22. Oktober 2011

Peter Pastior, Ehrenvorsitzender des Sozialwerks, wird 80

Der ehemalige Bundesgeschäftsführer der Landsmannschaft und heutige Ehrenvorsitzende des Sozialwerks, Peter Pastior, engagiert sich seit mehr als drei Jahrzehnten in besonderem Maße für das Schicksal seiner Landsleute in Deutschland und Siebenbürgen. Dank seines gewissenhaften, korrekten und herzlichen Wirkens genießt er ein sehr hohes Ansehen sowohl unter den Siebenbürger Sachsen als auch deren Einrichtungen.
Beim 20. Sachsentreffen am 18. September 2010 in Bistritz wurde Peter Pastior mit der Honterus-Medaille des Siebenbürgenforums ausgezeichnet. In seiner Laudatio hat Dr. Christoph Bergner, Aussiedlerbeauftragter der Bundesregierung, Peter Pastiors geistige Wurzeln einfühlsam und treffend beleuchtet. Sein vier Jahre älterer Bruder Oskar Pastior gehörte im Januar 1945 zu den 30 000 Siebenbürger Sachsen, die nach Russland verschleppt wurden. Als er ausgehoben wurde, rief ihm die Großmutter im Flur des Hauses in der Reißenfelsgasse in Hermannstadt zu: „Ich weiß, du kommst wieder!“ Diese Aussage, die die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller in ihrem Roman „Atemschaukel“ zitiert, ist nach Ansicht Bergners „ein Zeichen der Hoffnung, die aus dem Gefühl unauflösbarer Zugehörigkeit und Zusammengehörigkeit erwächst“. Diese berühre nicht nur den Geist der Familie Pastior, sondern wurzele bei den Siebenbürgern in einer einzigartigen Tradition der Nachbarschaften, Bruderschaften, Schwesterschaften und selbstverwalteten Solidargemeinschaften. Die Gemeinschaften lebten heute als Motive weiter und finden sich in Peter Pastiors vielseitigem Wirken wieder, betonte Bergner.

Als Sohn des Zeichenlehrers Oskar Pastior am 22. Oktober 1931 in Hermannstadt geboren, gehörte Peter Pastior einem im damaligen Rumänien an den Rand gedrängten Personenkreis an. Nach dem Bakkalaureat in Hermannstadt waren ihm weiterführende Ausbildungswege zunächst versperrt. Dennoch arbeitete er sich aus eigener Kraft vom Hilfsarbeiter in der Holzindustrie bis hin zum Buchhalter in einem staatlichen Landwirtschaftsbetrieb empor. Das Haus in der Reißenfelsgasse war auch in den Jahren des dunklen Kommunismus ein Hort warmer Häuslichkeit und Begegnungsstätte eines großen Freundeskreises, getragen von seiner Mutter Hilda und seiner Frau Dorothea.

Peter Pastior. Foto: Laura Pastior ...
Peter Pastior. Foto: Laura Pastior
1979 gelang es Peter Pastior mit seiner Frau und den beiden Söhnen, nach Deutschland auszureisen. Kurz danach wurde er Bundesgeschäftsführer der Landsmannschaft, eine Stelle, in die er sich schnell einarbeitete und die er auch nach 1989 souverän koordinierte, als der „Zentrale“ in München angesichts der steigenden Mitgliederzahl immer mehr Aufgaben zuwuchsen. Sein Wissen um eine korrekte Finanzgebarung stellte Pastior auch nach seinem Rentenantritt 1994 dem Verband ehrenamtlich zur Verfügung. Seit 1995 sorgt er als Schatzmeister dafür, dass wirtschaftlich gearbeitet wird und die Haushaltsvorgaben eingehalten werden. So hat er maßgeblich bei der finanziellen Gestaltung der neuen Begegnungsstätte und Geschäftsstelle in der Münchner Karlstraße mitgewirkt, die inzwischen schuldenfrei ist.

Angesichts der konfliktträchtigen Entscheidungsfrage „Bleiben oder Gehen?“ habe sich Pastior schon als Geschäftsführer vor allen Dingen um die Frage gekümmert: „Wo können wir helfen und wo kann ich helfen“, sagte Bergner in der eingang erwähnten Laudatio. So wurde er November 1994 zum Vorsitzenden des Sozialwerks gewählt und führte die vom Gründungsvorsitzenden Willi Schiel begonnene Arbeit konsequent fort. In seiner Amtszeit von 1994 bis 2011 wurden Hilfsmaßnahmen und Projekte in Höhe von mehreren Millionen Euro in Siebenbürgen durchgeführt. Er wusste um die Belange seiner Landsleute bestens Bescheid und hat sich durch zahlreiche Spendenaufrufe dafür stark gemacht, dass ihnen geholfen wird.

Das Sozialwerk erfreut sich eines hohen Ansehens sowohl bei der Saxonia-Stiftung als auch bei der Landeskirche und dem Forum. Hoch angesiedelt ist es auch als Mittlerorganisation des Bundesinnenministeriums und des Bundesverwaltungsamts, weil die Hilfsmaßnahmen korrekt, zuverlässig und mit geringen Verwaltungskosten abgewickelt werden.

Im März 2011 hat Pastior die Leitung des Sozialwerks aus Altergründen abgegeben und wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Ein „besonderes Verständnis“ für die Anliegen seiner Landsleute bescheinigt ihm auch der Ehrenvorsitzende des Verbandes, Dr. Wolfgang Bonfert, der als früherer Bundesvorsitzender eng mit ihm zusammenarbeitete. Seit 2001 verwitwet, findet Peter Pastior weiterhin die Kraft und Energie, sich für das Gemeinwohl der Siebenbürger Sachsen einzusetzen. So betreut er seit Kurzem das Korrespondenzbüro, das die Michael-Schmidt-Stiftung in München eingerichtet hat. Im privaten Bereich geht er verstärkt seinem Hobby, dem Videofilmen, nach und hat dabei, in Zusammenarbeit mit Fachleuten wie Günter Czernetzky, einige sehr gute Ergebnisse erzielt.

Im Namen vieler dankbarer Landsleute gratuliert der Bundesvorsitzende Dr. Bernd Fabritius dem Jubilar und wünscht ihm Gesundheit und weiterhin viel Schaffenskraft.

Siegbert Bruss

Schlagwörter: Porträt, Geburtstag, Sozialwerk, Peter Pastior

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