7. Juni 2008

Trachtenschau in Heilbronn: "Gut behaubtet, behütet und betucht"

Am 1. Juni wurde das 34. Begegnungsfest auf dem Gaffenberg gefeiert. Die Kreisgruppe Heilbronn des Verbandes der Siebenbürger Sachsen ist stolz auf diese Tradition. Gäste aus dem ganzen süddeutschen Raum waren anwesend und jedes Jahr kommen immer mehr „waschechte“ Heilbronner hinzu.
Begonnen hat das Fest mit einem Gottesdienst, zelebriert von Dekan Traugott Mack von Neuenstadt. Der Posaunenchor Heilbronn-Biberach umrahmte den Gottesdienst musikalisch.

In ihrer Begrüßungsrede griff die Vorsitzende der Kreisgruppe, Christa Andree, das Motto des letzten Heimattages der Siebenbürger Sachsen „Brücken über Grenzen“ auf. Sie erwähnte die vielen Brückenbauer, nicht nur zwischen Ost und West, sondern auch zwischen den Mitmenschen und zwischen den Generationen. Es ist gut, dass diese Brücken oft und von vielen Menschen genutzt werden. Unsere Ehrengäste, Bürgermeisterin Margarethe Krug, der Vorsitzende des BdV Heilbronn Harald Wissmann, Diakon Richard Siemiatkowski-Werner sowie die Stadträtin Tanja Sagasser können allesamt als solche Brückenbauer betrachtet werden.
70 Trachtenträgerinnen und –träger gestalteten ...
70 Trachtenträgerinnen und –träger gestalteten die Trachtenvorführung „Gut behaubtet, behütet und betucht“ beim Begegnungsfest auf dem Heilbronner Gaffenberg. Foto: Don Alfredo
In ihrem Grußwort überbrachte Margarethe Krug auch Grüße vom baden-württembergischen Innenminister Heribert Rech. Sie würdigte die Integrationsleistungen der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und im Besonderen in Heilbronn.

Historische Modenschau beginnt in Nordsiebenbürgen

Schwerpunkt und Höhepunkt eines jeden Begegnungsfestes ist ein kultureller Beitrag. Dieses Jahr war es eine Trachtenvorführung unter dem Motto „Gut behaubtet, behütet und betucht“. Gezeigt wurden Kopfbedeckungen, die man in Siebenbürgen im Alltag, bei Festveranstaltungen, bei besonderen Gelegenheiten trug, Kopfbedeckungen für Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer. Ines Wenzel führte durch die „Trachtenschau“. Die historische Modenschau begann in Nordsiebenbürgen mit einer farbenfrohen, reich ausgeschmückten Frauentracht aus Bistritz, deren Farbenreichtum auch in der Stickerei der kleidsamen Samthaube, der sogenannten Nösner Perlenhaube wiederkehrt. Das Reener Ländchen war durch einen Trachtenträger und ein konfirmiertes Mädchen in der etwas schlichteren Tracht aus Deutsch-Zepling vertreten.

Vom Weinland in die Hermannstädter Umgebung

Das Weinland wurde anhand von Hochzeitstrachten aus Hetzeldorf und Wurmloch präsentiert. Es folgte der Unterwald mit einer Trachtengruppe aus Hamlesch, in der alle Generationen zu sehen waren (bemerkenswert war das kunstvoll gebundene Knüpftuch der verheirateten Frau), und einer Gruppe aus Reußmarkt, bestehend aus einer gebockelten Bäuerin, einer Konfirmandin, die hier ein Knüpftuch aufsetzte, einer jungen Frau mit dem genetzten Häubchen, zwei Kindern und zwei Männern. Letztere zeigten die alte Tracht mit Leibl und breitem Riemen sowie den Kirchenpelz.

Die Hermannstädter Gegend war mit den Gemeinden Stolzenburg, Großscheuern, Kleinscheuern, Hammersdorf, Großau, Neppendorf und Michelsberg vertreten. Die Kinder trugen zur Sonntagstracht das buntbestickte Rüschenhäubchen oder das genetzte Häubchen, die Mädchen das Kopfband, die konfirmierten Mädchen den Borten, die Frauen waren gebockelt, geschleiert oder trugen die Pipihaube oder ein Knüpftuch. Die Männer und Burschen zeigten Kirchenpelze, Tuchwesten oder –mäntel, Brustpelze oder den Stolzenburger Rok; dazu den runden schwarzen Filzhut.

