18. Juli 2009

Johann Brenndörfer, ältester Siebenbürger Sachse, gestorben

Am 28. Juni verstarb Johann Brenndörfer, vermutlich der älteste Siebenbürger Sachse weltweit, im Alter von 105 Jahren in Kronstadt. Getreu dem Spruch „Üb immer Treu und Redlichkeit, bis an dein selig End“ war er bis zuletzt aktives Mitglied der evangelischen Kirchengemeinde Kronstadt-Bartholomae und treuer Leser der Siebenbürgischen Zeitung.
Johann Brenndörfer wurde am 12. August 1903 in Kronstadt geboren und wuchs behütet unter vier Geschwistern auf. Seine Kindheit verbrachte er glücklich im Schoße einer Großfamilie und innerhalb der sächsischen Gemeinde, die fest verwurzelt war in Brauchtum und Kirche.

Nach Abschluss der Schule begann er eine Tischlerlehre, erkrankte jedoch im Alter von vierzehn plötzlich. Einzig erfolgreiche Therapie war eine Kneipp-Kur, durchgeführt bei Verwandten in Ungarn. Hier erzog er sich eine bewundernswerte Selbstdisziplin an, die ihn bis ins hohe Alter begleiten sollte. In Kronstadt ging er dann als gelernter Tischler passioniert seinem Handwerk nach, von dem er stets mit Hochachtung sprach. Gewissenhaft entwarf er seine Möbel selbst, um sie dann nach detaillierten Skizzen anzufertigen.

Johann Brenndörfer, vermutlich der älteste ...
Johann Brenndörfer, vermutlich der älteste Siebenbürger Sachse weltweit, ist im Alter von 105 Jahren in Kronstadt gestorben.
Die 1935 geschlossene Ehe mit Selma Wagner bescherte dem Paar drei Kinder, die in einem harmonischen Umfeld aufwuchsen durften. Das Familienleben war geprägt von der selbstlosen Liebe der Eltern zueinander und natürlich zu den Kindern, die in einer innigen Gemeinschaft und mit Wertlegung auf Pflege des Brauchtums aufwuchsen. Umso härter traf dann der Tod Selma Brenndörfers im Jahr 1989 die Familie. Zudem bereitete die in den folgenden Jahren einsetzende Auswanderungswelle Johann Brenndörfer viel Kummer, da er mit ansehen musste, wie seine geliebte Gemeinde langsam schwand. Doch er fand Ablenkung, behielt seinen geordneten Tagesablauf bei und bemühte sich um einen wachen Geist im gleichen Maße, wie um seine Vitalität. Dem Seniorenkreis im Bartholomäer Pfarrhaus bleibt er als eifriges Mitglied in Erinnerung, immerzu bestrebt, die Runde mit Wissenswertem, Anekdoten und Tiefsinnigem zu erfreuen.

Der „Hansonkel aus der Mittelgasse 106“ entschlief friedlich und seinen Kindern, sieben Enkeln und sechs Urenkeln, aber auch Freunden bleibt er „als letztes Stück Heimat“ unvergessen. Pfarrer Kurt Boltres würdigte den Verstorbenen bei der Trauerfeier als „einen Christen, der mit der Lebenseinstellung „Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist“ durch ein erfülltes Leben gegangen sei.

Yvonne Gross

Schlagwörter: Kronstadt, Senioren

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