23. Juli 2025
Frieder Schuller: requiem für verschollene geräusche in siebenbürgen

grüsse an der großen glocke hingen
wissend die spatzen pfeifen es vom dach
raunten holz und eisen ihre mundart
heut wetzt das hoftor nicht mehr am boden
auf treppen gibt kein knarren den ton an
die stalltür zelebriert kein quietschen
der wetterhahn hat sein krächzen verlernt
die brücke unterdrückt ihr rumpeln
rufe des glaseinsetzers oder alpakalöfflers
ausgelöscht wie das scharren in der ecke
verstummt das lied verrosteter angeln
hallorufe der kuh vor dem neuen tor
geklapper der hufeisen und leiterwagen
ächzende ochsengespanne
melancholisches andante der rinderherde
auf dem büffelklavier
gezischte milch beim abendmelken
hilfeschrei des schweines über die dächer
ländliches dumdum ein lanz-bulldog
im ferngespräch mit dem dengeln einer sense
geröcheltes starten von nachbars auto
morsegegacker am verschlafenen bahnhof
wo waggonräder dem hammer antworten
phantombilder vom knacken der diele
dazu eine einsame fidel am dorfrand
aber aktenkundiges flüstern der pendeluhren
zurren des glockenseils
gedudel müder adjuvanten
ängstliches klopfen am fenster
wenn drinnen das tafelsilber zittert
erwachter kaffeesatz von jubelchören
lügenmarathon aus lautsprechern
wie ewiges tropfen kommunistischer leitungen
rasseln der ketten von angebundenen hunden
das hörbare schweigen der finsternis
kein poltern der sommererde auf dem sarg
verirrtes läuten am geschlossenen grab
vielleicht noch anders rauschen die brunnen
an den mauern haften leihgaben und echos
alte heimatpartituren verzeichnen viele pausen
das lautlose jedoch hat einen langen atem
Schlagwörter: Frieder Schuller, Gedicht
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