6. Dezember 2024
Luxemburger Europaabgeordneter darf nicht Luxemburgisch sprechen
Fernand Kartheiser wollte als erster Luxemburger eine Rede in seiner Nationalsprache in Straßburg halten, aber der spanische Sitzungspräsident hat ihn nach wenigen Sätzen stumm geschaltet.
Fernand Kartheiser (ADR) hielt als erster Luxemburger eine Rede im Europaparlament am 21. Oktober auf Luxemburgisch. „Als Nationalsprooch vun engem Membersland vun eiser Unioun huet Lëtzebuerg e Recht op e Statut an dësem héigen Haus“ … weiter kam er nicht. Der Vizepräsident des EU-Parlaments, der Spanier Esteban Gonzalez Pons, der die Debatte leitete, wies Kartheiser darauf hin, die Sprache zu wechseln und eine offizielle EU-Amtssprache zu gebrauchen. Kartheiser sprach dennoch auf Luxemburgisch weiter und redete von einer Diskriminierung. Sein Mikrofon wurde abgedreht und er aufgefordert, in einer offiziellen Sprache der Europäischen Union zu sprechen. Der Sitzungspräsident wies ihn darauf hin, dass die Luxemburger Sprache nicht zu den 24 offiziellen Amtssprachen des Parlaments gehöre. Dies sei die Regel des Parlaments.
Nach der zweiten Verwarnung wechselte Kartheiser zum Englischen, um ein kurzes Plädoyer für die Offizialisierung der luxemburgischen Sprache auf EU-Ebene zu halten. Fernand Kartheiser sagte auf Englisch: „Ich bitte Sie höflichst, dasselbe Recht für die Luxemburger und alle anderen Abgeordneten dieses Parlaments in Anspruch zu nehmen, und ich möchte Sie bitten, mich auf Luxemburgisch sprechen zu lassen“. Er erinnerte den Präsidenten auch daran, dass Luxemburgisch auch eine der Gründungssprachen der Europäischen Union war. Ich möchte, dass diese Sprache in diesem Parlament anerkannt wird, vielen Dank“, beendete Kartheiser seine kurze Rede im Parlament in englischer Sprache. Dafür erntete er einigen Applaus von anderen Abgeordneten, vor allem als Respekt vor der Tatsache, dass Luxemburg Mitbegründer der EU war.
Seine Rede auf Luxemburgisch hatte Kartheiser im Vorfeld angekündigt und die Rede in den drei Geschäftssprachen der EU auf Englisch, Französisch und Deutsch auch eingereicht, damit nicht ein Dolmetscher extra herbeigezogen werden sollte. Es war eine Rede während einer freien Debatte im EU-Parlament, bei der die Abgeordneten „das Parlament auf eine politisch wichtige Angelegenheit aufmerksam machen“ dürfen. Der Sprecherdienst des EU-Parlaments hatte bereits einige Tage zuvor angekündigt, dass die Dolmetscher die Rede nicht live übersetzen können, da es sich nicht um eine der offiziellen EU-Sprachen handele. Nicht alle Sprachen, die in der EU gesprochen werden, sind offizielle EU-Sprachen und dürfen somit auch nicht bei Reden im EU-Parlament verwendet werden. Katalanisch, Ukrainisch oder Romanes zählen beispielsweise weitaus mehr Muttersprachler innerhalb der EU als Luxemburgisch, sind aber nicht im EU-Parlament zugelassen. Dazu kommen viele weitere Regionalsprachen wie Galizisch, Korsisch, Elsässisch oder Baskisch, die ebenfalls nicht gesprochen werden dürfen.
Kartheiser hat allerdings recht, dass Luxemburgisch die einzige Nationalsprache ist, die nicht im EU-Parlament gesprochen werden darf. Nur Türkisch ist als die zweite Amtssprache in Zypern auch keine offizielle EU-Sprache. Allerdings spricht von den zyprischen Abgeordneten nur ein einziger Türkisch als Muttersprache, weil er von den Zyprern im Norden der Insel gewählt wurde, die sich von griechischen Teil der Insel abgespalten haben.
Fernand Kartheiser hat nun einen formellen Vorschlag eingereicht, um die Regeln zum Sprachgebrauch im EU-Parlament zu ändern. Wie groß seine Erfolgsaussichten sind, ist unklar, denn der Spielraum des EU-Parlaments ist diesbezüglich eher klein. Sprachregelungen werden nämlich nicht vom EU-Parlament festgelegt, sondern unter den Regierungen der EU ausgehandelt. Deshalb müsste Kartheiser die Luxemburgische Regierung von Luc Frieden (CSV) auffordern, die Sprachenfrage auf die Agenda der EU zu setzen und dann die notwendigen Prozeduren einzuleiten. Fernand Kartheiser kennt diese Prozeduren auch und er ist damit einverstanden. Er sieht gerade jetzt eine gute Chance dafür, weil die luxemburgische Sprache auf nationaler Ebene einen neuen Elan gewonnen hat, den man nutzen könnte, um die Rolle der Sprache auf EU-Ebene zu stärken, sagt er dem „Luxemburger Wort“.