In Hammersdorf hatten die Mädchen zur Konfirmation ein Knüpftuch auf und ein kurzes Pelzchen an, in Stolzenburg wiederum wurde über den Borten kunstvoll ein weißer Schleier gelegt und man trug über dem schafledernen Brustpelzchen das „Gurtich Kloid“. Die Stolzenburger Braut war mit dem roten Schlupenband am Brustpelz gekennzeichnet und trug dazu den Krausen Mantel. Michelsberg wurde von acht Personen einer Familie vertreten: Krepelnleibchen, Borten, Bockelung, Kürschen und auch genetztes Michelsberger Häubchen und geflochtener Strohhut fehlten nicht.

Die Frauentracht der Landler

Eva Hoffmann die Besonderheiten der Frauentracht der Landler aus Neppendorf, bei der die vorherrschenden Farben weiß und schwarz von dem bunten Halstuch aufgelockert werden. Als Kopfschmuck war die typische, mit Goldschnüren verzierte, Otterfellkappe zu sehen, dazu der Kirarock, eine dunkle Kirchenjoppe.

Die Trachtenlandschaft des Harbachtals

Christa Andree führte uns durch die Trachtenlandschaft des Harbachtals, durch die Orte Mergeln, Hundertbücheln, Jakobsdorf, Schönberg, Trappold, Agnetheln. Auch hier waren Borten, Häubchen und Knüpftücher zu bewundern. Die Herren trugen das für das Harbachtal typische Mente, einen schwarzen, mit schwarzen Schnüren und Quasten verzierten, Tuchmantel sowie den Kirchenpelz oder den Dolman mit dem roten Schnürengürtel. Fritz Andree stellte uns nicht nur die Kopfbedeckung vor, die in Agnetheln im Sommer getragen wurde, sondern auch die wertvolle Marderfellmütze.

Besonders anmutig wirkte der zarte blaue Schleier, der den Frauen in Deutsch-Weißkirch in der Hochzeitsnacht angelegt wurde und auch noch ein paar Sonntage danach getragen wurde. Auch die weiße Herzchenbockelung und der bunte, mit Perlen geschmückte Borten mit dem dazugehörigen breiten Manteltuch „dem Droedich“ wurden gezeigt. Begleitet wurden die Deutsch-Weißkircherinnen von Männern im Kirchenpelz und im dunklen Tuchmantel.

Große Einheitlichkeit im Burzenland

Anstelle der reichen Vielfalt innerhalb der anderen Trachtenzonen lässt sich im Burzenland eine große Einheitlichkeit feststellen. Ein feierliches Bild ergaben die Männer in ihrem Tuchmantel mit den vielen Silberhefteln und dem städtischen Hut. Zur Kirchentracht der Frau gehört die schwarze, goldbestickte Samthaube, die im Burzenland Spitzenhaube oder Kroner Haube genannt wird. Diese Haube ist mit einer in viele Falten gelegten, schwarzen Spitze verziert, die wie ein Strahlenkranz den Kopf umgibt. Eine Burzenländer Trachtenträgerin zeigte die besondere Art der Schleierung, welche die junge Frau im Burzenland trug. Sie beinhaltet unter anderem einen hauchdünnen roten Schleier und bis zu 35 kunstvoll gesteckte Bockelnadeln.

So verschieden sich das Bild der Tracht von Tal zu Tal, von Hochebene zu Hochebene, von Flussebene zu Flussebene darbietet, bildeten die Trachten dennoch eine Einheit. Wenn die Siebenbürger Sachsen ihre Arbeitstracht ab- und die Festkleidung anlegten, verwandelte sich die Landschaft, in der sie zu Hause waren, in eine Palette hinreißender malerischer Schönheit. Wovon man sich beim Auswandern nicht trennen konnte? Christa Andree zeigte dem begeisterten Publikum unter anderem einen Frauenhut aus Schäßburg aus dem Jahr 1895.

Schülermitverwaltung an siebenbürgisch-sächsischen Gymnasien

Auch die Kopfbedeckungen der Coetusverbände, der Schülermitverwaltung an siebenbürgisch-sächsischen Gymnasien, waren bei der Vorführung vertreten. Fünf Herren trugen die Kappen des Coetus Honteri von der Honterusschule aus Kronstadt, des Coetus Mercuri von der Höheren Handelsschule aus Kronstadt, des Coetus Arminia Cibiniensis von der Brukenthalschule aus Hermannstadt, des Chlamydaten-Coetus von der Bischof-Teutsch-Schule aus Schäßburg sowie des Coetus Bistritia.

