28. Dezember 2024

Pfarrhaus in Arbegen aus Dornröschenschlaf erweckt

„Es ist nicht, was es ist; es ist, was man draus macht.“ Dieser Satz passt hervorragend zu Hans-Christian Ramser, ein Siebenbürger, der heute in Dortmund lebt. Er stammt aus Arbegen, einem Dorf zwischen Mediasch und Hermannstadt. Was er aus dem Pfarrhaus seines Heimatdorfes gemacht hat, konnte er allen interessierten Gästen beim Arbegener Treffen im Juli präsentieren. Dabei lagen zwei Jahre harter Arbeit hinter ihm.
Im Arbegener Pfarrhaus ist noch Platz für weitere ...
Im Arbegener Pfarrhaus ist noch Platz für weitere Initiativen. Foto: Hans-Christian Ramser
Bei einer Führung durch die drei fertiggestellten Räume erzählte er den Besuchern von seinem Wunsch, ein Ferienhaus in Siebenbürgen zu besitzen und von der Entscheidung, seine Kräfte und auch Finanzen in das Haus in der Hauptstraße 384 zu investieren. „Ich will nicht Vergangenheit retten. Ich will Zukunft möglich machen“, so sein Credo. Die Formalitäten mit der Eigentümerin, also mit der Evangelischen Kirche in Rumänien, waren schnell erledigt. Er konnte also mit dem Umbau beginnen. Und damit fing das Abenteuer erst an. Wo andere Menschen nur Verfall, Ausweglosigkeit und Überforderung sahen, erblickte Hans-Christian Ramser seine Chance. Das Haus war ihm aus seiner Kindheit vertraut, denn er hatte dort als Arbegener Junge mit den Pfarrerskindern gespielt. Aber es hatte lange leer gestanden. Mit der Zeit war es zugewuchert, Wasser war eingedrungen, Leitungen waren geborsten. Kurz: Es befand sich in einem desolaten Zustand.

Als zukünftiger Besitzer gefiel ihm aber die Lage des Hauses auf einer kleinen Anhöhe in der Mitte des Dorfes, sein großer Garten, die alten Obstbäume, die breite Auffahrt, der eigene Brunnen. „Daraus kann man etwas machen“, so seine Überzeugung. Und er ging an die Arbeit. Er holte den Architekten Tudor Pavelescu, den Inhaber des Architekturbüros Modul 28, in Hermannstadt zu Hilfe. Zuerst wurde das Dach neu gedeckt, das Haus trockengelegt und Strom und Gasleitungen neu verlegt. Danach entschieden Bauherr und Architekt, den alten Hauptzugang vom Dorfplatz wieder zu aktivieren. Sie machten die vorher noch versteckten Jugendstil-Elemente in der Veranda des Hauses durch das Streichen mit kräftigen Farben besser sichtbar. Unter alten Farbschichten an den Wänden entdeckten sie historisch bunte Wandmalereien und setzten sie als „architektonische Zitate“ beim neuen Anstrich richtig in Szene. Sie ließen von alten Messing-Fenstergriffen die weiße Ölfarbe entfernen und restaurieren, so dass sie heute mit neuem Glanz den historischen Charakter des Hauses unterstreichen. Durch das Entfernen von Trennwänden wurde das vordere Zimmer groß und lichtdurchflutet.

Nun sind die ersten drei Räume sozusagen fertig. Sie sind für Hans-Christian Ramser der Beweis dafür, dass heute in Siebenbürgen einiges machbar ist. Und er ist überzeugt: „Es muss weitergehen.“

Aber Ramser denkt noch weiter. Auch die benachbarte Arbegener Kirche, die sich in einem beklagenswerten Zustand befindet, könnte eine neue Bestimmung finden. „Eines ist klar. Allein für den Gottesdienst wird diese Kirche nicht mehr renoviert. Es gibt keine Gemeinde mehr“, stellt Ramser nüchtern fest. Es bröckelt an allen Ecken und Enden. Marder haben die wertvolle Orgel kaputt gemacht. Der Verfall ist an vielen Stellen offensichtlich.
Arbegener Treffen 2024: Bauherr Christian Ramser ...
Arbegener Treffen 2024: Bauherr Christian Ramser (1. von links) zeigte den Gästen das renovierte Pfarrhaus. Foto: Margrit Csiky
Der Vorsitzende der Heimatortsgemeinschaft Arbegen, Konrad Rampelt (von 1989-1991 Pfarrer in Mediasch und seit 31 Jahren Pfarrer in Griesheim/Darmstadt), bestätigt diese Einschätzung. Rampelt schränkt aber ein: „Die HOG hat von den Arbegenern in Deutschland vor einigen Jahren 20000 Euro Spenden gesammelt und das Dach der Kirche und des Kirchturms in Zusammenarbeit mit der Stiftung Kirchenburgen überholt. Damit ist die Kirchenburg zumindest vor Regen geschützt“, sagt Rampelt und ergänzt: „Die HOG wird auch weiter sammeln. Aber andere Baufälligkeiten der Kirchenburg müssten als größer angelegte EU-Projekte angegangen werden.“

Doch während viele im Kirchengebäude nur eine Last sehen, erkennt Ramser darin eine Ressource: „Der Raum ist wunderbar, man muss ihn nur neuen Nutzungen zuführen“, sagt er. „Und da sind neue Ideen gefragt.“ Ramser ist überzeugt, dass die Kirche, wenn sie klug umgestaltet wird, eine neue Funktion finden kann, die weit über den traditionellen Gottesdienst hinausgeht. Er kann sich kulturelle Veranstaltungen, Konzerte, Ausstellungen oder sogar Tagungen in dem historischen Gebäude vorstellen. Um diese Vision zu verwirklichen, erhält er Unterstützung vom Architekturbüro Modul 28 aus Hermannstadt.

Margrit Csiky


Weitere Infos: https://pfarrhaus-arbegen.de/das-pfarrhaus/

Kontakt für Rückfragen: Hans-Christian Ramser, Telefon: (0172) 2566155, E-Mail: info[ät]christianramser.de

Schlagwörter: Arbegen, Pfarrhaus, Renovierung

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