27. Februar 2025
Wahlen, Rechtsfragen und Kultur: Bundesvorstand des Verbandes tagte in München
Eine große Bandbreite von aktuellen Fragen erörterte der Bundesvorstand des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland in seiner Frühjahrssitzung am 22. Februar in München. So wurden zahlreiche Veranstaltungen für dieses Jahr geplant, die politischen Entwicklungen in Deutschland und Rumänien thematisiert und Rechtsfragen angesprochen. Die siebenbürgischen Einrichtungen arbeiten dabei grenzüberschreitend bestens zusammen, um die Aufgaben gemeinsam zu bewältigen.

2024 sei im Rückblick betrachtet aus verschiedenen Gründen „ein ganz besonderes Jahr“ gewesen, resümierte der Bundesvorsitzende Rainer Lehni. „800 Jahre Andreanum, 80 Jahre Evakuierung aus Nordsiebenbürgen, 75 Jahre Verband, Heimattag wie Sachsentreffen – haben dieses Jahr in unserer Gemeinschaft geprägt. Dafür bin ich dankbar, dass wir das alles zusammen – auch mit unseren Freunden und Partnern – geschafft haben. Einen ganz besonderen Dank richte ich daher an das Siebenbürgenforum“, so der Bundesvorsitzende. Es sei die richtige Entscheidung gewesen, dem 80. Jahrestag seit der Deportation in die Sowjetunion gemeinsam mit der Landsmannschaft der Banater Schwaben am 18. Januar 2025 in Ulm zu gedenken. Ein emotionaler Moment der sehr niveauvollen Veranstaltung sei jener gewesen, als sich – auf die Frage des Bundesvorsitzenden – die Kinder von Deportierten von ihren Plätzen erhoben (diese Zeitung berichtete).
Das Ergebnis der Bundestagswahl, die tags darauf stattfand, sei richtungsweisend, sagte Rainer Lehni. Er äußerte die Hoffnung, dass sich die CDU/CSU in der Regierungskoalition behaupten und, wie angekündigt, gerechte Renten für Aussiedler durchsetzen und die Fehlentwicklungen bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) korrigieren werde. Dr. Bernd Fabritius, Präsident des Bundes der Vertriebenen (BdV), verdeutlichte, dass die Union als einzige Partei in ihrem Programm ausführlich die Anliegen der Heimatvertriebenen und Aussiedler thematisiert habe. Ziele wie Identitätssicherung und Kulturpflege stünden an vorderster Stelle, ebenso wolle man die Altersarmut bei den Aussiedlern bekämpfen, indem die Rentenkürzungen teilweise aufgehoben und abgemildert werden.
Bei der Bundestagswahl am 23. Februar erzielte Bernd Fabritius zwar kein Mandat für den Bundestag (er war an vierter Stelle unter den reinen Listenkandidaten), doch strebt er erneut das Amt des Bundesaussiedlerbeauftragten an, ein Ziel, das der CSU-Vorsitzende Markus Söder immer wieder mit Nachdruck aufgezeigt hat, zuletzt beim Empfang im bayerischen Landtag (diese Zeitung berichtete). Die Siebenbürger Sächsin Fee Roth (CDU), die im Wahlkreis in Bochum kandidiert hatte, verfehlte ihrerseits den Einzug in den Bundestag.
Ehrenvorsitzende Herta Daniel rief in Erinnerung, dass die Ampelregierung die Kulturförderung gemäß Paragraf 96 des Bundesvertriebenengesetzes (BVFG) stark gekürzt habe. Diese Tatsache sei selbst einigen unserer Landsleute nicht bekannt.
Die Kreis- und Landesgruppen entfalten ein erfreulich reges Kultur- und Gemeinschaftsleben, wie die Vorsitzenden der Landesgruppen berichteten. Die umfangreichen Tischvorlagen der Bundesvorstandsmitglieder und der Vertreter der befreundeten Institutionen dokumentierten ihren Einsatz für die Kulturpflege und die zahlreichen Termine, die die Amtsträger wahrnehmen. Einen enormen Tätigkeitsumfang verzeichnet auch das Hilfskomitee bei aktuell 298 Mitgliedern. Ende letzten Jahres fand ein Treffen mit dem Kreisverband Rüsselsheim des Verbandes der Siebenbürger Sachsen statt, um den 37. Siebenbürgischen Kirchentag vom 7.-9. November 2025 in Rüsselsheim zu planen.
Zur politischen Lage in Rumänien

