5. November 2008

30. Kirchentag: Dr. Bernd Fabritius würdigt Dienst an der Gemeinschaft

Der 30. Siebenbürgische Kirchentag fand vom 31. Oktober bis 2. November unter dem Leitwort „Ökumene – Leben in versöhnter Verschiedenheit“ in Freiburg im Breisgau statt. Die niveauvolle Veranstaltung verlief harmonisch, im Geiste des partnerschaftlichen Miteinanders, der auch von Dr. Bernd Fabritius, dem Bundesvorsitzenden des Verbands der Siebenbürger Sachsen, in einem Grußwort bei der Eröffnung am 31. Oktober angesprochen wurde.
Der Bundesvorsitzende dankte dem Hilfskomitee für seinen Einsatz für die kirchliche Eingliederung der Landsleute und die fruchtbare Zusammenarbeit mit der Heimatkirche in Siebenbürgen. Der landsmannschaftliche Verband schätze diese Dienste des Hilfskomitee besonders hoch ein. Beide Organisationen seien bemüht, in Arbeitsteilung und jede nach dem eigenen Können, ihren Dienst an der Gemeinschaft zu erbringen. Die Rede, die mit viel Beifall begrüßt wurde, wird im Folgenden im Wortlaut abgedruckt. Ein separater Bericht erscheint in der Beilage „Kirche und Heimat“ der Siebenbürgischen Zeitung vom 10. November 2008.

Sehr geehrter Herr Vorsitzender des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen und evangelischen Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD, Herr Dekan Hermann Schuller, sehr geehrter Herr Landtagsabgeordneter Schätzle, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Landsleute! Ich überbringe Ihnen die besten Grüße des Bundesvorstandes des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und der befreundeten Verbände in der weltweiten Föderation der Siebenbürger Sachsen.

Bundesvorsitzender Dr. Bernd Fabritius während ...
Bundesvorsitzender Dr. Bernd Fabritius während seiner Ansprache in Freiburg im Breisgau.
Das Hilfskomitee der Siebenbürger Sachsen und evangelischen Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD lädt schon traditionsgemäß zu unserem Siebenbürgischen Kirchentag in Deutschland ein, der – ebenfalls schon Tradition und selbstverständlich - gemeinsam mit der örtlichen Gliederung des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland organisiert und getragen wird.

Für diesen Dienst an unserer Gemeinschaft spreche ich Ihnen den herzlichsten Dank des Bundesvorstandes aus. Sie fördern die kirchliche Eingliederung unserer Landsleute in Deutschland genau so, wie Sie gleichzeitig die Zusammenarbeit zwischen der Heimatkirche in Siebenbürgen und deren „ehemaligen Mitgliedern“ stärken wollen – so wörtlich der Zweck des Hilfskomitees in Ihrer Satzung.

Dazu leisten Sie unseren Landsleuten wertvolle Hilfe zur Eingliederung in dem neuen Lebensumfeld, nicht nur durch seelsorgerischen Beistand, sondern auch durch Unterstützung bei den Bemühungen zur Wahrung des heimatkirchlichen und kulturellen Erbes. Beim Heimattag in Dinkelsbühl genau so wie in unserer Siebenbürgischen Zeitung sind Sie präsent und nicht wegzudenkender Teil des gemeinsamen Begleitens unserer Landsleute in bestem Sinne christlicher Dienstleistung. Sie sind damit Partner in einem Zusammenwirken mit den landsmannschaftlichen Organisationen der Menschen, für die wir uns gemeinsam einsetzen. Dieses Wirken in Partnerschaft haben Sie ebenfalls ausdrücklich in Ihrer Satzung festgehalten. Ganz im Sinne des kollektiven Selbstverständnisses einer grenzüberschreitenden Gemeinschaft sind Sie das Bindeglied zu unserer Heimatkirche in Siebenbürgen, zu welcher wir alle nach wie vor ein ganz besonderes Näheverhältnis haben, das sich schon in der weiterhin gültigen Bezeichnung eben als unsere Heimatkirche niederschlägt. Auch dafür danke ich herzlich. Und wenn ich vorher Ihre Satzung zitiert habe, wo Sie von den „ehemaligen Mitgliedern“ unserer Heimatkirche sprechen, dann meinte ich – und Sie sicher auch – nur die organisatorische Struktur und keinesfalls die emotionale Bindung oder die Bedeutung für uns alle.

