16. August 2006

Seit 40 Jahren "Altenheim Siebenbürgen Drabenderhöhe"

Es war eines der wichtigsten Anliegen der Gründer der Siebenbürger-Sachsen-Siedlung in Drabenderhöhe, für die vielen Alten, deren Söhne oder Ehegatten im Krieg und in der Kriegsgefangenschaft ums Leben gekommen waren, eine Heimstätte in der fremden, neuen Heimat zu gründen. In weiser Voraussicht planten die Väter der Siedlung, an deren Spitze Robert Gassner stand, ein siebenbürgisches Zentrum. Auch wenn es zunächst auf der grünen Wiese entstand, so sahen die Planer, dass in unmittelbarer Nachbarschaft der kommunale Gemeindesaal, ein Kindergarten und die Schule stehen würden.
Im Laufe der ersten zwei Jahrzehnte kamen u. a. die Falkenapotheke, das Evangelische Gemeindehaus, eine Filiale der Sparkasse der Homburgischen Gemeinden, ein Einkaufszentrum, eine Zahnarztpraxis und im Dorfpark ein Schwimmbad dazu, in den letzten Jahren noch am Siebenbürgerplatz eine weitere Zahnarztpraxis, die Ginkgoapotheke, ein Reisebüro, ein Versicherungsbüro und ein Textiliengeschäft. So ist das Altenheim ins Zentrum der Siedlung gelangt, was für unsere alten Menschen von überragender Bedeutung ist. Sie können jederzeit selbst an dem pulsierenden Leben teilnehmen. Durch die schrittweise Erweiterung der Siedlung nach Osten und den Zuwachs rund um die Evangelische Kirche steht unser Altenheim geographisch im Mittelpunkt von Drabenderhöhe mit seinen mehr als 4 000 Einwohnern.

Mittendrin und nicht am Rand

Die Gebäude des Altenheims sind während der vergangenen vierzig Jahre auch gewachsen. Gegenwärtig verfügt das Heim nur über 128 Plätze, das sind zwar zehn weniger als zur Zeit seiner höchsten Kapazität, aber es hat sich räumlich um weit mehr als die doppelte bebaute Fläche vergrößert. Dadurch konnten die anfangs als Dreibettzimmer konzipierten Räume in komfortable Einbettzimmer umgewandelt werden. Die Zweibettzimmer wurden reduziert, weil selbst ältere Ehepaare es aus verschiedenen Gründen vorziehen, in getrennten Räumen zu schlafen. Auch wurde dezentralisiert. Der Speisesaal wurde durch so genannte Teeküchen, die sich in den vier Stationen des Hauses befinden, ergänzt. Auf diese Weise können gehbehinderte oder wegen Altersdemenz orientierungslose Senioren und Seniorinnen ihre Mahlzeiten in einem intimeren Kreis und unter Beistand des Personals einnehmen.

Luftbildaufnahme Drabenderhöhe mit Kulturhaus
Luftbildaufnahme Drabenderhöhe mit Kulturhaus "Hermann Oberth", Schule, Gemeindehaus und im Zentrum das "Altenheim Siebenbürgen" mit dem Turm der Erinnerung.
Um eine optimale Betreuung, insbesondere der im Durchschnitt immer älter gewordenen und zum Teil erhöht pflegebedürftigen Heimbewohnerinnen und Bewohner zu gewährleisten, wurden moderne, altengerechte Bäder in allen Stationen eingerichtet. Diese verfügen über die notwendigen Geräte, die es dem Pflegepersonal ermöglichen, bei geringem physischem Aufwand eine einwandfreie Körperpflege der ihnen anvertrauten alten Menschen zu gewährleisten. Selbstverständlich sind alle Räume und Betten mit einer Rufanlage versehen für hilfebedürftige Heimbewohner. Die zeitgemäße und dem modernen Standart entsprechende Anlage wurde selbst in dem äußersten Bungalow installiert, so dass zurzeit auch dort pflegebedürftige Heimbewohner/Innen die Vorzüge des Hauses genießen können. Für die 128 Heimbewohner wurden auf diese Weise Verbesserungen der Wohnsituation und der Pflege erreicht, die dem Altenheim Siebenbürgen Drabenderhöhe im weiten Umkreis einen guten Ruf verschafft haben. Die Einführung des Qualitätsmanagements hat für unser Altenheim hohe Wertungen erbracht. Die für die Beurteilung der Heime zuständigen Stellen, die Heimaufsicht, der medizinische Dienst und der Landschaftsverband, bescheinigen ihm eine herausragende Stellung im Kölner Regierungsbezirk. Zu dieser Beurteilung trägt aus unserer Sicht auch die Tatsache bei, dass unser gesamtes Personal der deutschen Sprache mächtig ist und somit den Ansprüchen wie den Wünschen der Heimbewohner/Innen nachkommen kann.

