7. Juni 2011

Grußwort von Kulturstaatsminister Bernd Neumann zum Heimattag in Dinkelsbühl

Vielschichtige Assoziationen verbindet der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsminister Bernd Neumann, MdB, mit dem diesjährigen Heimattagsmotto „Flügel hier, Wurzeln dort – Brücken über Zeit und Raum“. Lesen Sie im Folgenden das ungekürzt wiedergegebene Grußwort von Kulturstaatsminister Neumann zum Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl.
Für den diesjährigen Heimattag der Siebenbürger Sachsen haben Sie ein Motto ausgewählt, das in besonderer Weise anspricht und überzeugt: „Flügel hier – Wurzeln dort. Brücken über Zeit und Raum“. Dieser Titel vereinigt gleich mehrere Bilder, die Ihr besonderes Bemühen um den Erhalt und die Weiterentwicklung des einzigartigen Kulturerbes der Siebenbürger Sachsen sinnfällig vor Augen führen. Ausgehend von den Wurzeln in der alten Heimat wird ihr vielfältiges Wirken hier in Deutschland – dem neuen Zuhause – beflügelt. Ihre offene und aktive Haltung, die eine selbstbewusste Rückbesinnung auf die Vergangenheit mit einem pragmatischen und zupackenden Blick nach vorn verbindet, trug von Beginn an dazu bei, die Integration zu erleichtern.

Zugleich hat sie viele von Ihnen motiviert, sich in besonderer Weise für Ihre Gemeinschaft einzusetzen und tragfähige Brücken über Zeit und Raum zu errichten. Eine beeindruckende Vielfalt kultureller Aktivitäten weist deutlich über eine rein akademische Befassung mit der eigenen Herkunft hinaus. Die Aufarbeitung einer oft schmerzvollen Geschichte, der Erhalt einzigartiger Kulturdenkmäler und Überlieferungen sowie eine aktive Forschungs- und Publikationstätigkeit haben vielfach ausgezeichnete Ergebnisse hervorgebracht und tun es auch weiterhin.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann ...
Kulturstaatsminister Bernd Neumann
Ihr Vorsitzender Dr. Bernd Fabritius erhielt kürzlich die „Medaille für besondere Verdienste um Bayern im Vereinten Europa“, mit besonderer Betonung des Engagements für die Integration der Siebenbürger Sachsen in der Bundesrepublik Deutschland und für die Bewahrung und Weiterentwicklung siebenbürgisch-sächsischer Gemeinschaft und Kultur. Der Theologe und Historiker Professor Christoph Klein, Altbischof der Evangelischen Landeskirche in Rumänien, und der Denkmalpfleger und Kunsthistoriker Dr. Christoph Machat, der Vorsitzende des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrats, werden bzw. wurden mit dem renommierten Georg-Dehio-Preis ausgezeichnet. Der Bürgermeister von Hermannstadt, Klaus Johannis, erhielt 2010 die Ehrenplakette des Bundes der Vertriebenen für seine hervorragenden Verdienste um die Völkerverständigung als Brückenbauer in einem zusammenwachsenden Europa. Die Tatsache, dass im Vorjahr der Innenminister und in diesem Jahr der Außenminister Rumäniens an Ihrem Heimattag teilnimmt, zeigt, wie beispielgebend und erfolgreich Sie alle gemeinsam die europäische Idee leben.

