22. September 2018

Gemeinschaft über Grenzen und Meere hinweg: Föderation vor 35 Jahren beschlossen

Am 1. Oktober 1983, vor nunmehr 35 Jahren, beschlossen die zu einem Spitzengespräch in Elixhausen-Sachsenheim in Österreich versammelten Vertreter der Landsmannschaften der Siebenbürger in Deutschland, Kanada und Österreich und der Alliance of Transylvanian Saxons in den USA (ATS), einen Dachverband für die vier Vereinigungen zu gründen. Ziel war ein besserer gegenseitiger Informationsaustausch, die Koordination der Aktivitäten und gegenseitige Unterstützung sowie ein geschlossenes Auftreten in heimatpolitischen Fragen („Sprechen mit einer Stimme“). Ein leitendes Motiv war zudem die Erfahrung bei der Vertretung unserer Anliegen in Madrid (1980 bis 1983) bei der Folgekonferenz der Helsinki-Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE), wo sich herausgestellt hatte, dass für ein erfolgreiches Agieren nur gebündelte Kräfte erfolgreich sein können.
Das Gründen eines Dachverbandes war auch die logische Konsequenz aus Bemühungen von Dr. Heinrich Zillich, damals Sprecher der Landsmannschaft in Deutschland, Anfang der 1960er Jahre bei einem Besuch bei den Landsleuten in Kanada und in den USA, engere Verbindungen zu knüpfen zwischen der Landsmannschaft in Kanada und dem Zentralverband in den USA auf der einen Seite und den Landsmannschaften in Deutschland und in Österreich andererseits. Der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft in Deutschland, Erhard Plesch (1959-1977), hatte immer wieder eine engere Zusammenarbeit zwischen Amerika und Europa gefordert („Einheit der Siebenbürger Sachsen über Grenzen und Meere hinweg“). Auf seine Initiative hin haben beim Verbandstag 1972 in München die als Gäste anwesenden Vorsitzenden der Landsmannschaften von Kanada, Andreas Dienesch, von Österreich, Dr. Roland Böbel, und der Präsident des Zentralverbandes in den USA, Edward R. Schneider, gemeinsam mit dem Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft in Deutschland, Erhard Plesch, am 25. März 1972 eine Erklärung unterzeichnet, in der sich die vier Verbände verpflichten, sich für das Siebenbürger Sachsentum einzusetzen und gemeinsam die Interessen der Siebenbürger Sachsen auf Grundlage der Menschenrechte und der Verständigung zwischen den Völkern zu vertreten.
Die Vertreter der sächsischen Vereinigungen, die ...
Die Vertreter der sächsischen Vereinigungen, die die Gründung bei dem Spitzengespräch am 1. Oktober 1983 in Elixhausen-Sachsenheim (Österreich) beschlossen haben, von links: Martin Intscher, Dr. Roland Böbel, Edward R. Schneider, Dr. Wolfgang Bonfert.
Nach Zustimmung der Entscheidungsgremien der vier Vereinigungen wurde die Gründungsurkunde der Föderation der Siebenbürger Sachsen am 19. Juli 1984 in Kitchener, Ontario in Kanada auf dem Spitzengespräch vor dem Heimattag in Salem, Ohio in den USA unterzeichnet und damit in Kraft gesetzt:

1. Die Föderation setzt sich die weltweite Vertretung der Siebenbürger Sachsen zum Ziel.
2. Sie dient der Einheit aller Siebenbürger Sachsen und der Durchsetzung ihrer lebensnotwendigen Interessen.
3. Die Föderation wird vertreten durch die Vorsitzenden der Landsmannschaften und den Präsidenten des Zentralverbandes.


Unterzeichnet wurde die Gründungsurkunde von den Bundesvorsitzenden der Landsmannschaften in Deutschland, Dr. Wolfgang Bonfert, und in Kanada, Pfarrer Martin Intscher, und vom Präsidenten der ATS in den USA, Edward R. Schneider, für die Landsmannschaft in Österreich zeichnete der Bundesobmannstellvertreter Dr. Fritz Frank.