Auf jeden Fall ist mit der Initiative von Kartheiser wieder eine neue Diskussion um die Stellung der Nationalsprache in Luxemburg entbrannt, zu der die Regierung seit Verabschiedung des Sprachengesetzes von 1984 ein zwiespältiges Verhältnis hat. Denn Luxemburgisch ist zwar seit damals Nationalsprache, die Parlamentarier diskutieren im Parlament auf Luxemburgisch, aber Gesetztestexte sind weiterhin nur gültig auf Französisch. Das erscheint auch vielen Luxemburgern als Widerspruch in sich.
Luxemburger will im EU-Parlament in seiner Muttersprache sprechen, SbZ Online vom 11. Oktober 2024
Nach der zweiten Verwarnung wechselte Kartheiser zum Englischen, um ein kurzes Plädoyer für die Offizialisierung der luxemburgischen Sprache auf EU-Ebene zu halten. Fernand Kartheiser sagte auf Englisch: „Ich bitte Sie höflichst, dasselbe Recht für die Luxemburger und alle anderen Abgeordneten dieses Parlaments in Anspruch zu nehmen, und ich möchte Sie bitten, mich auf Luxemburgisch sprechen zu lassen“. Er erinnerte den Präsidenten auch daran, dass Luxemburgisch auch eine der Gründungssprachen der Europäischen Union war. Ich möchte, dass diese Sprache in diesem Parlament anerkannt wird, vielen Dank“, beendete Kartheiser seine kurze Rede im Parlament in englischer Sprache. Dafür erntete er einigen Applaus von anderen Abgeordneten, vor allem als Respekt vor der Tatsache, dass Luxemburg Mitbegründer der EU war.
Seine Rede auf Luxemburgisch hatte Kartheiser im Vorfeld angekündigt und die Rede in den drei Geschäftssprachen der EU auf Englisch, Französisch und Deutsch auch eingereicht, damit nicht ein Dolmetscher extra herbeigezogen werden sollte. Es war eine Rede während einer freien Debatte im EU-Parlament, bei der die Abgeordneten „das Parlament auf eine politisch wichtige Angelegenheit aufmerksam machen“ dürfen. Der Sprecherdienst des EU-Parlaments hatte bereits einige Tage zuvor angekündigt, dass die Dolmetscher die Rede nicht live übersetzen können, da es sich nicht um eine der offiziellen EU-Sprachen handele. Nicht alle Sprachen, die in der EU gesprochen werden, sind offizielle EU-Sprachen und dürfen somit auch nicht bei Reden im EU-Parlament verwendet werden. Katalanisch, Ukrainisch oder Romanes zählen beispielsweise weitaus mehr Muttersprachler innerhalb der EU als Luxemburgisch, sind aber nicht im EU-Parlament zugelassen. Dazu kommen viele weitere Regionalsprachen wie Galizisch, Korsisch, Elsässisch oder Baskisch, die ebenfalls nicht gesprochen werden dürfen.
Kartheiser hat allerdings recht, dass Luxemburgisch die einzige Nationalsprache ist, die nicht im EU-Parlament gesprochen werden darf. Nur Türkisch ist als die zweite Amtssprache in Zypern auch keine offizielle EU-Sprache. Allerdings spricht von den zyprischen Abgeordneten nur ein einziger Türkisch als Muttersprache, weil er von den Zyprern im Norden der Insel gewählt wurde, die sich von griechischen Teil der Insel abgespalten haben.
Fernand Kartheiser hat nun einen formellen Vorschlag eingereicht, um die Regeln zum Sprachgebrauch im EU-Parlament zu ändern. Wie groß seine Erfolgsaussichten sind, ist unklar, denn der Spielraum des EU-Parlaments ist diesbezüglich eher klein. Sprachregelungen werden nämlich nicht vom EU-Parlament festgelegt, sondern unter den Regierungen der EU ausgehandelt. Deshalb müsste Kartheiser die Luxemburgische Regierung von Luc Frieden (CSV) auffordern, die Sprachenfrage auf die Agenda der EU zu setzen und dann die notwendigen Prozeduren einzuleiten. Fernand Kartheiser kennt diese Prozeduren auch und er ist damit einverstanden. Er sieht gerade jetzt eine gute Chance dafür, weil die luxemburgische Sprache auf nationaler Ebene einen neuen Elan gewonnen hat, den man nutzen könnte, um die Rolle der Sprache auf EU-Ebene zu stärken, sagt er dem „Luxemburger Wort“.
Auf jeden Fall ist mit der Initiative von Kartheiser wieder eine neue Diskussion um die Stellung der Nationalsprache in Luxemburg entbrannt, zu der die Regierung seit Verabschiedung des Sprachengesetzes von 1984 ein zwiespältiges Verhältnis hat. Denn Luxemburgisch ist zwar seit damals Nationalsprache, die Parlamentarier diskutieren im Parlament auf Luxemburgisch, aber Gesetztestexte sind weiterhin nur gültig auf Französisch. Das erscheint auch vielen Luxemburgern als Widerspruch in sich.
Bodo Bost
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Schlagwörter: Sprache, Luxemburg, EU, Parlament
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