29. September 2025
Siebenbürgen würdevoll und begeistert präsentiert: Großauer Sachsen und Landler beim Oktoberfestumzug in München
Alle zwei Jahre darf der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland eine Gruppe für den weltberühmten Trachten- und Schützenzug des Oktoberfestes entsenden. Der erste Festumzug fand schon 1835 in München statt. Beim 190. Oktoberfest übernahm erstmals die Heimatortsgemeinschaft (HOG) Großau e.V. die ehrenvolle Aufgabe, die siebenbürgische Gemeinschaft zu repräsentieren. Sie stellte eine Gruppe mit 190 Trachtenträgerinnen und -trägern zusammen und gründete zur Begleitung sogar eine Projektkapelle (Leitung: Siegfried Krempels). Am 21. September 2025 stellten die Großauer Sachsen und Landler würdevoll ihren Heimatort in der Kirchen- und Festtracht vor. Nach langer, angespannter Wartezeit am Aufstellplatz marschierten die siebenbürgische Trachtengruppe und Blaskapelle gerade noch rechtzeitig los und schafften es, als letzte Gruppe in der zweistündigen Live-Übertragung der ARD gezeigt zu werden.

Seit eineinhalb Jahren nur ein Ziel vor Augen
Schon als wir im März 2024 von Michael Konnerth, dem Vorsitzenden der Landesgruppe der Siebenbürger Sachsen in Baden-Württemberg, gefragt wurden, ob unsere Trachtengruppe am Trachten- und Schützenzug am Oktoberfest 2025 teilnehmen würde, hatte ich sofort Gänsehaut. Schon da war mir klar: Das wird etwas ganz Besonderes. Doch wie viel Herzblut, Organisation und Vorbereitung wirklich dahintersteckt, haben wir erst in den darauffolgenden Monaten gemerkt. Der Bewerbungsprozess, die strikten Vorgaben des Festkomitees, die vielen Online-Sitzungen, in denen wir über Trachten, Aufstellung und Ablauf diskutierten. All das war ein Weg voller Vorfreude, aber auch voller Herausforderungen.
Besonders berührt hat mich, wie herzlich die Menschen am Straßenrand reagiert haben – das Winken, die Freude, die vielen Zurufe. Freunde und Bekannte sind zum Teil von weit her angereist, um uns zu sehen, uns anzufeuern und diesen besonderen Moment mit uns zu teilen. Da wurde mir bewusst, dass unser Auftritt nicht nur für uns, sondern auch für all jene, die uns verbunden sind, etwas ganz Besonderes war.
Das Wetter war ein Geschenk, fast möchte man sagen: Der liebe Gott muss ein Siebenbürger sein. Strahlender Sonnenschein, bestes Wiesn-Wetter. Ein Tag wie gemalt.
Ich erinnere mich, wie ich in den letzten Jahren vor dem Fernseher saß und die siebenbürgischen Gruppen beim Wiesn-Umzug bewundert habe, und nun war es tatsächlich Realität, selbst Teil davon zu sein. Ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist.
Jetzt, im Nachhinein, wenn ich die Bilder und Videos anschaue, bekomme ich erneut Gänsehaut. Es ist ein ganz anderes Gefühl, unsere Gruppe von außen zu sehen – so geschlossen, so stolz, so voller Leben. Wir hoffen sehr, dass dieser Geist weitergetragen wird, dass wir die nächsten Generationen mit unserer Euphorie anstecken können und sie spüren lassen, wie viel Freude und Verbundenheit in solchen Momenten steckt.
Es war ein unvergesslicher Tag, den wir als Gemeinschaft in Ehren halten und von dem wir noch lange erzählen werden. Wir, der Vorstand der HOG Großau, freuen uns schon auf das nächste Wiedersehen, auf das Teilen unserer Erinnerungen und auf viele weitere Erlebnisse, die uns in dieser besonderen Heimatortsgemeinschaft verbinden.
