkes Israel aus Ägypten und die anschließende Wüstenwanderung. „Und wenn wir heute miterleben und mit anschauen, wie Menschen auf der Flucht sind, so können wir nachvollziehen, wie viel Kummer und Hoffnungslosigkeit sich ausbreitete. (…) Die Siebenbürger Sachsen sind in ihrer Geschichte oft bedroht und bedrängt gewesen. Sie waren und sind immer noch unterwegs von der Heimat in die Heimat, doch ein Schmuckstück ist ihnen geblieben, tief eingeprägt im kollektiven Bewusstsein, der Glaube, dass Gott sie nicht aufgeben wird. (…) Gott geht mit.“ Gott sei auch am neuen Ort zu finden, in der neuen Lebenslage, im fremden Land. „Gott lässt sich finden, wenn nach ihm gesucht wird.“ Vor 80 Jahren seien auch die Evakuierten überzeugt gewesen, dass sie nur als Gemeinschaft überleben konnten, und sie waren auch davon überzeugt, dass sie in eine neue Zukunft aufbrechen wollten, in ein, im übertragenen Sinn, neues Land, einem neuen Kanaan, betonte Dr. Zikeli. „Die Gegenwart bestand aus Krieg, Elend, Flucht und Armut, all das drängte zu einem gemeinschaftlichen Handeln. Das Wesen des gesamten Geschehens bestand in dem Kleinod, den sie mitnahmen, den Kirchenschatz, weil die Geräte des Abendmahls nach evangelischem Verständnis auf die Gegenwart des Herrn hinweisen. So gingen sie los, gedemütigt und erschrocken zwar in eine ungewisse Zukunft, jedoch unter dem Vorzeichen, dass Gott ihr Los in seinen Händen hält. Der Glaube an die Auferstehung vergewissert uns, dass Leiden, Verzweiflung, Flucht und Vertreibung nicht das letzte Wort haben. Sie sind Fragmente, Bruchteile zu etwas Neuem hin. Wenn wir dabei auch Schmerz verspüren, Kummer, Verlust, manchmal auch Hass, Gott lässt daraus etwas Neues entstehen.“ Und schließlich, zusammengefasst mit den Worten des Korintherbriefes: „In allem erweisen wir uns als Diener Gottes: in großer Geduld, in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten, in Schlägen, in Gefängnissen, in Aufruhr, in Mühen, im Wachen, im Fasten, in Lauterkeit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit … (2. Kor. 6, 4-6). Lauter goldene Worte, die auch 80 Jahre nach dem Drama der Evakuierung belegen, dass es in der Welt die große segnende, erhaltende und erneuernde Kraft Gottes gibt.“
Pfarrer Johann Zey, Horst Göbbel
Schlagwörter: Evakuierung, Gedenken, Sächsisch-Regen
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