9. September 2010

Carl Wolff Gesellschaft in München gegründet

Begonnen hatte alles am 23. Mai 2010 in Dinkelsbühl. Am Rande des Heimattages kamen auf Einladung des Bundesvorsitzenden des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, Dr. Bernd Fabritius, ca. 30 siebenbürgische Geschäftsleute zu einem ersten Treffen zusammen, um sich über die Idee eines siebenbürgischen Wirtschaftsclubs in Deutschland auszutauschen. Schon hier wurde deutlich, dass großes Interesse an einer solchen Vereinigung besteht und der Erfahrungsaustausch sowie die Gespräche mit Gleichgesinnten im Vordergrund stehen sollen. Zur Vorbereitung der Gründung wurde ein Arbeitskreis gebildet, der sich gut zwei Monate später, am 28. Juli 2010, in München zusammensetzte. Ein Satzungsentwurf wurde besprochen und der von Dr. Fabritius vorgeschlagene Name „Carl Wolff Gesellschaft“ diskutiert. Nach diesem Treffen stand fest: Es wird schon bald einen siebenbürgischen Wirtschaftsclub in Deutschland geben.
Am 27. August 2010 konnte Dr. Fabritius in den Räumen der Geschäftsstelle des Verbandes in München knapp 30 Interessierte zur Gründungsversammlung begrüßen. Er überbrachte Grüße des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, der den Siebenbürgischen Wirtschaftsclub in Deutschland unterstützen möchte und diese Initiative mit Interesse begleitet. Weitere Grüße kamen von Emilia Müller, bayerische Staatsministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten, und von Hannelore Baier, Vorsitzende des Dr.-Carl-Wolff-Vereins der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien. Emilia Müller schreibt in ihrem vorab übermittelten Grußwort: „Ich freue mich, wenn sich besonders tatkräftige, engagierte und verantwortungsbewusste Persönlichkeiten zusammenschließen, um die wirtschaftlichen Kon­takte zwischen Deutschland, Rumänien und allen Ländern, in denen Siebenbürger Sachsen leben, auszubauen sowie das kulturelle Erbe der alten Heimat zu bewahren. Sie werden der erfolgreichen Arbeit der Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen neue und kräftige Impulse verleihen können. (...) In der Carl Wolff Gesellschaft ist Europa nicht lediglich ein abstraktes Ideal, sondern wird zur gelebten Wirklichkeit. Ich danke ihren Mitwirkenden für das Engagement und wünsche ihr eine erfolgreiche Zukunft.“

Hannelore Baier unterstützt ebenfalls die Initiative der siebenbürgischen Unternehmer in Deutschland: „Der Dr.-Carl-Wolff-Verein der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien begrüßt die Gründung eines Siebenbürgischen Wirtschaftsclubs Deutschland, der denselben Namen tragen soll wie das in Deutschland und Rumänien renommierte Wohn- und Pflegeheim für Seniorinnen und Senioren in Hermannstadt. Der Carl-Wolff-Verein betrachtet es als positives Zeichen, dass der Wirtschaftsclub in Deutschland soziale Einrichtungen in Siebenbürgen unterstützen möchte, und steht einer Zusammenarbeit offen gegenüber.“
Die Gründungsversammlung der Carl Wolff ...
Die Gründungsversammlung der Carl Wolff Gesellschaft fand in der Geschäftsstelle des Verbandes in München statt. Foto: Doris Roth
Auch der siebenbürgische Unternehmer Dipl.-Ing. Christian Habermann, Vorsitzender des Stiftungsrates der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung, und Hermannstadts Oberbürger­meister Klaus Johannis, mit denen Fabritius im Vorfeld über den Wirtschaftsclub gesprochen hatte, haben ihre Förderung und Mitwirkung im Verein zugesagt und ließen Grüße überbringen, da sie nicht persönlich anwesend sein konnten.

Der Begrüßung schloss sich eine kurze Vorstellungsrunde an. Viele der Anwesenden hatten sich bereits im Mai in Dinkelsbühl getroffen, aber auch neue Gesichter waren dabei – ein gutes Zeichen. Dann stand der Name des Vereins zur Diskussion. Der Vorschlag „Carl Wolff Gesell­schaft“, den Dr. Fabritius schon beim ersten Treffen ins Gespräch gebracht hatte, fand letztendlich bei allen Zustimmung und soll mit dem Zusatz „Siebenbürgischer Wirtschaftsclub in Deutschland“ ins Vereinsregister eingetragen werden. Der nächste Tagesordnungspunkt war die Satzung des Vereins, die Paragraph für Pa­ra­graph besprochen wurde – ein langwieriges Unterfangen, möchte man meinen, aber dank der engagierten Versammlungsteilnehmer, die gut vorbereitet waren, dennoch keine zeitraubende Angelegenheit. Alle Anwesenden stimmten der vorgelegten Satzung per Handzeichen zu; die Carl Wolff Gesellschaft (CWG) wurde somit gegründet.

