13. Januar 2012

„Der schrecklichste Tag meines Lebens“

Der Banater Hans Probst erinnert sich Im Folgenden an traumatische Deportationserlebnisse.
„Wir zwei Flüchtlinge mussten vor Gericht. Ein Posten kam ins Lager und nahm uns mit. Wir wussten nicht wohin. Dann haben wir es erfahren: Draußen stand ein Lastwagen, am Lagertor erwartete uns der Geheimdienstoffizier, russisch NKWD, mit zwei Posten. Wir mussten auf den Lastwagen aufsteigen, wo es zur ersten Überraschung kam: Die Posten waren links und rechts, in der Mitte mein Kamerad Engel Franz aus Jahrmarkt. So sind wir zum Gericht gefahren. Jetzt ging es los. Engel Franz war der erste. Wegen ‚Raub und Sabotage‘ wurde er zu acht Jahren Straflager in Sibirien verurteilt. Dann waren wir beide dran. Die Sache war viel schlimmer. Wir wurden als politische Kriegsverbrecher eingestuft. Mein geänderter falscher Name war Graure Ion, nicht Probst Hans, mein Kamerad aus Siebenbürgen hieß jetzt Bartasch Petru, nicht Schnabel Peter. Unser Urteil: 12 Jahre Straflager in Saporosche, Lager Nr. 1086. Das Datum der Verurteilung war Montag, der 18. Januar 1947. Das war der schlimmste und schrecklichste Tag meines Lebens.“


Aus den unveröffentlichten Erinnerungen des Hans (Johann) Probst aus der Banater Gemeinde Jahrmarkt, geboren am 23. August 1927. Bei seinem Mitflüchtling handelte es sich um den gleichaltrigen Peter Schnabel aus dem siebenbürgischen Jakobsdorf. Beide haben die fünf Jahre der Zwangsdeportation überlebt. Hans Probst und sein Vater waren am 14. Januar 1945 daheim festgenommen worden, Hans kam am Abend des 23. Dezember 1949 wieder in seinem Heimatort Jahrmarkt an. 1982 siedelte die Familie Probst in die Bundesrepublik aus, in Crailsheim fand sie eine neue Heimat. 2005 begannen Hans und seine Frau Magdalena (Jahrgang 1927) Aufzeichnungen über ihre Zeit in der Deportation zu machen. Sie hatten sich bei einem „Heimkehrerball“ im Dorf 1950 näher kennengelernt und geheiratet. (Luzian Geier)

Schlagwörter: Deportation, Banater

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