21. November 2007
Dr. Roswitha Guist: für Landsleute und Kirche aktiv
Im Kreise ihrer großen Familie feierte Dr. Roswitha Guist am 8. Oktober ihren 70. Geburtstag. Guist, die sich ihr Leben lang unermüdlich für die Siebenbürger Sachsen und die Kirche engagiert hat, wurde 1937 in Heltau geboren. 1941 übersiedelten ihre Eltern, Hans Brandsch-Böhm und Emma, geborene Herbert, mit ihren vier Kindern nach Berlin.
Die Bombenangriffe auf Berlin während des zweiten Weltkrieges ließen die Mutter mit ihren Kindern nach Ostpreußen fliehen, während der Vater den Dienst an der Waffe antreten musste. Vor den herannahenden russischen Truppen floh die Familie weiter nach Schlesien, Thüringen und Bayern, wohin der Vater aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft entlassen worden war. 1947 kehrte die Familie gemeinsam nach Berlin zurück und fand ihre Wohnung, wie durch ein Wunder, von den Bombenangriffen verschont.
Die Wohnung der Familie Brandsch-Böhm in Berlin, Martin-Luther-Straße 18, war stets offen für alle Landsleute, die Hilfe suchten. Hier pflegte man die siebenbürgisch-sächsische Mundart und so gehörte auch jeder, der sächsisch sprach, zur Familie. In Berlin fanden bald mehrere aus der Zwangsarbeit in Russland entlassene Landsleute zusammen und halfen sich gegenseitig während der schweren Nachkriegszeit und beim Ertragen des Heimwehs. Bereits 1950 entstand mit Hilfe der Familie Brandsch-Böhm eine siebenbürgische Tanzgruppe. Die Gruppe nähte ihre siebenbürgischen Trachten unter Anleitung einer Bäuerin aus Kleinscheuern, erstand Bücher von Siebenbürgern oder über Siebenbürgen aus Antiquariaten, veranstaltete Trachtenbälle und Kulturveranstaltungen und führte die eigene Tracht auf Veranstaltungen der Heimatvertriebenen und der Kirche aus. Die Trachtengruppe wirkte als Trachtenchor sogar beim Film „Christina“ mit Barbara Rütting mit. Die Gruppe war ebenfalls der Motor zur Gründung der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Berlin. Roswitha Guist und ihre Geschwister pflegten schon als Kinder und Jugendliche voller Eifer unsere Traditionen weiter. 1954 gründete Roswitha Guist, erst 17 Jahre alt, die Siebenbürgische Jugendgruppe Berlin, deren Mitglieder noch heute, regen Kontakt untereinander pflegen. An den wöchentlichen Heimabenden wurden siebenbürgische Volkstänze eingeübt, Lieder gesungen, Theaterstücke geprobt. Gemeinsam ging die Gruppe ins Theater, ins Kino oder zum Schwimmen, lernte Sticken, Reihen, Netzen, nähte sich die siebenbürgischen Trachten selbst und feierte zusammen mit den Erwachsenen Wald-, Stiftungs- und Weihnachtsfeste. Da Roswitha Guist bei den Heimattagen in Dinkelsbühl, an denen sie mit ihren Eltern und ihrer Schwester Gertrud 1953 und 1954 teilgenommen hatte, andere Jugendliche vermisst hatte, bot sie beim nächsten Treffen mit ihrer Jugendgruppe ein Jugendprogramm an. Von da an nahm die Berliner Gruppe regelmäßig an den Heimattagen teil und zog immer mehr Jugendliche an.
In den von Roswitha Guist organisierten und vom Hilfskomitee unterstützten jährlichen Sommerlagern trafen sich die Jugendlichen oft wieder. Auch Bruder- und Schwesternschaften aus den Siebenbürger Siedlungen Herten-Langenbochum, Setterich und Kammer am Attersee wurden nach Berlin eingeladen. Als „Stamm Harteneck“ gliederte Roswitha Guist die Jugendgruppe der DJO in Berlin an, um unter anderem Räumlichkeiten und Fortbildungen zu erhalten, was erst das langjährige Bestehen der Jugendgruppe sichern konnte. An ihrer Hochzeit 1958 mit Martin Guist aus Seiburg bekam Roswitha Guist von Heinrich Zillich, Dichter und damaliger Bundesvorsitzender der Landsmannschaft, für ihre Verdienste um die sächsische Jugend- und Kulturarbeit die „Goldene Ehrennadel“ überreicht.
