13. August 2022

Mit Entscheidungsfreudigkeit die Gemeinschaft nach vorne gebracht - Herta Daniel, Ehrenvorsitzende des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, zum 70. Geburtstag

Herta Daniel, Ehrenvorsitzende des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, erfüllt am 13. August ihr 70. Lebensjahr in Geretsried. Seit über zwei Jahrzehnten ist sie ehrenamtlich außerordentlich erfolgreich, sie wirkte als Vorsitzende auf Kreis-, Landes- und Bundesebene und ist seit November 2019 Ehrenvorsitzende des Verbandes, eine Funktion, in der sie weiterhin segensreich für die Siebenbürger Sachsen wirken kann. Ihre Führungsqualitäten als Managerin, ihre Entscheidungsfreudigkeit, Durchsetzungsfähigkeit und ihr diplomatisches Geschick hat sie bereits vielfach unter Beweis gestellt – und mit 70 „ist noch lange nicht Schluss“.
Herta Daniel wurde 1952 in Hermannstadt geboren, absolvierte das Brukenthal-Gymnasium in Hermannstadt 1971 mit Abitur, studierte 1971-1975 Chemie in Klausenburg und war bis zu ihrer Aussiedlung 1977 bei einem pharmazeutischen Unternehmen in Klausenburg tätig. Im pharmazeutischen Bereich war sie in Deutschland außerordentlich erfolgreich, von 1978 bis 1995 war sie Abteilungsleiterin ­eines pharmakologisch-analytischen Instituts bei München, 1995 bis 1999 leitete sie das Referat Wissenschaft eines Pharmaverbands, von 2000 bis 2018 war sie als Abteilungsleiterin, Prokuristin und Director R.A. bei verschiedenen pharmazeutischen Unternehmen tätig. Seit 2018 ist sie zwar im Ruhestand, war aber weiterhin als Beraterin im Pharmabereich tätig.

Es ist ein Glücksfall für die Siebenbürger Sachsen, dass sie sich ab 2000 immer mehr ehrenamtlich engagiert und ihre Führungsqualitäten für die Gemeinschaft eingebracht hat. Die 70er und 80er Jahre waren bei ihr geprägt von der Balance zwischen Familiengründung, Kindererziehung und Beruf. In den Neunzigern kümmerte sie sich vor allem um ihre Karriere und ab 2000 nahmen siebenbürgisch-sächsische Ehrenämter immer mehr Platz in ihrem Leben ein. Sie hatte es nicht geplant, gewählt zu werden und einzelne Ehrenämter einzunehmen. Es ergab sich einfach. Ihr Mann drückte das mal so aus: „Du musst einmal einen Magneten verschluckt haben, der jede Art von Arbeit anzieht!“

Herta Daniel beim Großen Siebenbürgerball 2018 in ...
Herta Daniel beim Großen Siebenbürgerball 2018 in München. Foto: Richter
Weshalb hat sie all das auf sich genommen? Die Antwort fällt Herta Daniel nicht leicht. „Einerseits wuchs ich in einer sozial engagierten Familie auf, die gerne anderen half und auch ehrenamtlich tätig war, was mich sicher prägte. Andererseits macht Geben mehr Freude als Nehmen. Es war auch das heute immer seltener anzutreffende, gleichwohl aber faszinierende Phänomen des Zusammenhalts, das es unter uns Siebenbürger Sachsen noch gibt und das mich zur Annahme von Ehrenämtern bewog. Es gibt ihn noch, den Gemeinschaftssinn unter uns, besonders deutlich trat er 2015 hervor, in dem Jahr, in dem es um die Existenz unserer Kultureinrichtungen auf Schloss Horneck ging, aber dank vieler Spender die Schlossimmobilie schuldenfrei erworben werden konnte. Damit war die Bleibe für unser Museum und die Bibliothek mit Archiv auf Schloss Horneck gesichert und die Einheit der Kultureinrichtungen gewährleistet.“

