12. Juni 2013

60 Jahre Siebenbürgerheim Rimsting

„Vor allem wünsche ich unserem liebenswerten Heim künftige Vorstände und Heimleitungen, die ganz im Geiste der Gründerväter weiter so treu unserem Leitspruch folgen wollen: 'Siebenbürgerheim – durch Treue gestaltet, mit Liebe verwaltet – zum Wohle der Alten, Gott mög‘ es erhalten!'“. Mit diesem sinnigen Reim beschloss Klaus Waber, der Vorsitzende des Hilfsvereins der Siebenbürger Sachsen „Stephan Ludwig Roth“ e.V., Trägerverein des Siebenbürgerheims Rimsting, seine Festrede. Die Jubiläumsfeier aus Anlass des 60-jährigen Bestehens des Alten- und Pflegeheimes in Rimsting am Chiemsee fand am Samstag, den 8. Juni, unter freiem Himmel, bei hellem Sonnenschein statt. Die Festorganisatoren konnten sich mit den rund 400 Feier- und Ehrengästen sowie den bei den musikalischen und Tanzdarbietungen Aktiven über das ganztägige Kaiserwetter freuen.
Das von 10 bis 18 Uhr währende Veranstaltungsprogramm war zweigegliedert in einen vormittäglichen offiziellen und einen nachmittags folgenden geselligen Teil. Der überdachte Treppenaufgang von Haus 3 fungierte als Rednerbühne, am Vorplatz waren Bänke, Tische sowie ein geräumiges Festzelt aufgestellt. Heimleiterin Emilie Maurer begrüßte die Festgemeinde, allen voran den 1. Bürgermeister von Rimsting, Josef Mayer, die Stellvertretende Bundesvorsitzende Herta Daniel, die Vertreter der Siebenbürger Hilfsvereine und Heime sowie der Kreisgruppen Traunstein und Rosenheim.
Das 60-jährige Bestehen des Siebenbürgerheimes ...
Das 60-jährige Bestehen des Siebenbürgerheimes Rimsting am Chiemsee wurde am 8. Juni mit einem Jubiläumsfest gefeiert. Dabei entstand dieses Gruppenbild der teilnehmenden Vertreter der Siebenbürgerheime, von links: Klaus Waber (Siebenbürgerheim Rimsting), Gustav und Maria Brantsch (Siebenbürgerheim Lechbruck), Dr. med. Justus Vellmer und Karin Powering (Siebenbürger Altenheim Osterode), Brigitte Thomke (Haus Siebenbürgen-Drabenderhöhe), Emilie Maurer (Siebenbürgerheim Rimsting), Pfarrer a.D. Friedrich Michael Barth (Haus Siebenbürgen-Drabenderhöhe), Berndt Schütz (Alten- und Pflegeheim Heimathaus Siebenbürgen in Gundelsheim). Fotos: Christian Schoger
Anders als beim Menschen bedeute das 60-jährige Jubiläum nicht Abschied von der Jugend, es bezeuge vielmehr: „Wir haben uns etabliert. Und zu jedem Jubiläum sind wir stolz auf unsere Einrichtung und auf eine lange Zeit guter Zusammenarbeit“, unterstrich die Heimleiterin.
Heimleiterin Emilie Maurer ...
Heimleiterin Emilie Maurer
Für ein Heim zähle nicht die Jugend, sondern das Alter. Besonders wichtig, über den Erfolg hinaus, sei der Zusammenhalt, so Maurer, „denn er gibt die Gewähr, im Alter nicht allein zu sein, und das möchten wir unseren Heimbewohnern vermitteln, ein Gefühl der Geborgenheit, in einer schönen Umgebung, und die Verbindung zur alten Heimat.“ Mit diesem Bekenntnis eröffnete Emilie Maurer die von Jürgen Depner, Vorstandsmitglied des Trägervereins, moderierte Festveranstaltung. Die niveauvolle musikalische Umrahmung gestaltete, neben den Trompetensoli von Benedikt Rampelt, das Familienquartett Gilch aus Eggstätt mit ausgewählten klassischen Kompositionen für Streichinstrumente.
Spielte schon öfter im Siebenbürgerheim Rimsting: ...
Spielte schon öfter im Siebenbürgerheim Rimsting: das Familienquartett Gilch aus Eggstätt
Dr. Dietrich Klein, Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Prien, hielt eine Andacht, in deren Mittelpunkt er die Lebenserfahrung der ersten Heimbewohner 1953 und einhergehend die „Ansprüche des inneren Menschen“ rückte.
Pfarrer Dr. Dietrich Klein ...
Pfarrer Dr. Dietrich Klein


