20. Mai 2014

Ukraine-Krise - Erinnern an Zwangsarbeit im Donbas

Berlin - Die Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten der CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat unter der Leitung ihres Vorsitzenden, des CDU-Bundestagsabgeordneten Klaus Brähmig, den Botschafter der Ukraine in der Bundesrepublik Deutschland, Pavlo Klimkin, am 8. Mai zu einem Gespräch im Deutschen Bundestag getroffen. Der aktuelle Konflikt der Ukraine mit Russland bestimmte den Bericht des Botschafters und die Wortmeldungen der Gruppenmitglieder.
Insbesondere die Darstellung der Krise in den Medien Russlands, der Ukraine und auch Deutschlands wurde diskutiert. Botschafter Klimkin berichtete von Erkenntnissen bezüglich der Einflussnahme Russlands auf deutsche Medien und von Versuchen, die öffentliche Meinung in Deutschland etwa durch massive Manipulation über die Kommentarfunktionen bei Online-Publikationen zu beeinflussen. Auch sei bedauerlich, dass bestimmte Medien in Deutschland unkritisch russischer Propaganda Raum böten und beispielsweise den russischen Botschafter zu Wort kommen ließen, ohne gleichzeitig auch die ukrainische Position zu präsentieren. Der erste stellvertretende Vorsitzende der Gruppe, Dr. Bernd Fabritius, MdB (CSU), berichtete aus eigenen Erfahrungen von seiner Reise mit einer Delegation des EU-Ausschusses in die Ostukraine: „Es findet dort ein knallharter Medienkrieg statt mit dem ganz evidenten Ziel Putins, die ukrainische Gesellschaft zu spalten und sich so den wirtschaftlich wichtigen Teil der Ostukraine zu sichern. Durch gezielte Falschmeldungen werden die russischen Bewohner der Ukraine gegen die Ukraine und ihre ukrainischen Landsleute aufgebracht.“ Fabritius wird am kommenden Wochenende im Rahmen einer Wahlbeobachtermission des Europarates nach Kiew reisen und die vorgezogenen Präsidentschaftswahlen in der Ukraine beobachten.

Abseits dieses Themas und „als Aufgabe für hoffentlich bald kommende friedlichere Zeiten in der Ukraine“ brachte Fabritius ein weiteres Anliegen besonders der Deutschen aus Rumänien zur Sprache:
Treffen im Deutschen Bundestag: Pavlo Klimkin ...
Treffen im Deutschen Bundestag: Pavlo Klimkin (rechts), seit 2012 Botschafter der Ukraine in der Bundesrepublik Deutschland, im Gespräch mit Dr. Bernd Fabritius. Foto: Sebastian Dobberstein
die Aufarbeitung der von etwa 70 000 Zivilpersonen deutscher Volkszugehörigkeit aus Rumänien in der Ostukraine geleisteten Zwangsarbeit in den Jahren 1945-1950. Dieses düstere Kapitel, dem Herta Müller in ihrem Roman „Die Atemschaukel“ ein literarisches und nobelpreisgekröntes Erinnerungsmal gesetzt hat, sei im öffentlichen Bewusstsein in der Ostukraine als dem Ort des Geschehens bis heute nicht präsent. Er habe dazu in Donezk bereits Gespräche mit Vertretern der Stadt und auch der Nachfolgeunternehmen des Kohlebergbaus im Donbas Gespräche geführt und rege an, das Thema in geeigneter Form auch als Beispiel der Völkerverständigung im Donbas zu verankern. Viele Zeitzeugen hätten von bewegenden Begegnungen in Mitgefühl und Solidarität zwischen den damaligen deutschen Zwangsarbeitern aus Rumänien und den ukrainischen Bewohnern berichtet, die durchaus mit dem Schicksal der Betroffenen gemeinsam in Erinnerung gehalten werden sollten. Im kommenden Jahr jähre sich die Verschleppung zur Zwangsarbeit der Deutschen aus Rumänien in die Ukraine zum 70. Mal, was Anlass zu einem geeigneten Thematisieren vor Ort bieten würde. Auch die Universität Donezk, an welcher ein deutscher Studiengang existiere, könnte in entsprechende Projekte einbezogen werden. Botschafter Klimkin sagte sofort zu, das Projekt zu unterstützen, und regte an, dazu ein Treffen mit dem Gouverneur des Bezirkes Donezk, Sergej Taruta, während dessen geplanten Besuchs in Berlin im Sommer dieses Jahres zu vermitteln.

Schlagwörter: Zwangsarbeit, Fabritius, Politik

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