Die Geschäftsstelle der Föderation wurde bei der Landsmannschaft in Deutschland in München eingerichtet. Erster Vorsitzender der Föderation wurde Dr. Wolfgang Bonfert (1987-1992). Ihm folgten Volker Dürr (1992-2007), Dr. Bernd Fabritius (2007-2018) und Herta Daniel (ab 2018). Da zu Zeiten der Gründung der Föderation eine Beteiligung oder Einbindung der Landsleute in der Heimat Siebenbürgen nicht möglich war, erfolgte diese erst nach der Wende der politischen Verhältnisse in Rumänien im Dezember 1989 durch den Beitritt des Demokratischen Forums der Deutschen in Siebenbürgen (DFDS) am 27. Juni 1993 auf dem Heimattag in Kitchener, Ontario. Die Zusammenarbeit in der Föderation hat sich bewährt und ist auch nach der Änderung der heimatpolitischen Situation hilfreich und der weltweiten Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen förderlich. Der regelmäßige Austausch von Kulturgruppen hält in besonderer Weise die Verbindung untereinander aufrecht, informiert aber auch über die unterschiedliche Prägung durch das Umfeld und die geschichtliche Tradition der einzelnen Verbände in ihren Ländern.

Die Föderationsjugendlager erfreuen sich nach wie vor großen Interesses und öffnen durch die im Wechsel besuchten Länder den Blick für Neues, erlebt in der Gemeinschaft. Durch sie sind manche persönlichen Freundschaften weltweit entstanden. Die Einrichtung einer Geschäftsstelle der Föderation in Hermannstadt im September 2009 bekundet neben den praktischen Erwägungen auch die Verbundenheit, die die siebenbürgisch-sächsischen Organisationen auch außerhalb der alten Heimat für diese empfinden.

Dr. Wolfgang Bonfert




Herta Daniel: „Wir Siebenbürger Sachsen gehören zusammen“


Anlässlich des Beschlusses zur Gründung der weltweiten Föderation der Siebenbürger Sachsen vor 35 Jahren erklärt die Bundesvorsitzende Herta Daniel, seit 2018 Vorsitzende der Föderation der Siebenbürger Sachsen: „Die letzte, konstruktive Sitzung des Föderationsrates am 19. Mai 2018 machte es wieder deutlich: Wir Siebenbürger Sachsen gehören zusammen, ganz gleich, in welchem Teil der Welt wir leben! Der Fokus auch dieser Gespräche war auf das gemeinsam Erreichte, auf das noch zu Erreichende gerichtet, sei es auf humanitärem, sozialen, kulturellen Gebiet, sei es in Politik und Gesellschaft, soweit all dies länderübergreifenden Bezug hat.
Die vier Vorsitzenden der Föderation mit den ...
Die vier Vorsitzenden der Föderation mit den Landtagspräsidenten von Hessen und NRW am 10. November 2017 in Düsseldorf, von links: Dr. Wolfgang Bonfert, Dr. Bernd Fabritius, Norbert Kartmann, André Kuper, Volker Dürr, Herta Daniel. Foto: Rainer Lehni
Die bei der Gründung der Föderation der Siebenbürger Sachsen gesetzten Ziele wurden durch eine enge Zusammenarbeit der Mitgliedsverbände erreicht: Die vielen gemeinsamen ­Aktivitäten (wie z.B. Kultur- und Jugendaustausch) und Erfolge, wie die Entschädigungszahlungen an zur Zwangsarbeit Deportierte unabhängig von der derzeitigen Staatsbürgerschaft, sind eindeutige Belege für die Durchsetzung der Interessen unserer Landsleute, die zum Erhalt der Gemeinschaft notwendig sind. Wir empfanden den 1993 erfolgten Beitritt des Demokratischen Forums der Deutschen in Siebenbürgen (DFDS) zur weltweiten Föderation als Bereicherung, ebenso die beratende Funktion der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien.

Der 2014 in der Schweiz gegründete Verein der Siebenbürger Sachsen hat großes Interesse bekundet, unserer Föderation beizutreten, was für die Weiterentwicklung der Föderation ein weiterer Schritt in die richtige Richtung darstellen würde. Es liegt nun an uns, diese 35-jährige Erfolgsgeschichte weiter zu schreiben, indem wir auf Kontinuität der etablierten länderübergreifenden Maßnahmen setzen und diese ausbauen durch neue innovative Ideen, bei denen unsere junge Generation sich mit dem ihr eigenen Elan in Zukunft einbringen wird! Unser gemeinsames Wirken hat die Festigung des weltweiten Zusammenhalts der Siebenbürger Sachsen zur Folge.“

Schlagwörter: Föderation, Geschichte, Gründung, Deutschland, Österreich, Siebenbürgen, USA, Kanada, Herta Daniel, Wolfgang Bonfert

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