Zu jedem gelungenem Fest gehört auch Musik und Tanz. Unser Karpaten – Tanz- und Unterhaltungsorchester Heilbronn unter der Leitung von Uwe Horwath sorgte für gute Stimmung und es wurde bis in die frühen Abendstunden getanzt.

Ihren großen Auftritt hatte auch wieder die Kindertanzgruppe unter der Leitung von Astrid Kelp. 27 Kinder im Alter von 4 bis 12 Jahren gehören jetzt der Gruppe an. Mit großer Begeisterung tanzten sie den „Dreireihentanz“, „Tanzfreude“ und „Michel Finnigan“.

Nachwuchs für die Jugendtanzgruppe

Fünf Kinder sind in die Jugendtanzgruppe aufgerückt; folglich ist auch hier für Nachwuchs gesorgt. 17 neue Mitglieder hat die Jugendtanzgruppe. Mit dem „Holsteiner Dreitour“ und dem „Hanaks Konter“ erfreuten sie die Gäste.

Helmut Gross organisierte und betreute wieder unseren Infostand, der den ganzen Tag gut besucht war.

„Europa in Siebenbürgen“ – Helmut Gross hat für seinen Vortrag bewusst diesen Titel gewählt, war doch ganz Europa in Hermannstadt, der Kulturhauptstadt 2007, zu Gast. Mit seiner Frau Gerlinde besuchte er im letzten Sommer Siebenbürgen. Dabei trafen die beiden auch immer wieder auf unsere Jugendtanzgruppe, bei Besichtigungen und Auftritten. Das Ergebnis dieser Reise, wunderbare Bilder, konnten interessierte Gäste im Rahmen einer Diashow sehen.

Das Begegnungsfest war wieder eine rundum gelungene Veranstaltung. Wir danken Christa Andree, welche die Idee zur „Trachtenschau“ hatte, und allen, die diese umgesetzt haben: den vielen Trachtenträgern, die zum Teil kurzfristig und von weit her angereist waren um ihre schöne Tracht vorzustellen, und denjenigen, die Trachten und Trachtenteile hierfür zur Verfügung gestellt und/oder beim Ankleiden geholfen haben. Herzlichen Dank auch den vielen Kuchenspendern sowie allen Helferinnen und Helfern, die zum Gelingen des Festes beigetragen haben.

Gerlinde E. Schuller

Tag der offenen Tür in Gundelsheim

Am 22. Juni 2008 von 10.00 bis 17.00 Uhr ist Tag der offenen Tür auf Schloss Horneck in Gundelsheim. Von 11.00 bis einschließlich 16.00 Uhr wird zu jeder vollen Stunde eine Führung angeboten.

Aus dem Programm: Führungen durch die Pflegestation und durch das Altenheim; Führungen auf den Schlossturm; Fackelführung durch den Schlosstunnel; Führungen durch die Siebenbürgische Bibliothek und das Siebenbürgische Museum; Platzkonzert auf der Schlossterrasse mit dem Karpaten – Tanz- und Unterhaltungsorchester Heilbronn; Nachmittagskonzert mit der Siebenbürger Blasmusik Stuttgart; Auftritt der Siebenbürgischen Jugendtanzgruppe Heilbronn; kulinarische Köstlichkeiten im Schlossgraben und auf der Schlossterrasse.

Bürgerfest auf dem Kiliansplatz in Heilbronn

Am 28. Juni findet das Bürgerfest der Stadt Heilbronn statt. Unsere Kreisgruppe betreibt zusammen mit der Diakonie einen Stand. Wir werden Baumstriezel backen. Wir freuen uns auf viele Besucher.

Gerlinde E. Schuller

Externer Link:

Fotoserie von Don Alfredo: Trachtenschau und Begegnungsfest 2008 auf dem Gaffenberg in Heilbronn

Schlagwörter: Trachten, Heilbronn, Sommerfest

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Neueste Kommentare

  • 07.06.2008, 23:37 Uhr von gloria: Super - einfach toll so ein Fest.Ein herzliches Dankeschön an alle,die zum Gelingen dieses Festes ... [weiter]

Artikel wurde 1 mal kommentiert.

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