Über die genannten Vorzüge hinaus kommt hinzu, dass unser Altenheim ein Ort vorzüglicher Integration ist. Schon als das Altenheim die Pforten öffnete, zogen neben Männern und Frauen siebenbürgischer Herkunft zahlreiche Oberberger, aber auch Menschen aus Pommern, Schlesien und in den folgenden Jahren aus Österreich, Tschechien, Ungarn, Russland, West- und Ostpreußen ein. In der ersten Periode war die Aufenthaltsdauer im Haus recht lang. Aus unseren Aufzeichnungen geht hervor, dass einige Bewohnerinnen Jahrzehnte hier zubrachten und nicht wenige über 100 Jahre alt wurden. Es haben sich in den Jahren des Zusammenwohnens unzählige Kränzchen, Spiel- und Singgemeinschaften, Freundschaften, ja sogar Partnerschaften und Ehen ergeben. Das Heim wurde unzähligen Menschen zu einem Zuhause, viele fanden Geborgenheit und Glück, Zufriedenheit und am Ende ihres Lebens gute Pflege und seelsorgerliche Begleitung.

Das Personal - ein Glücksfall

Das Personal des Altenheims bietet den Heimbewohnern und Bewohnerinnen auch ein vielfältiges kulturelles Programm. Abgesehen von dem Chor der Mitarbeiterinnen und den Kindern des benachbarten, ebenfalls unter der Leitung des Trägervereins stehenden Adele Zay-Kindergartens, finden sich regelmäßig die siebenbürgische Blasmusikkapelle, der evangelische Posaunen- und Kirchenchor, der Honteruschor, der örtliche Männergesangsverein, der Frauenchor, das Akkordeonorchester und die siebenbürgische Tanzgruppe, aber auch benachbarte Karnevalsvereine u. a. Gruppen ein. Eine wichtige Aufgabe haben die zahlreichen Ehrenamtlichen übernommen, die zu den Geburtstagen ins Haus gratulieren kommen und die als Mitglieder des siebenbürgischen Frauenvereins regelmäßig Kaffee und Kuchen im Haus anbieten. Diese Angebote werden von den vierteljährlichen Festen, die von der Heimmutter und der Therapeutin unter Mitwirkung aller Mitarbeiterinnen gestaltet werden, ergänzt. Die früher mit Reisebussen unternommenen Ausflüge werden mit Rücksicht auf viele älter gewordene Heimbewohner/Innen in den letzten Jahren mit Pkws und dem Heimbus in kleineren Gruppen unternommen. Zu den Höhepunkten in den vergangenen 40 Jahren gehören die Besuche der Bundespräsidenten. Carl Carstens, Richard von Weizsäcker, Roman Herzog und Johannes Rau haben sich persönlich von der gelungenen Integration der Siebenbürger Sachsen, insbesondere auch der alten Menschen in Deutschland überzeugen können. Johannes Rau schenkte der Kapelle des Altenheims eine Lutherbibel mit seiner Widmung. Regelmäßig besuchten Staatssekretäre und Patenminister das Heim, u. a. Dr. Horst Waffenschmidt und Franz Müntefering. Jedes Mal fand ein großer Empfang statt, und die Heimbewohner/Innen hatten die Gelegenheit, die höchsten politischen Persönlichkeiten des Landes kennen zu lernen.

Die Mitarbeiterschaft, mit Ausnahme des Heimleiters und des Hausmeisters aus Frauen bestehend, setzt sich ebenfalls aus Menschen verschiedenster Herkunft zusammen. Zunächst waren es vorwiegend Siebenbürgerinnen, dann in zunehmender Zahl Oberbergerinnen, aber auch Deutsche aus Russland und anderen Ländern. Da im Heim alle anfallenden Arbeiten, von der Reinigung bis zur anspruchvollsten Pflege durch examinierte Schwestern, sowie die Verwaltung vom eigenen Personal bewältigt werden, wuchsen Teams zusammen. Eine gegenseitige Bereicherung fand in vielerlei Hinsicht statt.

