19. Mai 2007

Kunstschaffen auf hohem europäischen Niveau

Zwei Tage nach dem Festakt im Plenarsaal des Landtages von Nordrhein-Westfalen (siehe SbZ-Bericht Nordrhein-Westfalen feiert 50 Jahre Patenschaft für die Landsmannschaft) wurden am 12. Mai die Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtage 2007 in Düsseldorf mit einem vielfältigen Kulturprogramm eröffnet. In dessen Mittelpunkt stand die Eröffnung der künstlerisch hochwertigen Ausstellung „Ausbruch aus der Tradition“ im Gerhart-Hauptmann-Haus, die im Rahmen der Kulturtage parallel zu zwei weiteren Ausstellungen präsentiert wurde, nämlich: „50 Jahre Patenschaft des Landes NRW für die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen“ und „Rumänien – eine europäische Kulturlandschaft; Hermannstadt – Europäische Kulturhauptstadt“.
Ein buntes Programm erwartete die Gäste an diesem Samstagnachmittag im vollbesetzten Eichendorff-Saal. Der Landesvorsitzende von Nordrhein-Westfalen, Harald Janesch, zeigte sich erfreut über die große Anzahl der aus den Kreisgruppen angereisten Landsleute. Unter den Gästen konnte er Staatsminister a. D. Konrad Grundmann, Ministerialrat Johannes Lierenfeld, den Vizepräsidenten und NRW-Landesvorsitzenden des Bundes der Vertriebenen, Hans-Günther Parplies, den Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft, Volker Dürr mit Gattin, Bundesfrauenreferentin Enni Janesch sowie fast den gesamten Landesvorstand begrüßen.

Staatsminister a. D. Konrad Grundmann (links) und Ministerialrat Johannes Lierenfeld bei der Ausstellungseröffnung in Düsseldorf.
Staatsminister a. D. Konrad Grundmann (links) und Ministerialrat Johannes Lierenfeld bei der Ausstellungseröffnung in Düsseldorf.

Der Vorsitzende der Stiftung „Gerhart-Hauptmann-Haus“, Staatsminister a.D. Konrad Grundmann, bekundete in seiner Eröffnungsansprache seine langjährige Verbundenheit mit den Siebenbürger Sachsen. Während seiner Amtsperiode als Arbeits- und Sozialminister des Landes NRW war die Siebenbürger-Sachsen-Siedlung in Drabenderhöhe entstanden, für die er sich mit „kühlem Sinn und heißem Herzen“ eingesetzt habe: „Patenschaft bedeutet Menschen helfen zu können, die Hilfe brauchen, und Menschen, die ihre Heimat verloren hatten, brauchten die Unterstützung.“

In einer exzellenten Rede zeigte sich Ministerialrat Johannes Lierenfeld beeindruckt von den Leistungen der Siebenbürger Sachsen. Vorneweg überbrachte er die Grüße der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen, insbesondere des Ministerpräsidenten Dr. Jürgen Rüttgers, Schirmherr dieser Kulturtage. Der Redner skizzierte die Grundzüge der nunmehr 50 Jahre währenden Patenschaft unter Hervorhebung der Errungenschaften auf kulturellem und sozialen Gebiet der im 12. Jahrhundert nach Siebenbürgen gezogenen deutschen Auswanderer aus dem rhein- und moselländischen Gebiet. Sie hätten die deutsche Kultur in Sprache, Liedern sowie Sitten und Trachten über Jahrhunderte lang gepflegt und ihren Kindern und Enkeln überliefert, ohne die Verbindung zu ihrem deutschen Mutterland zu verlieren. „Die alten siebenbürgisch-sächsischen Tugenden wie Fleiß und Selbstbehauptungswille haben sich“, so Lierenfeld, „nicht nur in Ihrer über 850 Jahre alten Geschichte bewährt, sondern auch in über fünf Jahrzehnten in Nordrhein-Westfalen geholfen.“ Die Siebenbürger Sachsen hätten trotz ihres leidvollen Heimatverlustes „zum Aufbau unseres Staates mit seiner wirtschaftlichen Entwicklung mit Fleiß und Ausdauer Wesentliches beigetragen“. Dafür gebühre ihnen Dank, den der Redner namens der Landesregierung aussprach. In diesem Kontext teilte Ministerialrat Lierenfeld mit, dass die jährliche Patenschaftszuwendung des Landes NRW in Höhe von 37 000 Euro erhalten bleibe. Im Rahmen der kulturellen Projektförderung würden u. a. auch die Kulturtage in Düsseldorf oder das Siebenbürgische Museum Gundelsheim für die Möbelausstellung einschließlich des Katalogs gefördert.

Der Bundesvorsitzende Volker Dürr dankte den beiden Vorrednern für ihre Worte der Anerkennung. Des Weiteren dankte Dürr dem Land Nordrhein-Westfalen für die Übernahme der Patenschaft, der es zu einem guten Teil zu verdanken sei, dass „die Integration unserer inzwischen mehrheitlich in Deutschland lebenden Landsleute eine Erfolgsgeschichte war“. Und nicht zuletzt dankte der Bundesvorsitzende für die Übernahme der Schirmherrschaft bei den Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtagen 2007 durch Ministerpräsident Jürgen Rüttgers.