Herta Daniel koordinierte zunächst, von 2000 bis 2002, als stellvertretende Vorsitzende und Kulturreferentin der Kreisgruppe Bad Tölz-Wolfratshausen die Aktivitäten der elf Kultur- und Sportgruppen, die in Geretsried, ihrem neuen Heimatort, tätig sind, ebenso organisierte sie Ausstellungen, Lesungen und Vorträge. Als Vorsitzende der Kreisgruppe Bad Tölz-Wolfratshausen von 2002 bis 2008 standen die Mitgliederwerbung und Unterstützung der Jugendarbeit im Fokus, sie führte eine kreisgruppeneigene Drei- bzw. Vier-Generationen-Ehrung für Familien ein, aus denen mehrere Generationen gleichzeitig ehrenamtlich aktiv sind. Seit 2004 wirkte sie als stellvertretende Vorsitzende des Landesverbands Bayern. Als Landesvorsitzende von 2008 bis 2016 setzte sie dann vielfache Akzente, indem sie Klausurtagungen und Workshops mit den Kreisvorsitzenden organisierte, den Erfahrungsaustausch intensivierte, den Internetauftritt des Landesverbands erneuerte, eine Neufassung des „Handbuchs für den Kreisgruppenvorsitzenden“ erarbeitete. Seit 2010 engagiert sich Herta Daniel im Ballausschuss des Großen Siebenbürgerballs in München.

Von Mai 2018 bis April 2021 wirkte Herta Daniel als Präsidentin der Föderation der Siebenbürger Sachsen. Sie setze sich für die Intensivierung des Jugend- und Kulturaustauschs der Siebenbürger Sachsen in den Mitgliedsländern der Föderation ein.

Der Verband der Siebenbürger Sachsen führte beim Verbandstag am 7. und 8. November 2015 in Bonn eine Doppelspitze ein. Dr. Bernd Fabritius wurde zum neuen Verbandspräsidenten gewählt. Herta Daniel bekleidete als erste Frau in der Geschichte der Landsmannschaft das Amt der Bundesvorsitzenden (seit 2011 war sie Stellvertretende Bundesvorsitzende). Ein großes Augenmerk richtete sie in ihrer vierjährigen Amtszeit auf die Mitgliederwerbung und Einbindung der jungen Leute in die Verbandsarbeit. Die Aktion zur Beseitigung der Benachteiligung der Spät-/Aussiedler im Rentenrecht war in der Zusammenarbeit mit den Banater Schwaben und Russlanddeutschen eine wertvolle Erfahrung, die die sie nicht missen möchte. Dieses Thema sollte im Dialog mit den politisch Verantwortlichen mit Nachdruck weiterverfolgt werden.

Ihre Kritik an den schleppenden Verfahren der Restitution von im Kommunismus widerrechtlich enteignetem Besitz in Rumänien brachte Herta Daniel in den Sitzungen der deutsch-rumänischen Regierungskommission, in politischen Gesprächen, im Schriftwechsel mit dem Präsidenten der Restitutionsbehörde ANRP, Festreden beim Heimattag usw. vor. In vielen Fällen konnte, dank der guten Zusammenarbeit mit den rumänischen Diplomaten und Regierungsvertretern, geholfen werden. Dennoch harren noch viele andere Fälle einer Lösung. Im Mai 2017 begleitete sie Johannes Hintersberger, Staatssekretär im bayerischen Sozialministerium, auf einer Delegationsreise nach Siebenbürgen.

Zusammen mit dem geschäftsführenden Bundesvorstand traf sie wichtige Personalentscheidungen, darunter die neue Besetzung der Positionen des Bundesgeschäftsführers und Bundeskulturreferenten, zudem wurde ein Datenschutzbeauftragter des Verbandes eingeführt.

