18. April 2011

Gemeinschaftsfördernd gewirkt: Zum Tod von Walter Engler

„Wie das Ende sein wird, ist ungewiss. Ich habe keine Angst vor dem Tod, habe nur die Bitte an meinen Schöpfer, mir das Sterben leicht zu machen.“ Dies sind die letzten beiden Sätze im am 10. Juni 2009 selbst verfassten Lebenslauf von Walter Engler. Unser Schöpfer meinte es gut mit ihm. Der ehemalige Vorsitzende und Ehrenvorsitzende der Landesgruppe Niedersachsen/Bremen verstarb am 28. März 2011 kurz nach seinem 95. Geburtstag. Zu Hause. Er begab sich am Abend zur Nachtruhe und ist friedlich eingeschlafen.
Walter Engler wurde am 28. Januar 1916 als dritter Sohn des Jaader Volksschulrektors Thomas Engler in Jaad geboren. Nach der entsprechenden Schul- und Berufsausbildung wurde er im Herbst 1935 in seiner Heimatgemeinde Jaad Volksschullehrer. Er diente in der rumänischen Armee und im Zweiten Weltkrieg (ab 1942) bei der Waffen-SS (Frankreich, Ostfront, Deutschland). Die unmittelbare Nachkriegszeit erlebte er im Großraum Hannover und Bremen als Landarbeiter, als Akkordeonspieler in einer Tanzkapelle, als Hilfsarbeiter und ab 1950 bis zu seiner Pensionierung 1978 als Grundschul- bzw. Hauptschullehrer. Von Anfang an übernahm er mit großer Begeisterung – wie in Siebenbürgen – viele Aufgaben im Vereinsleben der Orte, in denen er lebte.

Der verstorbene Ehrenvorsitzende der Landesgruppe ...
Der verstorbene Ehrenvorsitzende der Landesgruppe Niedersachsen, Walter Engler, an seinem 90. Geburtstag. Foto: Wolfram Engler (Sohn)
Nach der Geburt seiner Söhne Norbert (1946), Wolfram (1947) und Armin (1952) aus erster Ehe mit der Kriegerwitwe Maria Solzer zog die Familie nach Hannover, wo Walter Engler bis zu seinem Lebensende wohnte. 1964 heiratete er Ilaria Ivanovitsch aus Czernowitz, die leider 1979 starb. Ebenso hat ihn der Verlust seines Sohnes Norbert (2004) überaus schwer getroffen. Andererseits waren seine drei Enkel Jonathan, Gabriel und Simeon sein großer Stolz. Während der letzten 30 Jahre seines Lebens hatte er in Edith Kegenbein eine treue, intelligente, sehr liebenswürdige, gastfreundliche Lebenspartnerin an seiner Seite, die ihn im Alltag in der Constantinstraße in Hannover und auf zahlreichen Reisen in Deutschland, Österreich, Kanada, Spanien und Italien interessiert begleitet hat.

Sein Heimatdorf Jaad und Siebenbürgen waren ihm sehr wichtig. Für uns war er ein aufrechter Jaader. Die Treffen unserer Heimatortsgemeinschaft hat er, so oft es möglich war, gerne besucht. Walter Engler hat seine Verbindung zu Siebenbürgen, zu seinem Heimatort Jaad nie aufgegeben, sogar umfassend gepflegt, sei es über seine Reisen (schon früh in den 60er Jahren machte er sich auf den Weg nach Jaad, zuletzt mit seinen Enkelkindern Simeon und Gabriel), durch seine intensive Mitwirkung am Zustandekommen des Jaader Heimatbuches 1990 - wesentliche Beiträge stammen aus seiner Feder. Walter Engler war seinem Volk der Siebenbürger Sachsen eng verbunden. Er wirkte schon seit den 50er Jahren im Kreisverband Hannover und im Landesverband Niedersachsen/Bremen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen mit. Ab 1955 unterstützte er in Hannover seinen Onkel Dr. Thomas Frühm, damals Landesvorsitzender, dabei, den Landesverband Niedersachsen/Bremen aufzubauen, vertrat diesen bei mehreren Verbandstagen, wo er durch seine fortschrittliche Haltung und konstruktiven Beiträge auffiel. Jahrelang war er 2. Vorsitzender des Landesvorstandes. Er hat auch die Ämter des Schriftführers bzw. Kultur- und Sozialreferenten inne gehabt (letzteres von 1974-1977). 1965 wurde er zudem Vorsitzender der Kreisgruppe Hannover, von 1977 (bis 1980) auch Landesvorsitzender. 1986 war er einer der Initiatoren und Organisationsleiter der Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtage in Hannover. Bis zu seinem Tode war er Ehrenvorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen/Bremen.

Typisch für Walter Engler war es, sich auch in schwierigsten Zeiten nicht unterkriegen zu lassen. Er war ein eminenter Vertreter der hohen geistigen Schule Mitteleuropas, ein Lehrer und Erzieher von Rang, ein Mensch mit Weitblick, durchdrungen von seinem Credo, Familie und Gemeinschaft seien essentielle Faktoren eines gelingenden Lebens. Walter Engler war hilfsbereit, besaß eine freundliche Art des menschlichen Umgangs, war humorvoll, fröhlichen Stunden gar nicht abgeneigt, ein Tüftler auf allerlei Gebieten (nicht nur bei seiner geliebten Imkerei), technikfreundlich und in hohem Alter ein großer Befürworter und Nutzer elektronischer Medien. Zu seinem 90. Geburtstag freute ihn mit am meisten der neue Laptop, Geschenk seiner geliebten Enkelkinder. Walter Engler, unser großer Jaader, unser wertvoller Freund, war ein hoch interessierter Landsmann mit Ausstrahlung, der zu seiner Familie und seinen Landsleuten gestanden ist und zeitlebens in besonderem Maße gemeinschaftsfördernd gewirkt hat. Walter Engler hat sich um unsere Gemeinschaft verdient gemacht.

Horst Göbbel

Schlagwörter: Nachruf, Niedersachsen, Landesvorstand, Nordsiebenbürgen

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Neueste Kommentare

  • 18.04.2011, 12:25 Uhr von AW-Nösen: @getkiss: und was bitte "verzapft" Herr Göbbel hier? Wenn schon Kritik, dann bitte konkreter! [weiter]
  • 18.04.2011, 11:04 Uhr von getkiss: Ohne die Verdienste des Verstorbenen zu schmälern: Was der Herr Göbbel hier verzapft..... [weiter]

Artikel wurde 2 mal kommentiert.

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