Julia Stefani, Jugend- und Kulturreferentin der HOG Großau, Geretsried
Ein Tag voller Freude, strahlenden Gesichtern und Zusammenhalt
Als wir von der HOG-Vorsitzenden Dagmar Baatz die Info erhielten – Großau goes Wiesn –, war es eigentlich sofort klar: Wir sind dabei. Umzug in der Tracht können wir ja, in Dinkelsbühl hatten wir bereits oft die Gelegenheit, das Marschieren zu üben.Als dann im März das Probewochenende stattfand, wurde einem erstmals bewusst, dass es sich hier um ein anderes Ausmaß handelt. Der Parkplatz auf dem Michelsberg auf der Schwäbischen Alb war voll. Kennzeichen von überall aus Süddeutschland, und das Schöne waren die bekannten Gesichter. Top organisiert, wurden wir herzlichst mit Gebäck und Kaffee empfangen, ganz normal bei uns, würde ich sagen. Überall standen kleine Grüppchen zusammen, plauderten miteinander und genossen einfach die Zeit zusammen. Es fühlt sich jedes Mal an wie „Nachhause kommen“.
So probten wir an diesem Tag das richtige Anziehen der Tracht und das Marschieren. Wir merkten schnell, dass das Marschieren nach strikten Vorgaben gar nicht so einfach ist: maximal eineinhalb Meter zum Vordermann, nur sechser Reihen und immer den gleichen Abstand einhalten. Wie soll man da dann noch im Takt bleiben? Nach einigen Runden über Wege und Wiesen klappte es dann doch recht gut, und wir waren bereit für den großen Tag.

Von der Geschäftsstelle wurden wir dann mit dem Bus in Richtung Aufstellplatz gebracht. Als wir an der Isar in Richtung des Treffpunktes liefen und uns alle am Aufstellort einfanden, wurde uns erstmals bewusst, wie viele Teilnehmer wir doch wirklich waren. Erst richtig bewusst wurde es einem jedoch, als wir uns für ein Gruppenfoto zusammenfanden. 190 Personen auf ein Bild zu bekommen, ist gar nicht so einfach. Als das Bild dann in der WhatsApp-Gruppe geteilt wurde, war ich echt baff und dachte: Sieht aus wie ein Hochzeitsfoto. Und irgendwie war es das ja auch mit unseren beiden Hochzeitspaaren und uns, den engsten Freunden und Familie.
Der Umzug ging los und wenn man sich die Gesichter in den Reihen anschaute, war eigentlich nur eins zu erkennen: Freude. Jeder hat gestrahlt und das eigentlich die gesamte Strecke über. Auch wenn die Füße in den unbequemen Trachtenschuhen und -stiefeln noch so weh getan haben, das war in diesem Moment Nebensache. Durchwegs war es ein sehr gelungener Tag mit positiven und vor allem einmaligen Eindrücken, die wir so nie vergessen werden.
Tanja Vogelhuber, Sachsenheim
Gelebte Gemeinschaft von Jung und Alt
Unsere Gemeinde Großau erhielt dieses Jahr die Ehre, am Oktoberfestumzug die Vielfalt und Schönheit der Trachtenkultur aus unserer Heimat Siebenbürgen zu präsentieren. Eine Herausforderung, die wir gerne angenommen haben. Ein großes Lob gebührt dem ganzen Organisationsteam, das durch eine perfekte Vorbereitung und einer sehr sorgfältigen Planung ein besonderes Erlebnis ermöglicht hat. Allem voran danken wir unserer HOG-Vorsitzenden Dagmar Baatz, die mit viel Einsatz, Leidenschaft und Liebe zum Detail zum Erfolg beigetragen hat. Hervorheben möchten wir auch die gute Zusammenarbeit mit dem Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, der die Anmeldung und die Kommunikation mit dem Festring München e.V. übernahm sowie die Fördermittel beim Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen beantragte.Der Oktoberfestauftritt stand unter dem Motto, die Vielfalt unserer Tracht anhand eines Hochzeitszugs zu präsentieren. So offenbarte sich der Reichtum der aufwendigen Trachten der Großauer Sachsen und Landler. Angeführt von der Blaskapelle, gefolgt von einer traditionellen Aufstellung mit Kindern, Mädchen, Burschen, Brautpaar, Brautmädchen sowie Frauen und Männern der Sachsen und Landler in abwechslungsreicher Tracht.