Ich bin überzeugt davon, dass wir – damit meine ich das Hilfskomitee, die Heimatkirche und die landsmannschaftlichen Verbände – nur gemeinsam und in Partnerschaft die vielfältigen Aufgaben erfüllen können, die für unsere Gemeinschaft nötig und zum Teil unentbehrlich sind. Unser Zusammenwirken ist das beste Beispiel einer fruchtbaren Arbeitsteilung, um diesen Begriff aus der sekulären Welt in unseren Alltag der Gemeinsamkeit einzubringen. Natürlich gehört zu jeder arbeitsteiligen Erledigung von Aufgaben Abstimmung dazu. Diese Abstimmung ist dabei jedoch nicht trennend und hat schon gar nichts mit Abgrenzung zu tun, sondern ist dringend nötig, sie erfolgt – wenn ich z.B. an unser gemeinsames Gespräch in Gundelsheim denke – in einer inhaltlich konstruktiven Auseinandersetzung, immer sachlich und nicht auf die eigene Position, sondern auf den jeweiligen Dienst für unsere Gemeinschaft bedacht. Das entspricht unserem und auch meinem persönlichen christlichen Selbstverständnis, welches für uns bisher immer tragende Säule und Maßstab war und auch sicherlich weiterhin bleiben wird.

Der Bundesvorstand und alle Mitglieder des Verbandes schätzen die Dienste des Hilfskomitees außergewöhnlich hoch ein und hoffen, dass die Dienste des landsmannschaftlichen Verbandes für die gleiche Gemeinschaft, nämlich unsere Landsleute, in gleicher Weise geschätzt werden.

Ihre Bemühungen und unsere ergänzen sich als Dienst an der Gemeinschaft, deren Teil wir sind: unsere Organisationen sind in diesem Kontext nicht Selbstzweck, sondern selbstloses Mittel, jede nach dem eigenen Können und der eigenen Berufung, die ja als Zweck in den Satzungen bestimmt und festgehalten sind.

Das Auge kann nichts sehen, wenn das Herz nicht schlägt und die Hand greift ins Leere, wenn das Auge nicht sieht – so sinngemäß schon der Apostel Paulus im 1. Korintherbrief, der unsere christliche Gemeinde mit einem menschlichen Körper vergleicht, dessen Wohlbefinden und Funktionstüchtigkeit davon abhängt, ob alle Organe aktiv dazu ihren Beitrag leisten.

Ich appelliere daher an alle Mitglieder unseres Verbandes, auch weiterhin die finanzielle Basis zu schaffen, die für die jeweilige Erledigung der übernommenen Aufgaben erforderlich ist. Das funktioniert, wenn wir nachhaltig in der Spendenbereitschaft bleiben. So kann jedes Organ das Seine tun, um den Körper funktions- und handlungsfähig zu halten, so können wir die gerne übernommenen Aufgaben zum Wohle unserer Gemeinschaft auch gemeinsam erfüllen.

Wenn wir uns diese Gestaltung der Strukturen zur Erfüllung des Dienstes an unseren Nächsten, arbeitsteilig und in Partnerschaft, klar machen, dann verwirklichen wir damit die „versöhnte Verschiedenheit“, die gleichsam Motto dieses Kirchentages ist. Versöhnte Verschiedenheit ist für mich eine Verschiedenheit, die sich auf der Basis gegenseitigen Respekts als wohltuende und gegenseitig bereichernde Ergänzung versteht.

Auf diese Weise, meine Damen und Herren, werden wir im gemeinsamen Handeln auf keinen Fall scheitern. In diesem Sinne wünsche ich uns allen erbauliche und ertragreiche Kirchentage. Ich freue mich auf ein Wiedersehen und bleiwen se geseangt uch Gott-erhold-ich!

Dr. Bernd Fabritius

Schlagwörter: Hilfskomitee, Verband, Kirche und Heimat, Fabritius

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