1. Juni 2018

Die Freiheit, den Mund aufzumachen: Hellmut Seiler liest in Stuttgart

In der Stuttgarter Vortragsreihe liest der Schriftsteller Hellmut Seiler am 22. Juni um 19.00 Uhr im Haus der Heimat, Schlossstraße 92, in Stuttgart aus seinem lyrischen und prosaischen Werk und ist gerne bereit, Fragen zu beantworten und Bücher zu signieren.
In zwei Systemen belehrt worden, also doppelt sensibilisiert stellt sich Hellmut Seiler sowohl den immer noch bohrenden Fragen der Vergangenheit als auch den überraschenden Herausforderungen, denen er sich in einem vorgeblich freien Land gegenübersieht. Für den 1953 in Reps (Rupea) geborenen Schriftsteller, Lyriker und Übersetzer ist Freiheit/Unfreiheit eines seiner Hauptthemen, wobei die Ironie für Seiler die höchste Stufe der Freiheit darstellt.

Hellmut Seiler studierte bis 1976 Germanistik und Anglistik in Hermannstadt. Danach arbeitete er als Deutsch- und Englischlehrer in Neumarkt am Mieresch und veröffentlichte 1982 seinen ersten Gedichtband „die einsamkeit der stühle“. Seine nicht-systemkonforme Haltung brachte ihm ab 1985 ein Berufs- und Publikationsverbot in Rumänien ein. Er geriet ins Visier der Securitate und wanderte 1988 nach Deutschland aus.
Hellmut Seiler bestritt beim Heimattag am 20. Mai ...
Hellmut Seiler bestritt beim Heimattag am 20. Mai 2018 in Dinkelsbühl eine erfolgreiche Doppellesung mit Iris Wolff. Foto: Hans-Werner Schuster
Obwohl Seiler eine Etikettierung ungern auf einem Autor sieht, würde er sich nach dreißig Jahren in Deutschland am ehesten als „universell württembergisch-siebenbürgischer“ Schriftsteller bezeichnen. In seinem literarischen Schaffen leitet ihn gewissermaßen seine Vorliebe für „Problemzonen“, wie er es ausdrückt, also jene spannungsgeladenen Bereiche wie etwa die Beziehung von Poesie und Politik. Seine Geheimdienstakte, die er bei der rumänischen Behörde CNSAS einsehen konnte, offenbarte das erschreckende Ausmaß der Bespitzelung durch die Securitate. Hellmut Seiler und viele seiner Leidensgefährten waren häufig, dies ahnend ohne es genau zu wissen, in einem engmaschigen Netz gefangen. Politischen Themen und Missständen, etwa der Auseinandersetzung mit dem totalitären Ceaușescu-Regime, begegnet der Autor in seinen Texten größtenteils satirisch, mit Wortspielen und Mehrdeutigkeit. Und auch die Verkehrung von Ernsthaftem ins Lächerliche, zum Beispiel im Satireband „Glück hat viele Namen“, ist eine von Seiler gerne genutzte Form, um die ungeschminkte Realität bloßzulegen.

Helmut Wolff

Schlagwörter: Stuttgarter Vortragsreihe, Hellmut Seiler, Lesung, Securitate

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