30. August 2014

Zwei Leserbeiträge für die Rubrik "Sachen zum Lachen"

Ernst G. Seidner hat das Gedicht „De Trud“ von Pfarrer Gustav Reich aus dem Siebenbürgisch-Sächsischen frei übertragen unter dem Titel „Stammtischblüte“. Einen zweiten Beitrag für die Rubrik "Sachen zum Lachen" sandte Walter Georg Kauntz ein: "Der Stabhochspringer".
Stammtischblüte
Im Lokal zum „Wilden Hunde“,
Sitzt gar fröhlich bei dem Weine,
Eine Stammtisch-Männerrunde
aus Vertretern der Vereine.


Nicht zu glauben diese Fülle,
Welch’ an Themen heut besprochen,
Und so ist in aller Stille
Tiefe Nacht hereingebrochen.

Wie durch Zufall hört man reden,
Über Hexen, Zwerge, Geister,
Denn betrifft es nicht bald jeden,
Der zu Haus nicht mehr der Meister?

„Wisst ihr“, hört man einen flöten,
„Hexen die erkennt man schon,
S’ist ein kleiner Blick vonnöten,
Auf der Knie Konstitution“.

Sind sie rund und gut anschaulich,
Soll der Mann beruhigt sein,
Sind sie spitz, sie aber „maulig“,
Könnt’ es eine Hexe sein.

Donnerwetter, denkt der Pitz,
Passt genau auf meinen „Besen“,
Glaub die Knie der Frau sind spitz,
Welche ich mir auserlesen.

Wie sonst könnt’ es möglich sein,
Dass sie stets mit spitzer Zunge,
Tag für Tag an meinem Sein,
Auszuschreien hat die Lunge.

Leise steht er auf, schleicht heim,
Ganz versunken in Gedanken,
Sieht ringsum im Lampenschein,
Nur Gespensterhände ranken.

Schweißgebadet tritt er ein,
Spürt die Angst im Rücken,
Sieht seine Frau, die schläft allein,
Lächelnd voll Entzücken.

Er tritt ans Bett: jetzt oder nie,
So denkt er, meine Kleine,
Ruft dabei laut: „Zeig mir die Knie!“
Und deckt ihr auf die Beine.

Er starrt aufs Knie, sie schreit dabei…
Doch dann sagt er bloß: „Süße,
Ich bitte dich, tu mir den Gefall’n
Und wasch dir mal die Füße.“
Logo der Rubrik „Sachen zum Lachen“, Entwurf: ...
Logo der Rubrik „Sachen zum Lachen“, Entwurf: Wolfgang Untch

Diesen Beitrag sandte Walter Georg Kauntz ein:

Der Stabhochspringer

Vor vielen Jahren lebte in Donnersmarkt ein nicht allzu fleißiger, dafür recht schlauer Bauer, den alle „Fuss“ (Fuchs) nannten. Während sich seine Frau und die Kinder auf dem Feld herumplagten, trieb er sich auf Wochenmärkten herum und ging Spekulationsgeschäften nach, von denen er gut leben konnte.

Eines Tages erschien er auf dem Wochenmarkt zu Blasendorf und posaunte überall herum, dass er am 8. September über den heimischen Kirchturm springen wolle. Dazu bestach er die Trommler einiger Dörfer, die zu der Zeit für das Verbreiten von Nachrichten zuständig waren, so dass sich die sensationelle Nachricht in Windeseile im näheren, aber auch mittelbaren Umkreis verbreitete.

Am genannten Tag war der Andrang auf dem Marktplatz riesig. Laut Zeitzeugen sollen es mehrere hundert Neugierige gewesen sein. Der geschäftstüchtige Hans ließ Eintrittstaxe erheben und hatte über ein Dutzend Frauen bestellt, die an improvisierten Buden alles Mögliche anboten: von Hanklich und diversen Süßigkeiten bis hin zu Fleischwaren und Getränken verschiedenster Art. Das Geschäft lief blendend!

Als die Turmuhr Elf geschlagen hatte, erschien Hans in einem Unterhemd und kurzen Hosen mit Zebrastreifen. Die – erklärte er – seien extra für dieses Ereignis in Paris angefertigt worden … „Und nun, liebe Gäste, werde ich nach langer Vorbereitung versuchen, meinen – und euren – Wunsch zu verwirklichen.“

Auf ein Zeichen wurde ihm ein speziell polierter Stab überreicht, worauf er sich von der improvisierten Bühne an den Platz des Geschehens begab. Mehrere Male rieb er die obere Hälfte des Sprunggerätes mit Spucke ein, um dann den ersten Anlauf zu tätigen.

Mit einer für alle erkennbaren Entschlossenheit nahm er den ersten Anlauf. Vor dem Turm angelangt, hüpfte er etwa einen Meter hoch – das Bauwerk maß 38 Meter – und lief anschließend noch einige Schritte aus. Danach verzog er das Gesicht zu einer gut einstudierten Grimasse der Verzweiflung und begab sich zurück zum Ausgangspunkt. In den Reihen der Zuschauer breitete sich ein enttäuschtes Raunen aus.

Der Vorgang wurde mit dem gleichen Ergebnis noch zweimal wiederholt. In die Runde zog Grabesstille ein. Alle warteten den nun folgenden Moment ab.

Hans stieg von neuem auf die Bühne und fing an: „Geehrte Zuschauer, ich habe euch für heute bestellt, weil ich versuchen wollte, über den Turm zu springen. Ihr alle seid Zeugen, dass ich diesen Versuch sogar dreimal unternommen habe. Euch ist bekannt, dass ich nie behauptet habe, den Versuch auch zu verwirklichen. Natürlich hätte ich‘s gewollt. Vielleicht lag es am Stab vielleicht am Wetter, an mir jedenfalls nicht, denn meine Wenigkeit hat sich – wie ihr alle habt sehen können – äußerst bemüht. Hiermit verspreche ich euch noch mehr zu üben und im Frühjahr einen neuen Versuch zu unternehmen, zu dem ich alle schon jetzt zum halben Preis einlade. Bis dann.“

Selbstverständlich war auch der Abgang bestens organisiert. Abgeschirmt von etwa zehn der kräftigsten Burschen des Dorfes, suchte der „Stabhochspringer“ schleunigst das Weite.

Die Zurückgebliebenen verharrten anfangs in tiefem Schweigen; nach und nach machten sich Enttäuschung, Gram, Rage, Wut und Ähnliches mehr breit. Einige drohten mit Lynchjustiz, andere schüttelten ratlos den Kopf. Aber es gab auch einige Wenige, die anfingen zu lachen, und zwar über ihre Albernheit, auf eine so plumpe Irreführung hereingefallen zu sein …

Schlagwörter: Sachen zum Lachen, Humor

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