27. Mai 2023

Viele Informationen und Erkenntnisse bei der Kindergruppenleiter- und Kinderreferententagung in Augsburg

Spannung, Wiedersehensfreude und Neugierde lagen am 1. April im Gemeindesaal der Heiligsten Dreifaltigkeit in Augsburg in der Luft. Bereits gegen halb zehn Uhr trafen die ersten Teilnehmer des ersten Kindergruppenleiter- und Kinderreferentenseminars ein. Man freute sich über bekannte Gesichter und war sofort im Gespräch. Zwölf Teilnehmer sind der Einladung gefolgt.
Teilnehmer der ersten Kindergruppenleiter- und ...
Teilnehmer der ersten Kindergruppenleiter- und Kinderreferententagung in Augsburg. Foto: Elke Kramer
Mit einer Viertelstunde Verspätung (man konnte sich nicht von den angeregten Gesprächen lösen) läutete Ute Bako, Bundeskinderreferentin des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, die Tagung ein und begrüßte die Anwesenden recht herzlich. Alle Teilnehmer konnten sich vorstellen und ihre Erwartungen an den Tag äußern. Da es noch nie ein Treffen in dieser Form gab, gab es auch viele Erwartungen. Der Austausch und das Vernetzen untereinander war vielen wichtig, ebenso wurden viele Fragen in den Raum gestellt, unter anderem: Wie erzeugen wir ein Identitätsgefühl bei den Kindern? Wie motivieren wir Kinder, in die Tanzgruppe zu kommen? Wie bewirke ich bei den Eltern Konstanz und Zuverlässigkeit, die Kinder regelmäßig in die Probe zu bringen? Welche Kompetenzen sind bei einem Gruppenleiter gefragt? Wie gestalte ich eine Probe bei einer breiten Altersspanne? Welche Auswirkungen haben Medien auf die Bewegung? Viele spannende Themen, die angeschnitten wurden.

Für den ersten Teil der Tagung konnte Ludwig Beeg, Familientherapeut und Experte für Mediensucht sowie Beziehungscoach, gewonnen werden. Ludwig ist in München geboren und hat keine siebenbürgischen Wurzeln. Er ist durch Freunde in seiner Jugendzeit zur Siebenbürgischen Jugendtanzgruppe München dazugestoßen, war lange Zeit Mitglied, ist Vorsitzender der HOG Dobring und kennt die siebenbürgische Mentalität, Kultur und die Verbandsstruktur sehr gut. Seine therapeutische und pädagogische Ausbildung, gepaart mit der Erfahrung und Kenntnissen der siebenbürgischen Gemeinschaft, waren eine Bereicherung für die Tagung.

Den Einstieg machte Beeg mit der Reflektion von fünf menschlichen Grundbedürfnissen eines Kindes: „Platz, Nahrung, Unterstützung, Schutz, Gute Begrenzung“. Bereits mit der Geburt eines Kindes müssen diese Bedürfnisse befriedigt werden. Jedes Kind hat den Wunsch, sich selbst von anderen gesehen fühlen zu wollen und individuelle Passung von sich in der Welt zu spüren. Mit dieser Kenntnis – auch der eigenen emotionalen Versorgungslücken – gilt es sich zu einem emphatischen Mitmenschen zu entwickeln.

Gemeinsam wurde diese innere Haltung mit Fokus auf den Tätigkeitsbereich einer Tanzgruppenleitung betrachtet: Wie kreierst und erhältst du eine einladende Atmosphäre? Wie aktivierst du eine altersgemischte Gruppe und begeisterst neue Mitglieder? Wie achtest du auf deine eigenen Bedürfnisse, um ohne Überlastung dein Angebot aufrechterhalten zu können? Die meisten Gruppenleiter sind keine pädagogisch ausgebildeten Erzieherinnen und wachsen in ihre Rolle hinein. Viele Erkenntnisse, die Beeg vermittelt hat, gewinnt man intuitiv und macht es automatisch richtig, manches war neu und hilfreich; teils kann man sich Fähigkeiten durch weitere Schulungen aneignen.