Im Bereich der Altenpflege, deren Umfang durch die steigende Zahl von Pflegefällen deutlich zugenommen hat, haben sich Elfriede Schwarz (1966-1979), Margarete Murtz (1979-1986), Lilli Falkenstein (1987-1995) und seit 1995 Gerlinde Ruhland in der Pflegedienstleitung bewährt und Anerkennung gefunden.

Eine herausragende Rolle für die gute Atmosphäre und die gute Betreuung im Heim spielt die Heimleitung. Die Tatsache, dass seit 1966 bis 2006 nur drei Heimleiter die Verantwortung für das Wohlergehen des Hauses und der darin arbeitenden und lebenden Menschen getragen haben, spricht für sich. Bei der Eröffnung des Altenheims am 1. August 1966 fungierte Gerda Tausch als Leiterin des Hauses. Friedrich Weniger hat sie bis 1980 unterstützt, zuerst als Verwalter und bald als Heimleiter. Die Leitung des Hauses wurde danach an Michael Hartig übertragen. Fräulein Tausch, die inzwischen als Heimmutter tätig wurde, trat 1980 in den Ruhestand. Als Herr Hartig 1993 in den Ruhestand trat, übernahm Pfarrer a.D. Hans Wolfgang Klein die Leitung, die er seither innehat. Den Heimleitern stehen die Heimmütter zur Seite. Nach Regina Gadelmeyer und Siegrid Göckel trat Brigitte Thomke diesen Dienst an. Bei der Wahl der leitenden Personen hat der jeweilige Vorstand des Trägervereins stets die richtige Entscheidung getroffen. Ihre verantwortungsvollen Aufgaben haben Heimleiter und Heimmütter zur vollen Zufriedenheit des Trägervereins sowie der Heimbewohner und -bewohnerinnen erfüllt. Für therapeutische Maßnahmen und für Beschäftigungstherapien wurde Elke Schmidt eingestellt, die seit über 15 Jahren eine für alle erfreuliche Tätigkeit entwickelt.

Zur Verwaltung gehört die Buchhaltung, die nach Einführung der EDV nach wie vor in unserem Altenheim in vollem Umfang geführt wird. Anfangs (1971-1984) hatte Herr Weniger, von seiner Ehefrau Liane unterstützt, alle Vorgänge in herkömmlicher Weise erledigen können. Der Verwaltungsaufwand stieg jedoch von Jahr zu Jahr. Johann Dernert wurde 1978 als Chefbuchhalter eingestellt. Nach seiner Versetzung in den Ruhestand 1999 übernahm Sieglinde Tschaki die Verantwortung als Chefbuchhalterin. Ilse Pelger steht ihr seit 1999 zur Seite. Diesem Verwaltungsteam, das durch Brigitte Klöckner und Annemarie Sutoris unterstützt wird, verdankt das Heim eine verlässliche Verwaltung. In den vierzig Jahren haben staatlich anerkannte Prüfgesellschaften regelmäßig Rechnungsprüfungen durchgeführt und Jahr für Jahr eine korrekte Rechnungslegung bescheinigt.

Mit der Zeit Schritt gehalten

Das Erscheinungsbild des Altenheims hat sich in vierzig Jahren wesentlich verändert. Es sind ganze Gebäudeteile hinzugekommen. Am 11. Dezember 1993 fand der Spatenstich für den Anbau des zweistöckigen Gebäudetraktes und des Pavillons statt. Nach einer relativ langen Bauperiode konnten 1996 die Ergänzungsbauten und das vollständig modernisierte Heim in Betrieb genommen werden. Schon im April 2002, anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Trägervereins Adele Zay, wurde unter der Leitung von Ing. Architekt Georg Tinnes der Bau der Kapelle und des Turms der Erinnerung begonnen. Die Heimatkirche überließ unserem Altenheim zwei Altarbilder und eine mittlere Glocke, die seit 2004 regelmäßig zum Gottesdienst jeweils Freitag um 16 Uhr einlädt. Die feierliche Einweihung der Kapelle konnte im Frühjahr 2004 im Beisein von OKR Wilfried Neusel von der Rheinischen Kirche, Superintendent Jürgen Knabe und unseres Heimatbischofs D. Dr. Christoph Klein stattfinden. Die Gottesdienste werden regelmäßig von den beiden Ortspfarrern Rüdiger Kapff und Frank Müllenmeister abgehalten. Der "Turm der Erinnerung" mahnt, die Herkunft, Geschichte und Kultur der Siebenbürger Sachsen nicht zu vergessen, und dient zusätzlich als Vereinslokal. Unter der Kapelle ist ein schöner Ausstellungsraum entstanden, der regelmäßig für Wechselausstellungen genutzt wird. Kapelle und Turm sind eine wichtige Bereicherung nicht nur für das Altenheim, sondern für die Siedlung und damit für den ganzen Ort Drabenderhöhe.