Auch nach dem Umzug des Ehepaares Guist nach Hessen blieb die Jugendgruppe durch eine von Roswitha Guist organisierte Nachwuchsleitung aktiv. In Hessen war sie nicht nur in der Landsmannschaft, sondern auch in der Kirchengemeinde sehr aktiv. Sie gestaltete jahrelang zusammen mit ihren eigenen und anderen Kindern das Programm bei landsmannschaftlichen Weihnachtsfeiern in Frankfurt und Wiesbaden, bei Erntedankfeiern in Rüsselsheim und Saulheim sowie bei Waldfesten in Neu-Isenburg. Im Dekanat setzte sie sich für die Ausbildung der Jugendleiter ein und nutzte die Chance, auch siebenbürgische Jugendliche in diese Maßnahmen mit einzubeziehen. An der Initiative, die inzwischen vielerorts entstandenen siebenbürgischen Jugendgruppen unter einer Dachorganisation zu vernetzen, um ein möglichst flächendeckendes Angebot in Deutschland zu erreichen, war Roswitha Guist ebenfalls maßgeblich beteiligt. Seit 1985 bot sie in Dinkelsbühl auch Jugendgottesdienste an. Fünf Jahre lang organisierte sie die Jugendgottesdienste unter Einbeziehung immer neuer Gruppen und unter Teilnahme von rund 300 Gottesdienstbesuchern jährlich. Aus diesen Jugendgottesdiensten wurde die Andacht für die Teilnehmer des Heimattages auf dem Platz vor der Schranne geboren.
Acht Jahre lang war Dr. Roswitha Guist Kulturreferentin der Landesgruppe Hessen. Unter ihrer Leitung wurden die Veranstaltungen in Neu-Isenburg mit ansprechendem Kulturprogramm durchgeführt. Ebenso stand die Fahrt der Kulturgruppen aus Hessen in die USA und nach Kanada unter ihrer fachlichen Verantwortung. Den Doktor der Philosophie im Fachbereich Evangelische Theologie erwarb sie 1974 an der Universität in Frankfurt, neben ihrer Arbeit als Hausfrau und Mutter, ihrer beruflichen Tätigkeit als Lehrerin und Schulleiterin und all den ehrenamtlichen Aufgaben in Landsmannschaft und Kirche. Aus den von ihr initiierten und maßgeblich von ihren vier Kindern wiederholt durchgeführten Seiburger Jugendtreffen zwischen Weihnachten und Neujahr entstanden die Siebenbürgischen Jugendseminare, die sich zur Nachwuchsorganisation des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde entwickelten.
1994 ist Dr. Roswitha Guist für ihre ehrenamtliche Arbeit in Kommunalpolitik, Kirche, Landsmannschaft, Jugendarbeit, Frauenfortbildung, Gastarbeiterintegration, Suchtprävention und anderes mehr vom damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt worden. Später bekam sie die Theodor-Heuss-Medaille überreicht. Bei einer Wanderausstellung der wichtigsten Frauen der letzten 200 Jahre im Main-Taunus-Kreis war Dr. Guist unter den dargestellten Persönlichkeiten zu sehen. 1999 gründete das Ehepaar Guist die „Stiftung Siebenbürgische Bibliothek“, um für die Wissenschaft und für die Nachkommen die Existenz der Siebenbürgischen Bibliothek in Gundelsheim zu sichern. Rowitha Guist lebt mit ihrem Mann zurzeit in Wiehl-Drabenderhöhe-Hillerscheid und ist auch dort weiterhin für unsere Landsleute, für die Kirche, für den Siebenbürgischen Frauenverein und den Heimatverein Hillerscheid tätig.
Die Wohnung der Familie Brandsch-Böhm in Berlin, Martin-Luther-Straße 18, war stets offen für alle Landsleute, die Hilfe suchten. Hier pflegte man die siebenbürgisch-sächsische Mundart und so gehörte auch jeder, der sächsisch sprach, zur Familie. In Berlin fanden bald mehrere aus der Zwangsarbeit in Russland entlassene Landsleute zusammen und halfen sich gegenseitig während der schweren Nachkriegszeit und beim Ertragen des Heimwehs. Bereits 1950 entstand mit Hilfe der Familie Brandsch-Böhm eine siebenbürgische Tanzgruppe. Die Gruppe nähte ihre siebenbürgischen Trachten unter Anleitung einer Bäuerin aus Kleinscheuern, erstand Bücher von Siebenbürgern oder über Siebenbürgen aus Antiquariaten, veranstaltete Trachtenbälle und Kulturveranstaltungen und führte die eigene Tracht auf Veranstaltungen der Heimatvertriebenen und der Kirche aus. Die Trachtengruppe wirkte als Trachtenchor sogar beim Film „Christina“ mit Barbara Rütting mit. Die Gruppe war ebenfalls der Motor zur Gründung der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Berlin. Roswitha Guist und ihre Geschwister pflegten schon als Kinder und Jugendliche voller Eifer unsere Traditionen weiter. 1954 gründete Roswitha Guist, erst 17 Jahre alt, die Siebenbürgische Jugendgruppe Berlin, deren Mitglieder noch heute, regen Kontakt untereinander pflegen. An den wöchentlichen Heimabenden wurden siebenbürgische Volkstänze eingeübt, Lieder gesungen, Theaterstücke geprobt. Gemeinsam ging die Gruppe ins Theater, ins Kino oder zum Schwimmen, lernte Sticken, Reihen, Netzen, nähte sich die siebenbürgischen Trachten selbst und feierte zusammen mit den Erwachsenen Wald-, Stiftungs- und Weihnachtsfeste. Da Roswitha Guist bei den Heimattagen in Dinkelsbühl, an denen sie mit ihren Eltern und ihrer Schwester Gertrud 1953 und 1954 teilgenommen hatte, andere Jugendliche vermisst hatte, bot sie beim nächsten Treffen mit ihrer Jugendgruppe ein Jugendprogramm an. Von da an nahm die Berliner Gruppe regelmäßig an den Heimattagen teil und zog immer mehr Jugendliche an.