Ölgemälde aus der Ausstellung „Ausbruch aus der Tradition“: Hermann Konnerth, „Liegende“, 1929, 73 x 100 cm, Siebenbürgisches Museum Gundelsheim
Ölgemälde aus der Ausstellung „Ausbruch aus der Tradition“: Hermann Konnerth, „Liegende“, 1929, 73 x 100 cm, Siebenbürgisches Museum Gundelsheim

Nach seiner Ansprache lud er das Publikum in den Ausstellungsraum zur Eröffnung der Werkschau „Ausbruch aus der Tradition – Malerei der siebenbürgischen Moderne“ ein. Dicht gedrängt folgten die Zuhörer Dürrs Ausführungen. Die Ausstellung richte ihren Blick auf das Kunstschaffen in der historischen Provinz Siebenbürgen, einem multiethnischen Landstrich am östlichen Rande der Donaumonarchie, in einer Zeit politischer und gesellschaftlicher Umbrüche in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Es seien vor allem junge Künstler gewesen, die um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert „den Ausbruch aus der Enge ihrer siebenbürgischen Heimat wagten, die die Zugehörigkeit zu jener (...) kosmopolit-europäischen Kunst-Avantgarde anstrebten“, in Paris, Budapest, München oder Berlin studierten und mit ihren Werken bei den avantgardistischen Ausstellungen in den europäischen Kunstmetropolen präsent waren. Siebenbürgen blieb für viele auch später noch der biographische Bezugspunkt. Die „Erfahrungen ihrer transnationalen Orientierung und der im Anspruch universell-modernen künstlerischen Ausrichtung“ hätten sie in das geistige Leben ihrer Heimat eingebracht. Während die Malerschule in der Künstlerkolonie Nagybanya/Frauenbach künstlerische Akzente hätte, habe sich der Künstlerkreis um die in Kronstadt von Adolf Meschendörfer herausgegebene Zeitschrift „Die Karpaten“ „Verdienste um die Rezeption der Avantgarde in Ungarn, Siebenbürgen und darüber hinaus“ erworben, so Dürr: „Die im Gerhart-Hauptmann-Haus ausgestellten Werke aus dem Siebenbürgischen Museum Gundelsheim, aus der Galerie Suciu in Ettlingen/Karlsruhe, aus anderen Privatsammlungen in Deutschland stellen dem Besucherpublikum ein Kunstschaffen vor, das (...) dem europäischen Vergleich auf hohem Niveau standhält.“ Seine Einführung beschloss Volker Dürr mit seinem Dank für die „Einrichtung dieser Ausstellungs-Highlights“an die beiden Kuratoren der Ausstellung, Dr. Irmgard Sedler, Vorsitzende des Trägervereins des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim, und Museumsleiter Marius Tataru. Musikalisch umrahmt wurde dieser Teil der Veranstaltung von zwei jungen Musikern aus Drabenderhöhe: Conny Melzer (Querflöte) und Christian Orben (Klavier). Sie begeisterten mit Werken französischer Komponisten der Romantik.

Wieder im Eichendorffsaal, führte Bundesfrauenreferentin Enni Janesch ein in die von Bundeskulturreferent Hans-Werner Schuster zusammengestellte, schon im Landtag gezeigte Fotoausstellung „50 Jahre Patenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen für die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen“. Im Anschluss an diese Einführung folgte das Theaterstück „Die Verwechslung“, dargeboten von der Jugend der Kölner Kreisgruppe unter der Leitung von Andrea Boldan. Mit viel Komik und guter schauspielerischer Leistung brachten die Darsteller das Publikum zum Lachen. Anhaltender Applaus war der Lohn.

Das Goldene Ehrenwappen der Landsmannschaft überreichte der Bundesvorsitzende Volker Dürr (2. von links) an (von links nach rechts): Inge Petri (Mönchengladbach), Adele Depner (Wuppertal), Sigfried Foith (Dortmund), Richard Wagner (Düsseldorf), Georg Weiß (Oberhausen), Günther Scheipner (Gummersbach), Georg Meschner (Duisburg, Essen Mühlheim), Waltraud Zenn; rechts außen: Landesvorsitzender Harald Janesch.
Das Goldene Ehrenwappen der Landsmannschaft überreichte der Bundesvorsitzende Volker Dürr (2. von links) an (von links nach rechts): Inge Petri (Mönchengladbach), Adele Depner (Wuppertal), Sigfried Foith (Dortmund), Richard Wagner (Düsseldorf), Georg Weiß (Oberhausen), Günther Scheipner (Gummersbach), Georg Meschner (Duisburg, Essen Mühlheim), Waltraud Zenn; rechts außen: Landesvorsitzender Harald Janesch.

Für ihr langjähriges Engagement in ihren Kreisgruppen überreichte der Bundesvorsitzende Volker Dürr das Goldene Ehrenwappen der Landsmannschaft an acht Kreisgruppenvorsitzende (siehe Foto oben). Der Landesvorsitzende Harald Janesch bedankte sich bei der Moderatorin des Nachmittags, Hanni Ziegler, stellvertretende Frauen- und Kulturreferentin der Landesgruppe NRW, bei den Programmgestaltern und den zahlreichen Helfern der Landesgruppe für ihren Beitrag sowohl beim Festakt im Landtag als auch bei der Eröffnungsveranstaltung der Kulturtage.

Die Musikgruppe „Die Lidertrun“ sorgte für den krönenden Abschluss. Mit ihren siebenbürgisch-sächsischen Balladen, gesungen und dargeboten mit ungewöhnlichen Instrumenten, beschlossen sie den 5-stündigen Kulturnachmittag, der nur durch eine kurze Pause (Kaffeetrinken mit Hanklich, Baumstriezel und Schmalzbroten) unterbrochen worden war. Für die gute Bewirtung zeichnete die Kreisgruppe Düsseldorf verantwortlich. Mit dem Dank des Landesvorsitzenden an die Sängerin und die drei Sänger endete die gelungene Eröffnungsveranstaltung der Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtage.

Enni Janesch


Schlagwörter: Kulturtage 2007, Patenschaft, Nordrhein-Westfalen

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