2. März 2006

Rumänische Arbeitgeber suchen Annäherung an Europa

Deutschland hat eine große Erfahrung im Bereich der Marktwirtschaft und Arbeitgeberverbände. Dieses Wissen will sich der Rumänische Arbeitgeberverband (Patronatul Român), eine der stärksten Unternehmervereinigungen des Landes, zunutze machen. Auf Einladung der bayerischen Arbeitgeberverbände führte der Verbandsvorsitzende Gheorghe Naghiu am 20. Januar Gespräche in München mit Rainer Ptok und Stefan Albat, leitenden Vertretern der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW-München), die für die Realisierung dieser Zusammenarbeit zuständig sind.
Im Gegensatz zu den Parteien und den Gewerkschaften haben die Arbeitgeberverbände nach der Wende in Rumänien einen zögerlichen Start hingelegt. Erst in letzter Zeit sitzen sie am gleichen Verhandlungstisch mit Regierung und Gewerkschaften und nehmen an der politischen Entscheidungsfindung teil. Nun suchen die Unternehmervereinigungen Verbündete in ganz Europa, um sich in die europäischen Strukturen integrieren zu können. So wolle man die Effizienz des Rumänischen Arbeitgeberverbands aufgrund deutscher Erfahrungen und Muster verbessern, erklärte Naghiu nach dem Besuch in München. Sein Verband strebt eine baldige Aufnahme in den Europäischen Dachverband der Wirtschaft UNICE (Union of Industrial and Employers' Confederations of Europe) an, der die Interessen von 34 Industrie- und Arbeitgeberverbänden aus 27 europäischen Ländern vertritt. Wegen ihrer Repräsentativität gilt die UNICE als die Stimme der Unternehmen in Europa.
Gespräche der bayerischen und rumänischen Arbeitgeberverbände in München, von links nach rechts: Rainer Ptok, Stefan Dobrescu, Gheorghe Naghiu und Stefan Albat.
Gespräche der bayerischen und rumänischen Arbeitgeberverbände in München, von links nach rechts: Rainer Ptok, Stefan Dobrescu, Gheorghe Naghiu und Stefan Albat.


Mit bayerischer Hilfe beabsichtigen mehrere Rumänischen Arbeitgebervereinigungen, eine Repräsentanz in München zu eröffnen. Fünf der acht wichtigsten Vereinigungen in Rumänien hatten bereits im Mai 2005 eine diesbezügliche Absichtserklärung mit Projektmanagement & Consulting, Dipl.-Ing. Stefan Dobrescu (Rosenheim), unterzeichnet. Dobrescu ist der Berater des Rumänischen Arbeitgeberverbandes in den deutschsprachigen Ländern und beteiligte sich an den Gesprächen mit der VBW. Bayerische Vertreter werden demnächst Bukarest besuchen, um sich ihrerseits ein Bild vom Rumänischen Arbeitgeberverband zu machen.

Ausgewanderte Siebenbürger Sachsen ermuntert Naghiu, in Rumänien zu investieren und ihre Erfahrung in die rumänische Wirtschaft einzubringen. Laut novelliertem Gesetz können die dortigen Arbeitgeberverbände künftig eine eigene Bank gründen oder mit Banken zusammenzuarbeiten, um Wertpapiere herauszugeben. Diese Möglichkeit wolle der Rumänische Arbeitgeberverband nutzen, um einen Heimatfonds herauszugeben, der eine höhere Rendite garantiere als übliche Banken, erklärte Naghiu.

Die großen Korruptionsfälle, die zurzeit von der Justiz in Rumänien aufgedeckt werden, sind nach Ansicht Naghius das Ergebnis grundsätzlicher Missstände: "Bei uns haben die Politiker Geschäfte gemacht und die Geschäftsleute Politik." Der Verbandsvorsitzende spricht sich daher für eine klare Trennung der Kompetenzen aus: "Die Politiker sollen Politik machen, die Unternehmer Geschäfte."

sb

Schlagwörter: Wirtschaft, deutsch-rumänische Beziehungen

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