Über der gesamten Entwicklung des Altenheims, sowohl was seine Bausubstanz, Kapazität und Qualität betrifft, als auch die Abläufe im Bereich der Leitung, hat der Vorstand des Trägervereins "Hilfsverein der Siebenbürger Sachsen Adele Zay e. V." gewacht. Die Heimleitung, die in vielen Bereichen selbstständig Entscheidungen trifft, kann sich jederzeit der Unterstützung durch den Vorstand des Vereins erfreuen. Die Vereinsgründung fand am 10. Februar 1962 in Köln statt. Zum ersten Vorsitzenden wurde Pfarrer Peter Gärtner gewählt. Unter seinem Vorsitz wurde das Altenheim im Sommer 1966 eröffnet. Ihm folgten von 1967 bis 1989 als Vorsitzende der "Vater der Siedlung" Robert Gassner und seither Pfarrer Kurt Franchy. Als stellvertretende Vorsitzende haben im Laufe der Jahre u.a. Gustav Deutschländer, Michael Schenker, Gerhard Albrich, Michael Hartig, Georg Tinnes, Herwig Bosch und Helge Baumann mitgewirkt. Der Vorstand hat gegenwärtig folgende Zusammensetzung: Vorsitzender: Pfr. i. R. Kurt Franchy, stellvertretende Vorsitzende: Harald Janesch und Ulrike Horwath, Schriftführerin: Anneliese Hüll, Kassierer: Otmar Truetsch, Ingrid Bosch und Uta Beckesch. Dem Vorstand gehören ferner an: der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Volker Dürr, der Vorsitzende der Landesgruppe NRW, Harald Janesch, die Vorsitzende der Kreisgruppe Drabenderhöhe, Enni Janesch, der Entsandte der evangelischen Kirchengemeinde, Michael Hartig, Heimleiter Pfarrer a. D. Hans Wolfgang Klein, Heimmutter Brigitte Thomke, die Leiterin des Adele Zay Kindergartens, Hani Widmann, und die Vorsitzende des Heimbeirates, Elisabeth Kirscher. Mit beratender Stimme sind Rechtsanwalt Herwig Bosch und Architekt Franz Szilagyi fallweise bei den Sitzungen zugegen.

Die aktuelle Belegung unseres Altenheims: 83 Siebenbürger, 28 Bundesbürger, 3 Schlesier, 2 Ostpreußen, je 1 aus Pommern, Russland und Ungarn, insgesamt 119 Personen. Seit Bestehen des Altenheims sind insgesamt 1 191 Personen eingezogen, davon wurden 681 in Siebenbürgen, 404 in Deutschland geboren. 918 Personen sind im Altenheim verstorben und im Laufe der 40 Jahre sind 154 Personen ausgezogen bzw. an andere Orte verzogen. Bemerkenswert ist die Aufenthaltsdauer einiger Heimbewohner/Innen in dem Altenheim. Auf 36 Jahre hat es die 1966 eingezogene und 2002 verstorbene Käthe Woldert gebracht, die auch ihren 103. Geburtstag im Haus gefeiert hat. Gertrud Juliane Melchner hat 29 Jahre und Auguste Raidel, die 2005 verstorben ist, hat 28 Jahre in unserem Altenheim Siebenbürgen Drabenderhöhe zugebracht. Wie es unzählige Heimbewohner und Bewohnerinnen selbst bezeugt haben, war und ist für sie das Altenheim nicht nur eine letzte Wohnstätte, sondern ein richtiges Zuhause.

Kurt Franchy

Schlagwörter: Altenheime, Drabenderhöhe, Jubiläum

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