26. Dezember 2013

Thomas Städter: Hiemet

Sehnsucht nach der verlorenen Heimat, die Erinnerung daran, nehmen im Gefühlsleben der älteren Aussiedlergeneration oft genug großen Raum ein. Entsprechend häufig werden sie im dichterischen Schaffen dieser Menschen zum Ausdruck gebracht, wie wir dies auch bei Thomas Städter sehen. Er wurde 1932 in Hammersdorf, nahe Hermannstadt, geboren und lebt heute mit seiner Frau in Langenau (Baden-Württem­berg). Der Sohn, Prof. Dr. Thomas Städter, der uns das Gedicht geschickt hat, schreibt über seinen Vater: „Die Verbindung von Heimat und Glück ist seine Lebensphilosophie, die sich auch in seinen Gedichten widerspiegelt.“
Thomas Städter

Hiemet

Et gitt ierest af deser Wealt
en Platz, die mir sihr geat gefällt:
Do än dem Tual äm den Zabeng
luat Hammerschderf, de Hiemet meng.

De Schül, de Kirch än der Gemien,
do fauhlde mir es äng derhiem,
af Feeldern, Wisen uch dertäos,
net färr vun äosem Äldernhäos.

Erännerunge sen eas bliwen
u Kängdhiet än de gange Gohren,
un Ürter, wo mir hu gespillt
uch mät de Frängde gläcklich woren.

De Jugendzegt än der Gemien
um allerheschte wor derhiem:
Do hu mer vill geat Gohr verbroocht –
u Fremd uch net emol gedoocht, –

wo‘m äos geduuft uch konfirmiert,
wo Fruad wor, Zehre se‘ gefloßen,
de Kirch, wo uch det Buund der Ih
mät Ärnst fürt Leawe word geschloßen.

Und host äm Leawen tea hegt Gläck,
dink un de Hiemet uch zeräck!
Denn dot, wat sao dir hot gegeen,
kun nehmend ois dem Herzen der nehn.

Zeräck se‘ mer na wedder kunn
hiër än det Luund vun äosen Ahnen,
wo mir mät dunkborem Herzen nao
en nua Hiemet nooch iest hu fangden.

Fauhlst tea dich awer oft ellien,
dink, wao et daumols wor derhiem.
De Kängdhiet, Jugend uch dot Gläck,
dä ku jo näckest mih zeräck.


Für die Weihnachtstage und den Jahreswechsel wünschen Ihnen allen besinnliche und zugleich frohe Tage, Gesundheit und viel Gutes im neuen Jahr

Hanni Markel und Bernddieter Schobel

Schlagwörter: Saksesch Wält, Mundart, Gedicht

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