Ein Dankeschön gilt unseren Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die mit Begeisterung und Stolz diese Tradition angeführt haben. Die ältere Generation bringt Erfahrungen und Erinnerungen ein, während die Jüngeren mit Offenheit und Freude neue Impulse geben. So entsteht ein lebendiger Austausch, bei dem alle voneinander lernen und profitieren. Der jüngste Trachtenträger war vier Jahre alt und unser ältester Trachtenträger 82 Jahre alt – alle Generationen verbunden mit unserer Kultur, den Bräuchen und der Tradition unserer Heimat.

Aus Sicht einer Mutter, die mit der ganzen Familie als Trachtenträgerin beim Oktoberfest 2025 mitgewirkt hat, bin ich stolz, die Tracht als Ausdruck unserer Gemeinschaft und unserer Wurzeln zu tragen. Tradition heißt Heimat, Herz und Handwerk, umarmt durch die Geschichte unserer Vorfahren.
Dieses Ereignis hinterlässt ein Gänsehautgefühl! In diesen Begegnungen steckt mehr als nur ein Augenblick, es ist gelebte Gemeinschaft. Zeit, die man miteinander verbringt, schafft Vertrauen, stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl und hinterlässt Momente, an die man sich gerne erinnert. Es zeigt, dass Tradition und Zukunft sich nicht ausschließen, sondern gemeinsam verbunden sind. Es stärkt die Hoffnung, dass unsere nachfolgende Generation unsere Bräuche weiter in die Zukunft bringen.
Brigitte Benning, Stammham – und Klaus hat auch seinen Beitrag hierfür geleistet
Erfüllt von Liebe und Stolz
Heute möchten wir das unseren Kindern, die hier in Deutschland geboren sind und aufwachsen, mit auf den Weg geben. Ich denke, mit diesem wunderbaren Projekt haben wir die Heimatliebe zu Siebenbürgen, die starke Gemeinschaft der Großauer und die Tradition unserer Trachten einzigartig umgesetzt.Die Bemühungen von Jung und Alt, mit einer perfekten Tracht aufzumarschieren, hat uns viel Zeit und vor allem Nerven gekostet, aber am Ende mit seiner eigenen Großauer Tracht da zu stehen, hat mich schon ziemlich stolz gemacht.
Unsere Kinder (6 und 9 Jahre) mit ihrer Tracht diese sieben Kilometer vor uns laufen zu sehen – da hatte ich schon ein paar Tränen in den Augen, aber vor allem hat es uns mit sehr viel Liebe und Stolz erfüllt. So ein wunderschöner unvergesslicher Tag – da haben sich selbst die Blasen an den Füßen gelohnt. Wir werden noch lange davon erzählen. Es war uns eine Ehre!!
Heike Krauss, Gersthofen

Gerne drei Kilometer mehr
Als ältester Teilnehmer unserer Trachtengruppe war es mir eine große Freude und Ehre, an dem Trachtenumzug in der landlerischen Männertracht teilzunehmen. Es war ein wunderbares Gefühl, mit meinen Großauern die Welt zu begrüßen. Nach den sieben Kilometern musste ich feststellen, dass noch Kraft für zwei bis drei Kilometer da war. Das hat mich sehr gefreut.Günter Gromeier, Sachsenheim
Großes Interesse an Großauern
Das war ein einmaliges, unvergessliches Gänsehautgefühl zu wissen, dass in dem Moment die ganze Welt zuschaut. Von Amerika über Europa bis nach Fernost. Das ist noch gelebte Tradition. Und wenn man am Straßenrand und im Festzelt gefragt wird, wo man herkommt und das dann erklärt, wie man dann sieht, wie die Zuhörer von dem Erzählten begeistert sind, dann hat man doch was richtig gemacht. Auf dass das noch lange so anhält!Udo Riemesch, Nordheim
Mit dem Siebenbürger-Marsch durch München