Der Vereinszweck besteht neben der „Vernetzung seiner Mitglieder, der Informationsvermitt­lung im wirtschaftlichen Bereich sowie der Unterstützung und Förderung wirtschaftlicher Beziehungen zwischen Deutschland, Rumänien und allen anderen Ländern, in welchen Gemein­schaf­ten der Siebenbürger Sachsen organisiert sind“, auch in der Pflege der Kultur der Siebenbürger Sachsen, die „der Öffentlichkeit bekannt gemacht und für kommende Generationen bewahrt werden soll“. Auch um dieses Ziel zu erreichen, wird die CWG als Verein dem Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland beitreten.

Ein weiterer wichtiger Punkt war die Wahl des Vorstands, die folgendes Ergebnis erbrachte: Vorsitzender Dr. Bernd Fabritius, Stellvertreter Prof. Horst-Richard Jekel und Reinhard Homm, Geschäftsführer Helmuth Hensel, Schatzmeister Dieter Thiess, Schriftführerin Christiane Bohn. Kassenprüfer sind Mathias Knuff und Willy Schenker, Ersatzkassenprüfer Dieter Michael Schuster und Norbert Schenker.
Der Vorstand der Carl Wolff Gesellschaft (von ...
Der Vorstand der Carl Wolff Gesellschaft (von links): Helmuth Hensel, Geschäftsführer; Dieter Thiess, Schatzmeister; Prof. Horst-Richard Jekel, stellvertretender Vorsitzender; Christiane Bohn, Schriftführerin; Dr. Bernd Fabritius, Vorsitzender; Reinhard Homm, stellvertretender Vorsitzender. Foto: Doris Roth
Ein Kuratorium, dessen Einrichtung von den Gründungsmitgliedern beschlossen wurde, wird der Carl Wolff Gesellschaft beratend zur Seite stehen. Dipl.-Ing. Christian Habermann wurde zum Vorsitzenden gewählt, Klaus Johannis und Peter Maffay zu Mitgliedern. Habermann und Johannis hatten ihre aktive Teilnahme bereits im Vorfeld zugesagt, mit Maffay will der Vorstand sich noch in Verbindung setzen. Die drei Persönlichkeiten wurden überdies zu Ehrenmitgliedern der CWG ernannt.

Über die vorgeschlagene Staffelung des Mitgliedsbeitrags herrschte schnell Einigkeit. Danach konnten die Anwesenden weitere Themen in die Diskussion einbringen; unter anderem wurde über eine eigene Webseite der CWG gesprochen, die erarbeitet werden soll, und über die Siebenbürgische Zeitung, die zum offiziellen Mitteilungsblatt des Vereins bestimmt wurde. Nach drei Stunden konnte Dr. Bernd Fabritius die Gründungsversammlung der Carl Wolff Gesellschaft schließen. Die Anwesenden waren zufrieden mit dem Ausgang des Nachmittags und sind jetzt begierig darauf, die eigentliche Arbeit des Vereins zu beginnen: Kontakte knüpfen, ein Netzwerk aufbauen, Mitglieder werben.

Doris Roth

Carl Wolff

Carl Wolff war Volkswirtschaftler, Politiker und Kirchenkurator der Evangelischen Landeskirche A.B. in Siebenbürgen. Er wurde am 11. Oktober 1849 in Schäßburg geboren und studierte nach Abschluss des Schäßburger Gymnasiums Rechtswissenschaften. 1874 übernahm er die Schriftleitung des Siebenbürgisch-Deutschen Tageblattes, 1885 wurde er Direktor der Hermannstädter allgemeinen Sparkassa und gründete die Raiffeisenvereine, 1891 die Siebenbürger Vereinsbank. Er gehörte zu den Gründern und Förderern des Siebenbürgischen Karpatenvereins und trieb die Modernisierung der siebenbürgischen Betriebe voran. Überdies war er von 1881 bis 1887 Abgeordneter im ungarischen Parlament. Carl Wolff starb am 3. Oktober 1929 in Hermannstadt.

Am Ende des 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts vereinigte Carl Wolff die politische und volkswirtschaftliche Führung der siebenbürgisch-sächsischen Belange in seiner Hand und war als Kirchenkurator ein maßgeblicher Entscheidungsträger der Evangelischen Landeskirche A.B. in Siebenbürgen.

(Quelle: Lexikon der Siebenbürger Sachsen)

Schlagwörter: Wirtschaftsclub, Carl Wolff Gesellschaft, Gründung

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