Eine besondere Beziehung zur „Sachsenburg“ entwickelte sie als Gründungsmitglied und Stellvertretende Vorsitzende des Vereins Siebenbürgisches Kulturzentrum „Schloss Horneck“ e.V. (2015-2021). Sie engagierte sich bei den Entscheidungsfindungen des Umbaus als Siebenbürgisches Kulturzentrum und arbeitet auch heute noch an den vom Schlossverein herausgegebenen Informationsbroschüren mit. Des Weiteren ist Herta Daniel in verschiedenen Gremien aktiv, z.B. Hörfunkrat von Deutschlandradio, Beirat für Vertriebenen- und Spätaussiedlerfragen des Bayerischen Sozialministeriums, Landesverband Bayern des Bundes der Vertriebenen (stellvertretende Vorsitzende seit 2020, vorher Beiratsmitglied), Landesverband Bayern der Union der Vertriebenen und Aussiedler (UdV), Bayerisch-Siebenbürgische Gesellschaft e.V., Beirat des Hauses des Deutschen Ostens u.a. Dass ihr die eigene Familie sehr wichtig ist, zeigte u.a. die Ausstellung, die sie zum hundertsten Geburtstag ihres Vaters, des bekannten Hermannstädter Malers Karl Nik Voik (1921-2011), im 2021 in Geretsried organisierte.

Beim Verbandstag am 2.-3. November 2019 in Bad Kissingen wurden Herta Daniel und Dr. Bernd Fabritius zu Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Siebenbürger Sachsen gewählt. Über diese Entscheidung freute sie sich sehr, wie sie in einem Interview mit der Siebenbürgischen Zeitung erklärte: „Diesen Vorschlag des Bundesvorstands, über den der Verbandstag, die oberste Instanz und ranghöchstes Organ unseres Verbandes, abgestimmt hat, und das Ergebnis der Abstimmung hätte es ohne die Zufriedenheit der Mitglieder über geleistete Arbeit nicht gegeben. Und diese erfolgreiche Arbeit war nur möglich, weil ich in den vergangenen Jahren gemeinsam mit einem sehr guten und tatkräftigen Team zusammenarbeiten durfte! Ich fühle mich all diesen Ehrenamtlichen zu Dank verpflichtet und weiß das Engagement jedes Einzelnen sehr zu schätzen.“

Ihre Zeit im Ehrenamt empfindet Herta Daniel in jeder Beziehung als bereichernd. „Ich konnte tiefe Einblicke in die Mentalität unserer Landsleute in verschiedenen Regionen Deutschlands, Österreichs, der Vereinigten Staaten und Kanadas – ja auch Siebenbürgens gewinnen und fühlte mich überall gleich angenommen und zuhause!“ Zu den bewegendsten Momenten zählen für sie die „Standing Ovations“ für Altbischof Dr. Christoph Klein, den Herta Daniel als Bundesvorsitzende in Dinkelsbühl mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis 2019 ehren durfte, oder ihre Ansprache beim Großen Sachsentreffen 2017 in Hermannstadt.

Sehr nachdenklich hat sie eine Auszeichnung gestimmt, die sie am 25. April 2018 von Staatspräsident Klaus Johannis erhielt. „Ich musste unwillkürlich an die Jahre des bangen Wartens auf die Heiratsgenehmigung denken. Wer hätte damals während der rund drei Jahre langen Wartezeit, als ich nichts anders im Sinn hatte, als das Land zu verlassen, daran gedacht, dass mich ein Staatspräsident Rumäniens für die Unterstützung der bilateralen rumänisch-deutschen Beziehungen mit einem der höchsten Orden Rumäniens, dem Nationalorden ,Treue Dienste‘, ehren würde!“ Für ihr hervorragendes Engagement wurde sie übrigens mehrfach ausgezeichnet: mit dem Silbernen (2007) und Goldenen Ehrenwappen (2012) des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. sowie der Goldenen Ehrennadel des BdV (2021).

Wir wünschen Herta Daniel weiterhin Gesundheit, Schaffensfreude und Erfolg in allen ihren Unternehmungen.

Siegbert Bruss



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Schlagwörter: Herta Daniel, Jubilarin, Bayern, Bundesvorsitzende, Ehrenvorsitzende

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