So viele Sachsen, Landler und auch Musikanten gab es nur selten beim Wiesn-Umzug. Und auch die Erfahrung, mit fast 200 Landsleuten in Tracht im Festzelt am Oktoberfest zu sitzen, ist wirklich einmalig und kann einem nicht mehr genommen werden! Es war wirklich ein Bild für die Götter! Es erfüllt mich mit großem Stolz, ein Teil davon gewesen zu sein und die Heimat meiner Vorfahren auf dem größten Volksfest der Welt in unserer neuen Heimat zu repräsentieren. Besonders in diesem Jahr, in dem mein Großvater aus Nimesch leider von uns gegangen ist, war es mir eine Herzensangelegenheit, meine siebenbürgischen Wurzeln und unsere musikalische Familie bei diesem großartigen Event zu vertreten. Ich bin mir sicher, er wäre stolz gewesen. Mit einer 50 Mann starken Kapelle, darunter wir acht Jugendlichen von der SJD-Musikgruppe „offbeat“, durch die Straßen der bayerischen Landeshauptstadt zu marschieren, war pure Gänsehaut. Der Höhepunkt war für mich der Einmarsch auf das Oktoberfest und ein letztes Mal an diesem Tag, auf dem Marsch von einem Ende der Wiesn zum Marstall-Zelt am anderen Ende, den Siebenbürger-Marsch zu spielen. Die Augen aller Wiesn-Besucher waren auf uns gerichtet. Das war ein Erlebnis, von dem ich noch meinen Kindern berichten werde.Paul Schuster, Nürnberg

Resümee der Projektkapelle Großau
Liebe Musikantinnen und Musikanten, ein voller Erfolg mit starker Wirkung war unser Beitrag zum Oktoberfest. Wir, die Siebenbürger, haben der Stadt München und der ganzen Welt bestätigt, wo unser Platz ist, mitten in dieser Gesellschaft unserer neuen Heimat, die wir mitgestalten. Ganz lieben Dank und Anerkennung für eure Beteiligung und der geleisteten Folge zur Gründung dieser Projektkapelle, mit der wir diese großartige Gemeinschaft der Großauer, Siebenbürger Sachsen und Landler gemeinsam, bei ihrem Oktoberfestaufmarsch unterstützt haben. Mit einem gewaltigen Sound zogen, vereint aus 15 siebenbürgischen Musikkapellen und Bands, 50 musizierende Siebenbürger durch die Straßen von München. Besonderen Dank möchte ich unseren siebenbürgischen jugendlichen Mädels und Jungs für ihre zahlreiche Unterstützung aussprechen. Wir sind den Organisatoren sehr dankbar, ganz in Besonderem Dagmar Baatz, welche mit viel Herzblut und ehrenamtlichem Einsatz, schon seit Anfang des Jahres, alles zum Gelingen dieses Projektes gegeben haben. Ein großes Ereignis mit schönen Erinnerungen bleibt in unserem Gedächtnis.Siegfried Krempels, Leitung der Projektkapelle Großau, Fürstenfeldbruck
Trachtenumzug in TV und Radio
Den diesjährigen Trachten- und Schützenzug kann man bis zum 21. Oktober 2025 in der Mediathek des Bayerischen Rundfunks unter www.ardmediathek.de/br nochmals in voller Länge anschauen. Ab Stunde 1:52 hört und sieht man die Projektkapelle Großau ins Bild kommen, wenige Minuten später folgt noch ein Interview mit zwei Trachtenträgern. Neben der ARD hat auch Adrian Ardelean (Temeswar) mit seinem Team die Großauer gefilmt und interviewt: Seit 2018 begleitet er die Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen regelmäßig beim Oktoberfestumzug und berichtet darüber in den deutschsprachigen Medien Rumäniens. Am 6. Oktober ist ein Radiobeitrag in der deutschen Sendung von Radio Temeswar zu hören und am 30. Oktober ein Fernsehbeitrag in der deutschen „Akzente“-Sendung des Rumänischen Fernsehen TVR zu sehen. Sobald die Sendungen im Internet abrufbar sind, werden sie am Ende dieses Artikels bekannt gegeben.Dem Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales sei für die Förderung der Teilnahme am Umzug herzlich gedankt.
Link: Trachten- und Schützenzug des Münchner Oktoberfestes 2025, Bayerisches Fernsehen
Schlagwörter: Oktoberfest, Großau
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