In den von Roswitha Guist organisierten und vom Hilfskomitee unterstützten jährlichen Sommerlagern trafen sich die Jugendlichen oft wieder. Auch Bruder- und Schwesternschaften aus den Siebenbürger Siedlungen Herten-Langenbochum, Setterich und Kammer am Attersee wurden nach Berlin eingeladen. Als „Stamm Harteneck“ gliederte Roswitha Guist die Jugendgruppe der DJO in Berlin an, um unter anderem Räumlichkeiten und Fortbildungen zu erhalten, was erst das langjährige Bestehen der Jugendgruppe sichern konnte. An ihrer Hochzeit 1958 mit Martin Guist aus Seiburg bekam Roswitha Guist von Heinrich Zillich, Dichter und damaliger Bundesvorsitzender der Landsmannschaft, für ihre Verdienste um die sächsische Jugend- und Kulturarbeit die „Goldene Ehrennadel“ überreicht.
Auch nach dem Umzug des Ehepaares Guist nach Hessen blieb die Jugendgruppe durch eine von Roswitha Guist organisierte Nachwuchsleitung aktiv. In Hessen war sie nicht nur in der Landsmannschaft, sondern auch in der Kirchengemeinde sehr aktiv. Sie gestaltete jahrelang zusammen mit ihren eigenen und anderen Kindern das Programm bei landsmannschaftlichen Weihnachtsfeiern in Frankfurt und Wiesbaden, bei Erntedankfeiern in Rüsselsheim und Saulheim sowie bei Waldfesten in Neu-Isenburg. Im Dekanat setzte sie sich für die Ausbildung der Jugendleiter ein und nutzte die Chance, auch siebenbürgische Jugendliche in diese Maßnahmen mit einzubeziehen. An der Initiative, die inzwischen vielerorts entstandenen siebenbürgischen Jugendgruppen unter einer Dachorganisation zu vernetzen, um ein möglichst flächendeckendes Angebot in Deutschland zu erreichen, war Roswitha Guist ebenfalls maßgeblich beteiligt. Seit 1985 bot sie in Dinkelsbühl auch Jugendgottesdienste an. Fünf Jahre lang organisierte sie die Jugendgottesdienste unter Einbeziehung immer neuer Gruppen und unter Teilnahme von rund 300 Gottesdienstbesuchern jährlich. Aus diesen Jugendgottesdiensten wurde die Andacht für die Teilnehmer des Heimattages auf dem Platz vor der Schranne geboren.
Acht Jahre lang war Dr. Roswitha Guist Kulturreferentin der Landesgruppe Hessen. Unter ihrer Leitung wurden die Veranstaltungen in Neu-Isenburg mit ansprechendem Kulturprogramm durchgeführt. Ebenso stand die Fahrt der Kulturgruppen aus Hessen in die USA und nach Kanada unter ihrer fachlichen Verantwortung. Den Doktor der Philosophie im Fachbereich Evangelische Theologie erwarb sie 1974 an der Universität in Frankfurt, neben ihrer Arbeit als Hausfrau und Mutter, ihrer beruflichen Tätigkeit als Lehrerin und Schulleiterin und all den ehrenamtlichen Aufgaben in Landsmannschaft und Kirche. Aus den von ihr initiierten und maßgeblich von ihren vier Kindern wiederholt durchgeführten Seiburger Jugendtreffen zwischen Weihnachten und Neujahr entstanden die Siebenbürgischen Jugendseminare, die sich zur Nachwuchsorganisation des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde entwickelten.
1994 ist Dr. Roswitha Guist für ihre ehrenamtliche Arbeit in Kommunalpolitik, Kirche, Landsmannschaft, Jugendarbeit, Frauenfortbildung, Gastarbeiterintegration, Suchtprävention und anderes mehr vom damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt worden. Später bekam sie die Theodor-Heuss-Medaille überreicht. Bei einer Wanderausstellung der wichtigsten Frauen der letzten 200 Jahre im Main-Taunus-Kreis war Dr. Guist unter den dargestellten Persönlichkeiten zu sehen. 1999 gründete das Ehepaar Guist die „Stiftung Siebenbürgische Bibliothek“, um für die Wissenschaft und für die Nachkommen die Existenz der Siebenbürgischen Bibliothek in Gundelsheim zu sichern. Rowitha Guist lebt mit ihrem Mann zurzeit in Wiehl-Drabenderhöhe-Hillerscheid und ist auch dort weiterhin für unsere Landsleute, für die Kirche, für den Siebenbürgischen Frauenverein und den Heimatverein Hillerscheid tätig.
E. G-W.
Schlagwörter: Drabenderhöhe, Frauen
7 Bewertungen:
Noch keine Kommmentare zum Artikel.
Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.