Durch das vielseitige Angebot in unserer Gesellschaft, vor allem auch mediale Geräte, werden Kinder oft abgelenkt. Die rasant steigenden Nutzungszeiten digitaler Bildschirmmedien stehen in Konkurrenz zu Freizeitaktivitäten mit einer Tanzgruppe. Aufgrund aktueller Betroffenenzahlen von Jugendlichen mit Mediensucht gab Ludwig Beeg einen Einblick in seine therapeutische Arbeit zu der Frage: Wie bleibe ich gesund im Umgang mit Smartphones & Co? Seine Antwort: Die beste Prävention von Medienabhängigkeit erfolgt durch Erleben von Zugehörigkeit und Gemeinschaft im realen Leben. Die siebenbürgische Gemeinschaft hält über den ganzen Jahreslauf ein begeisterndes Angebot bereit. Es ist die Aufgabe und Herausforderung aller, auch der heutigen Jugend, die Schönheit der Gemeinschaft erlebbar zu machen.

Nach dem Vortrag von Ludwig Beeg und dem umfangreichen Input hatte man sich eine Mittagspause verdient. Bei leckerer Pizza und Salat gingen die Gespräche interessiert weiter. Nach der Stärkung begrüßte Helmut Schwarz, Vorsitzender der Kreisgruppe Augsburg, die Teilnehmer. Er betonte, wie wichtig es sei, die Kinder in unseren Verband heranzuführen. Wenn man die Mitgliederstatistik kennt, weiß man, wie hoch der Altersdurchschnitt ist, welche Altersgruppen noch gut besetzt sind und wo es rasant bergab geht. Deswegen kann man nicht früh genug mit der Heranführung von Kindern in den Verband beginnen.

Passend zu den Worten von Helmut Schwarz war das Programm des zweiten Teils des Tages. Dr. Andreas Roth, stellvertretender Bundesvorsitzender und Projektleiter der Arbeitsgruppe Mitgliederwerbung, vermittelte den Anwesenden einen sehr guten Einblick, wo der Verband aktuell steht, welche Maßnahmen geplant sind und mit welchen Methoden man Mitglieder gewinnen möchte. Ein Werkzeug, das die Arbeitsgruppe erarbeitet hat, ist die Beschreibung einer PERSONA. Welche Bedürfnisse könnte die Person haben? In welcher Altersgruppe ist sie? Welchen Lebensstil könnte sie führen? Zudem ist es wichtig, wann man die Person anspricht. Leider hat die Zeit nicht gereicht, um eine PERSONA „Kind“ zu erstellen. Dies wäre eine Aufgabe für eine weitere Tagung.

Bei einem gemeinsamen Abendessen ging der Gesprächsstoff nicht aus. Bis zum „Rauswurf“ aus dem Lokal wurde gut gegessen, viel erzählt und gelacht. Auch auf dem Parkplatz konnte man sich noch nicht wirklich trennen.

In den nächsten Tag starteten wir mit dem Austausch der Gruppenleiter. Jeder berichtete von seinen Erfahrungen, wie die Gruppe geleitet wird. Vieles wird gleich praktiziert, aber es gibt auch Unterschiede. Nicht immer kann man alles bei jedem anwenden, jedoch das eine oder andere ist sicherlich auch in anderen Gruppen umsetzbar. Besonders spannend und neu war der Vortrag von Julian Gräupner. Julian ist in Augsburg geboren und seit einem Jahr in Hermannstadt beim Deutschen Forum als Praktikant beschäftigt. Er verdeutlichte, wie Jugendarbeit in Siebenbürgen gelebt wird. Die bekannte Trachtenkennerin Maria Schenker war ebenfalls geladen und beantworte viele Fragen rund um die Tracht. Tipps und Tricks, wie man bei Kindern Trachten anfertigt, kürzt oder verlängert, waren manch einem neu. Ebenso wie man die Tracht richtig wäscht, damit die Farben der Muster nicht verblassen, oder wie man die Tracht richtig aufbewahrt, waren sehr hilfreiche Empfehlungen.

Abgerundet wurde der zweite Tag mit dem Feedback der Teilnehmer und Ideensammlungen, welche Themen bei einer Folge-Tagung aufbereitet werden sollten. Ute Bako bedankte sich bei allen Teilnehmern und Referenten für die spannenden zwei Tage mit vielen Erkenntnissen und Informationen. Ein herzlicher Dank geht an das Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen e.V., das die finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt hat, an Dagmar Seck, Bundeskulturreferentin des Verbandes, für die Unterstützung im Vorfeld und vor allem an die Helferinnen Adelheid Kellinger und Elke Kramer aus der Kreisgruppe Augsburg für die Unterstützung vor Ort während der Tagung.

Ute Bako, Bundeskinderreferat

Schlagwörter: Tagung, Kinderreferat, Augsburg

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