Pfarrer Dr. Klein legte seiner Andacht die biblische Geschichte von Abraham auf dem Weg ins Land Kanaan zugrunde. Der religiöse Durst der Heimbewohner sei derart ausgeprägt, dass das Heim einen eigenen Pfarrer rechtfertigen würde: „Das Haus ist geistig so munter wie kaum eine Kirchenburg.“ Der Geistliche spendete den Segen. Die Festgemeinde sang das Lied „Großer Gott, wir loben dich“.



„Seit 60 Jahren gehören Sie zu unserem Dorf“


Der 1. Bürgermeister der rund 3700 Einwohner zählenden Gemeinde Rimsting, Josef Mayer, würdigte in seinem Grußwort die nun 60 Jahre andauernde „stattliche Zeitspanne, in der Großartiges geleistet wurde“. Begonnen habe alles mit dem Kauf des Anwesens in Guggenbichl, „an einem der schönsten Flecken in der Gemeinde“.
1. Bürgermeister der Gemeinde Rimsting, Josef ...
1. Bürgermeister der Gemeinde Rimsting, Josef Mayer
Im Hinblick auf die bewegten Zeiten mit Um- und Neubauten, Instandsetzungen und Sanierungen sowie der Einrichtung brandschutztechnischer Anlagen betonte Mayer, „dass hier stets bedarfsgerecht und wirtschaftlich gehandelt wurde“. Als Basis für den großen Erfolg bezeichnete er den „Zusammenhalt, das große Interesse an allen Geschehnissen regional wie international, die Pflege der alten Bräuche und damit die Bewahrung der Identität“. „In Rimsting“, stellte Mayer fest, „sind die Siebenbürger nicht mehr wegzudenken, seit 60 Jahren gehören Sie zu unserem Dorf.“ Dass auch Rimstinger Bürger in das Heim aufgenommen werden, begrüßte das Gemeindeoberhaupt ausdrücklich. Die Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde und dem Heim sei immer gut gewesen, anerkannte Bürgermeister Josef Mayer dankbar.

Die Stellvertretende Bundesvorsitzende und Vorsitzende des Landesverbandes Bayern, Herta Daniel, gratulierte dem Siebenbürgerheim Rimsting zum Jubiläum im Namen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland.
Stellvertretende Bundesvorsitzende und ...
Stellvertretende Bundesvorsitzende und Vorsitzende des Landesverbandes Bayern, Herta Daniel
Seit nunmehr 60 Jahren hätten die Vorstandsmitglieder des Trägervereins, des Hilfsvereins der Siebenbürger Sachsen „Stephan Ludwig Roth“ e.V., in vielfältigen Aktivitäten Akzente gesetzt in den Bereichen der Kulturerbepflege, der Förderung des Zusammenhalts und des sozialen Engagements: „Alle, die Verantwortung in diesem Verein trugen, haben Großes für das Siebenbürgerheim Rimsting und seine Bewohner geleistet und können stolz darauf zurückblicken. Ihnen gebührt Dank und Anerkennung“, betonte Frau Daniel. Anschließend überreichte die Stellvertretende Bundesvorsitzende das Silberne Ehrenwappen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen an Klaus Waber, Monika Pandrea, Christian Hönig, Willi Oberth, Werner Philippi und Klaus Rodatz bzw. eine Anerkennungsurkunde an Hermine Schatz, Traudl Raedler, Sigrun Rothbächer, Christian Schiel und Jürgen Zakel.
Die Stellvertretende Bundesvorsitzende Herta ...
Die Stellvertretende Bundesvorsitzende Herta Daniel ehrt den Vorsitzenden des Hilfsvereins der Siebenbürger Sachsen „Stephan Ludwig Roth“ e.V., Klaus Waber, mit dem Silbernen Ehrenwappen.
Seitens der Siebenbürgischen Altenheime aus Drabenderhöhe, Gundelsheim, Lechbruck und Osterode am Harz gratulierte Pfarrer a.D. Friedrich Michael Barth herzlich zum Jubiläum. In seinem Grußwort würdigte der Heimleiter des Alten- und Pflegeheimes Haus Siebenbürgen-Drabenderhöhe die „Erfolgsgeschichte“ des Siebenbürgerheimes Rimsting, „der in allen Abschnitten mutige Visionen engagierter Menschen vorausgegangen sind“.
Pfarrer a.D. Friedrich Michael Barth, Heimleiter ...
Pfarrer a.D. Friedrich Michael Barth, Heimleiter des Alten- und Pflegeheimes Haus Siebenbürgen-Drabenderhöhe
Hier seien „Ideen, Vorstellungen, die zutiefst in der siebenbürgischen Tradition und in einer lebensprägenden Glaubensüberzeugung wurzeln, mutig und nachhaltig in die Tat umgesetzt“ worden. Alle, die am Gelingen dieser vielfältigen Aufgabe mitgewirkt haben, könnten stolz sein auf das Erreichte.

