28. Oktober 2005

Leserecho: "In unserer Gemeinschaft steckt viel Energie"

Seit Ende des Zweiten Weltkrieges sind mehr als 60 Jahre vergangen. Kurt Schoppel, ehemals Zeiden, zurzeit Vorsitzender der Kreisgruppe Donau-Ries, meint es sei nun an der Zeit, sich mit der Zukunft zu beschäftigen, die Vergangenheit aufzuarbeiten und die Schlüsse daraus zu ziehen.
Die Siebenbürger Sachsen haben diesen Krieg auf unterschiedliche Weise erfahren: Kriegsopfer, Reparationsarbeit in Russland, Kriegsgefangenschaft, Enteignung und Entrechtung sowie Zwangsevakuierung in andere Regionen im Lande. Dies alles ist uns unrechtmäßig widerfahren. Nicht zuletzt kam es dann zur Auswanderung. Der Systemwandel aus der Freiheit in die Diktatur nach einer Enteignung und Entrechtung hat diesen Sinneswandel ausgelöst, in die westliche Freiheit zu gehen. Es hat viele blutige Tränen gekostet, auf allen Ebenen. Viele haben das Glück gefunden, viele haben das Glück verloren, zu dieser Erkenntnis muss man heute gekommen sein. Wir müssen nach vorne schauen. Was wir nicht vergessen dürfen, auch niemals vergessen können, ist, dass wir Siebenbürger Sachsen sind, etwas anderes auch nicht sein können.
Siebenbürgen mit den Kirchen, den stolzen Kirchenburgen, den Schulen und den Friedhöfen, das ganze Siebenbürgen ist unsere Heimat. Die Heimat ist für jeden Menschen auf dieser Welt ein heiliger Ort. Heimat ist Gefühl, Vertrautheit, ist der Ort, über den man ein ganzes Leben spricht. Heimat kann man sich nicht kaufen. Wir haben unsere Heimat zurückgelassen, unsere Nachbarn, Kirchen, Schulen und Friedhöfe. Ein jeder möchte nun diese Heimat auch schön in Ordnung haben. Der Anspruch ist eines, die Kraft, es zu bewältigen, ist etwas anderes. Unsere Kirchenvertreter, die in Deutschland und Rumänien leben, haben es verstanden, das geistige Leben auf beiden Seiten nicht versiegen zu lassen. Durch viele Hilfeleistungen materieller Art konnten auch die geistigen Bindungen erhalten bleiben. Diesen Kirchenvertretern müssen wir Dank aussprechen für die geleistete Arbeit.

Nun sind aber viele Jahre vergangen, die älteren Herrschaften werden immer weniger, die jüngere Generation hat noch nicht so recht begriffen, was für uns Siebenbürger Sachsen wichtig ist. Der materielle Wohlstand darf nicht von der Verantwortung ablenken, was für uns Siebenbürger im Ausland wichtig ist. Die Kommunikation zwischen hier und Siebenbürgen muss aufrechterhalten bleiben, sie muss sich auf alle Gebiete erweitern und gegenseitig befruchten. Wir erleben die Zeit, wo es bald keine Grenzen mehr gibt zwischen Lissabon und Bukarest, wo sich sehr viele Firmen in Rumänien niederlassen. Es gibt Menschen, die den Weg zurück finden, es gibt neue Hoffnung, dass die Eigentumsfragen geklärt werden. Die junge Generation, die von den Kriegsfolgen wenig zu spüren bekommen hat, sind weltoffen, sehen die Probleme anders als die Leidtragenden. Die junge Generation ist sich bewusst, dasEuropa eine gute Sache ist. Wir Siebenbürger sind mitten im Geschehen, leben zwar in Deutschland, Osterreich, USA, Kanada, Australien, aber unsere gemeinsame Heimat ist Siebenbürgen. Nun stellt sich die Frage, was zu tun ist. Ganz einfach: die Heimat schützen und all das Geschaffene bewahren und erhalten, indem man anpackt und mithilft.

Die Landsmannschaft hat ihre Arbeit sehr gut gemacht, eine Basis geschaffen, die jedem Aussiedler eine politische und materielle Sicherheit gegeben hat. Es ist wichtig zu erkennen, was die Landsmannschaft für uns alle wert ist. Wir müssen zur Landsmannschaft stehen, sie ist unser aller Sprachrohr zum Wohle unserer Landsleute hier, in Siebenbürgen und überall, wo Landsleute leben. Die Siebenbürgische Zeitung ist das Bindeglied zwischen uns allen, ist auf der ganzen Welt erhältlich, wo immer ein Landsmann lebt und dafür seinen Jahresbeitrag leistet. Diese Zeitung ist ein sehr wichtiger Bestandteil unserer Gemeinschaft, ohne sie stirbt die Kommunikation sofort. So sollte jeder Landsmann, der bis zu diesem Artikel noch abseits gestanden hat, die Mitgliedschaft in der Landsmannschaft beantragen. Es ist erfreulich, dass sich die Heimatortsgemeinschaften im HOG-Verband zusammengefunden haben, um materiell etwas in der Heimat zu bewegen. Landsmannschaft und HOGs haben dieselbe Heimat, diese sollten ganz nahe an der Landsmannschaft angekoppelt bleiben, weil Einigkeit stark macht. Durch die Siebenbürgische Zeitung können auch die HOGs mit ihren Belangen erreicht werden.

Unsere Kirche und deren Mitarbeiter sind ein starker Pfeiler unserer Gemeinschaft. Die Kirche in Siebenbürgen hat alles Unheil überstanden, wenn auch sehr geschwächt. Wenn in diese Kirche nun andere Menschen gehen, darf dies keine Rolle spielen. Wichtig ist, dass die Kirche mit Leben erfüllt ist. Wenn die Gotteshäuser in einem schlechten Zustand sind, ist die Frage berechtigt, wer sie reparieren und wer unsere Gräber pflegen sollte. – Wir sind dafür verantwortlich und nicht andere. Die fruchtbaren Tage zu Pfingsten in Dinkelsbühl haben gezeigt, dass in unserer Gemeinschaft viel Energie steckt. Nutzen wir diese Energie zum Wohle aller Landsleute, egal wo sie leben, hier oder in Siebenbürgen!

Kurt Schoppel, Asbach-Bäumenheim


Schlagwörter: Leserecho, Verbandsleben, Zeiden

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