Ganz besonders freue ich mich darüber, dass während Ihres diesjährigen Heimattages den Professoren Stefan Sienerth und Peter Motzan der Siebenbürgisch-Sächsische Kulturpreis verliehen wird. Beide haben sich große wissenschaftliche Verdienste erworben – sowohl als Leiter des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas, das von meinem Hause institutionell gefördert wird, als auch durch die Betreuung zweier Stiftungsprofessuren im rumänischen Klausenburg (Cluj-Napoca) und im ungarischen Fünfkirchen (Pécs), die der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien gleichfalls unterstützt. Das durch Sienerth und Motzan aufgebaute und geleitete Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas e. V. ist aus meiner Sicht ein Solitär in der modernen Wissenschaftslandschaft, indem es seine Strahlkraft nicht nur aus der Exzellenz seiner Forschungstätigkeit bezieht, sondern ebenso aus dem persönlichen Sendungsbewusstsein dieser beiden heimatverbundenen Siebenbürger Sachsen. Auf diese Weise wirken sie gleichermaßen als Forscher und Kulturbotschafter. In den Fokus des öffentlichen Interesses sind sie durch ihr Forschungsprojekt zu den Machenschaften der Securitate gelangt. Als besonnene Aufklärer untersuchen sie mit wissenschaftlich geschultem, unparteiischem Auge die Einwirkungen und Verfolgungen, denen die rumäniendeutschen Schriftsteller seitens dieses berüchtigten Sicherheitsdienstes ausgesetzt waren. Gerade auch für diese wichtige Aufklärungsarbeit gebührt ihnen die Auszeichnung.

Ich verstehe diese zahlreichen Ehrungen auch als Anerkennung des vielfältigen Engagements des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien für den Erhalt des siebenbürgisch-sächsischen Kulturerbes. Das Siebenbürgische Kulturzentrum in Gundelsheim einschließlich des dortigen Museums erfährt seit vielen Jahren Förderung auf dem Projektwege. Aktuell wird das EU-Großprojekt „18 Kirchenburgen“ durch ein wissenschaftliches Koordinierungsbüro unterstützt. In Zusammen- arbeit mit dem Landesarchiv Baden-Württemberg wird die Sicherung, Konservierung und Erschließung stark gefährdeter Bestände im Rumänischen Nationalarchiv in Klausenburg (Cluj-Napoca) gefördert und eine Restaurierungswerkstatt eingerichtet. Sicherungs- und Erhaltungsmaßnahmen gelten den Kirchenburgen in Donnersmarkt (Mănărade) und Radeln (Roadeș). Dabei freut es mich besonders, dass das Projekt in Radeln in Zusammenarbeit mit der Peter-Maffay-Stiftung nicht allein der historischen Bausubstanz, sondern vor allem auch traumatisierten und benachteiligten Kindern als Schutzraum zugute kommen wird. Am 9. Juli werde ich nach Radeln (Roadeș) reisen und gemeinsam mit dem rumänischen Außenminister und Peter Maffay dieses Kinderheim auf dem Gelände der Kirchenburg eröffnen.

Die deutsche Siedlungs- und Kulturgeschichte im östlichen und südöstlichen Europa ist Teil des geschichtlichen Erbes aller Deutschen. Zugleich wirkt sie bis in die Gegenwart in den ehemals deutsch mitgeprägten Herkunftsländern fort. Wenn Sie sich heute intensiv mit dem siebenbürgisch-sächsischen Kulturerbe befassen, bauen Sie eine breite Brücke zwischen nationaler Identität und europäischem Bewusstsein. Diese wichtige Arbeit zahlt sich für uns alle aus. Daher gilt mein besonderer Dank den zahlreichen Trägern der Kulturarbeit in Ihren Reihen, die sich haupt- und ehrenamtlich dieser wichtigen Aufgabe verpflichtet sehen. Gerne sage ich Ihnen zu, dass ich Ihre Bemühungen auch weiterhin nach Kräften fördern und unterstützen werde.

Dem Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl wünsche ich einen guten Verlauf, dem Verband der Siebenbürger Sachsen, der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutsch­land und ihren zahlreichen Gästen aus dem In- und Ausland beflügelnde Begegnungen, interessante Gespräche sowie nicht zuletzt Ihnen allen ein frohes Pfingstfest.

Bernd Neumann, MdB, Staatsminister bei der Bundeskanzlerin

Schlagwörter: Heimattag 2011, Grußwort, Dinkelsbühl, Politik

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