Zur Herausforderung für die Zukunft erklärte Barth: „Das Spannungsfeld, in dem Dienste und Dienstleister sich behaupten müssen, liegt zwischen Wirtschaftlichkeit und sozialer, christlich-diakonischer Verantwortung.“ Beides miteinander zu verbinden werde zunehmend wichtig, „nicht minder aber die Qualität unseres Dienstes, und der Geist, in dem wir miteinander und füreinander handeln.“

Visionären Idealisten und zupackende Hände


Die Festrede hielt Klaus Waber. Wie der Vorsitzende des Hilfsvereins der Siebenbürger Sachsen „Stephan Ludwig Roth“ e.V. gleich eingangs feststellte, wolle er „keine Chronik“ vermitteln. Diese Funktion erfülle die zum Jubiläum herausgebrachte informative Festschrift, überdies auch die ganztägig in Haus 3 gezeigte Diaschau. Stattdessen galt das Hauptaugenmerk des Festredners dem „außergewöhnlichen und nachhaltigen Einsatz vieler uneigennütziger Menschen sowie einer äußerst gelungenen örtlichen Integration“. Beides habe die stetige Erneuerung des Heimes ermöglicht - „ohne den Verlust siebenbürgisch-sächsischer Identität, Kultur und Traditionen“. Die wichtigsten Menschen „waren und sind immer noch unsere Heimbewohner, die 60 Jahre lang dem guten Ruf und der Ausstrahlung unseres Heimes gefolgt sind und dieses auch durch ihre Persönlichkeiten, ihre Talente und ihre Lebenswerke ebenso bereichert wie auch geprägt haben“. Waber erinnerte an die Gründung des Siebenbürgerheimes am Guggenbichl und an die Anfangsjahre, die geprägt wurden von „visionären Idealisten“, von ehrenamtlich mithelfenden Landsleuten, zupackenden Händen, jedoch auch vom Entgegenkommen der Rimstinger Gemeindeväter und Bürger. Der Festredner dankte namentlich Erwin Tittes, Paul Kellner, Fritz Ganzert, Kurt Witting, Dr. Gustav Konnerth, Alfred Orendt, Ada Hintz, Familie Mendel und Schwester Weiß. Die nachfolgende Periode des Gestaltens („durch Treue“) und Verwaltens („mit Liebe“) hätten Persönlichkeiten geprägt, wie Dr. Gustav Konnerth, Alfred Orendt, Willi Schiel, Wolfram Schuster, Dietlinde Biermeier, Anna Zell, das Ehepaar Marianne und Johannes Ongerth, Werner Umbrich, die Krankenschwestern Arz, Coulen, Kueres und Schuller. Da sei das Altenheim bereits fester Bestandteil der Gemeinde Rimsting gewesen, und die evangelische Kirchengemeinde Prien betreute schon seit Jahren die Heimbewohner. Waber ging in seinen weiteren Ausführungen auf die Neu- und Umbaumaßnahmen ein, wodurch das „betagte Altenheim“ in „ein modernes, langfristig zukunftsfähiges Alten- und Pflegeheim“ verwandelt worden sei. Zudem stehe das Heim seit 2004 allen Menschen offen. Die Nachfrage aus Rimsting und auch dem Chiemgauer Umland zeige, „dass diese Menschen ihren Lebensabend gerne in unserem Heim verbringen wollen“. Als maßgebliche Personen für diese „Jahre der Zäsur und des Umbruchs“ dankte der Festredner Annelore Jungmann, Traudl Raedler, Siegrun Rothbächer, Inge Zimmermann, Christian Schiel, Jürgen Zakel und Herbert Zimmermann, allen Mitgliedern des derzeitigen Vereinsvorstands, dem Heimbeirat sowie den vielen ehrenamtlichen Helfern u. a. aus der Kreisgruppe Rosenheim. Besonders dankte Klaus Waber dem Heimbeirat, der Heimleiterin Emilie Maurer, der Pflegedienstleiterin Elfriede Eiblmaier, den Stationsleiterinnen Luise Inkret und Christel Kirchner-Lang und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Heimes.
Freudestrahlend überreicht Klaus Waber der ...
Freudestrahlend überreicht Klaus Waber der Heimleiterin Emilie Maurer einen Blumenstrauß.
„Das Heim“, so die Schlussbemerkung des Festredners, „ist eine segensreiche Einrichtung für die Siebenbürger Sachsen und ein wichtiger Bestandteil des Gemeinschaftslebens in Rimsting. Für diese Bestätigung der gelungenen Integration danken wir unserem Bürgermeister und der Gemeinde Rimsting ganz besonders herzlich.“