Die zehnjährige Amtszeit des kürzlich zurückgetretenen Staatspräsidenten Klaus Johannis bewertete Bernd Fabritius eher positiv. Mit etwas zeitlichem Abstand zur nationalistischen Stimmung, die zurzeit in Rumänien um sich greift, „wird Klaus Johannis als einer der großen Präsidenten in die Geschichte des Landes eingehen“, sagte Fabritius (siehe Artikel in der SbZ Online).
Rechtsfragen stoßen auf großes Interesse
Aufgrund von zahlreichen Anfragen befasste sich Dr. Bernd Fabritius mit dem Erwerb, Bestand und Verzicht der rumänischen Staatsangehörigkeit in einem Artikel in der Siebenbürgischen Zeitung, Folge 3 vom 18. Februar 2025, Seite 3 (vgl. auch SbZ Online vom 10. Februar 2025), mit einer Ergänzung in der Folge 4 vom 4. März, Seite 2. Es sei wichtig, sich dessen bewusst zu sein, dass die rumänische Staatsangehörigkeit unter Umständen von Generation zu Generation weitergegeben werde, führte Fabritius aus. Ein Klärungsantrag bei der rumänischen Botschaft oder Konsulaten schaffe Gewissheit, ob man sie hat oder nicht. Bundesrechtsreferent Dr. Johann Schmidt verwies auf EU-Recht, das durchaus zwei Staatsangehörigkeiten zulasse. Daher gebe es zurzeit kaum Argumente, auf die rumänische Staatsangehörigkeit zu verzichten.Ein Bereich, in dem sich der Verband der Siebenbürger Sachsen seit Jahren engagiert, sind die Entschädigungszahlungen für politische Opfer. Die Lebensbescheinigungen müssen neuerdings halbjährlich im März und September an die zuständigen Zahlungsstellen der Landkreise eingereicht werden (siehe SbZ Online). Aufgrund der Kooperationsvereinbarung, die der Verband der Siebenbürger Sachsen und die rumänische Rentenbehörde am 4. Oktober 2024 in München unterzeichnet haben, können die Bundesgeschäftsstelle sowie die Landes- und Kreisgruppen des Verbandes die Lebensbescheinigungen bestätigen, was eine große Hilfestellung für unsere Mitglieder bedeutet.
Enormer Einsatz zum Erhalt von Schloss Horneck

Aktivste Jugend unter den Vertriebenen und Aussiedlern
Eine erfreuliche Zahl verkündete Natalie Bertleff, Bundesjugendleiterin der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD): 1.071 Mitglieder zählt die SJD – mit leicht steigender Tendenz. BdV-Präsident Bernd Fabritius lobte die SJD als aktivste Jugendorganisation im Bereich der Landsmannschaften und empfahl den Kontakt zu Roland Zillmann, der beim BdV angestellt und für die Jugendarbeit zuständig ist. Sehr gute Kontakte pflege die SJD bereits mit der Jugendorganisation in Siebenbürgen, bestätigte Andrea Rost.Organisationsreferent Horst Wellmann berichtete über die Planungen des diesjährigen Heimattages, die tags zuvor im Heimattagausschuss erörtert wurden (ein separater Bericht erscheint in der morgigen SbZ Online). Bundeskulturreferentin Dagmar Seck stellte die Kulturveranstaltungen vor, die in diesem Jahr geplant sind. Im Rahmen des Föderationskulturaustauschs wird die Tanzgruppe Cleveland zu Gast sein bei den Landsleuten in Österreich und Deutschland. Beim Oktoberfestzug am 21. September in München werden die Siebenbürger Sachsen und Landler durch die HOG Großau vertreten.
Die Haushaltsübersicht 2024 und der Haushaltsplan 2025, die von der Bundesgeschäftsführerin Ute Brenndörfer vorgelegt wurden, wurden einstimmig angenommen.
Die nächste Bundesvorstandssitzung findet am 31. Oktober und 1. November in Bad Kissingen statt. Für die Tagung der Kreisgruppenvorsitzenden, die ebendort am 1.-2. November geplant ist, bittet der Bundesvorstand jetzt schon um Themenvorschläge.
Siegbert Bruss
Online-Bildergalerie: Bundesvorstand tagte am 22. Februar 2025 in MünchenSchlagwörter: Bundesvorstand, Sitzung, München
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- 27.02.2025, 12:58 Uhr von ingenius mobile: @Siegbert Bruss, Danke für die Verlinkung des Leserbriefs "Offenheit und Mut für Neues". Ich finde ... [weiter]
- 27.02.2025, 09:27 Uhr von gogesch: Sehr geehrter Herr Bruss, Sie haben sehr schnell alles richtig erkannt, dennoch würde ich den ... [weiter]
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