Der offizielle Teil klang aus mit Erinnerungen an die Anfänge und Stimmen zur Gegenwart des Heimes. Es lasen Werner Philippi und Gisela Jäntschi. Als leidenschaftlich engagierte Sprecherin der Heimbewohner rief Edda Dora Fantanar allen ins Bewusstsein, welch wunderbare Wohn- und Lebensverhältnisse („im Dauerurlaub mit Vollpension“) im Siebenbürgerheim Rimsting beständen. Seitens des Altenpflegeteams fand Schwester Elisabeth warmherzige Worte für den erfüllenden Hilfs- und Betreuungsdienst zum Besten der Heimbewohner.
Hin- und mitreißend - die „Stimme der ...
Hin- und mitreißend - die „Stimme der Heimbewohner“ Edda Dora Fantanar
Den Übergang in den geselligen Nachmittag leitete das gemeinsame Mittagessen ein. Mit tatkräftiger Unterstützung der Kreisgruppe Rosenheim wurden leckere siebenbürgische Grillspezialitäten angeboten. Die Festgemeinde nutzte die Zeit zur Begegnung und zum Austausch. Weitere Angebote im Laufe des Nachmittags waren geführte Heimbesichtigungen einschließlich einer Handwerks-, Bücher- und Bilderausstellung (im Gelben Saal) der Heimbewohnerinnen bzw. -bewohner Bettina Schuller, Edda Dora Fantanar, Ernst von Kraus, Alida Tellmann, von Marliese Schmidt und Richard Schuller. Zwischendurch labte man sich an Kaffee und Kuchen, respektive delikatem Baumstriezel. Der Vorsitzende der Kreisgruppe Rosenheim, Volkmar Kraus, übermittelte später noch Grüße und Glückwünsche im Namen der Landsleute aus Stadt und Landkreis Rosenheim. Hochstimmung herrschte freilich bei den schwungvollen musikalischen Darbietungen der Blasmusik, der Kinder-, Jugend- und Erwachsenentanzgruppe des Kreisverbandes Landshut sowie der Kinder-Tanzgruppe aus Rimsting. Mit dem gemeinsamen Singen des Siebenbürgenliedes und der Bayernhymne endete ein in jeder Hinsicht gelungenes, eindrucksvolles Jubiläumsfest.

Christian Schoger


Schlagwörter: Rimsting, Altenheime, Jubiläum

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