15. August 2009

Besuch des Nordkaps – Europas nördlichstem Punkt

Im Rahmen seiner Skandinavien-Reise besuchte der siebenbürgische Weltreisende Dipl.-Ing. Hans Füger das Nordkap, den nördlichsten Punkt des europäischen Festlandes. Seine Eindrücke hat er in einem Reisebericht festgehalten, die auszugsweise wiedergegeben werden.
Endlich war der Tag der Ankunft am Nordkap da. Am frühen Morgen kam auch der Polarfuchs nochmals in unser Camp in Hammerfest, wie um uns „Gute Reise“ zu wünschen. Das sagte mir sein wehmütiger Blick, dass ihn der Abschied von uns traurig stimmte – hatte er ja am Vorabend so manche Leckerei bekommen. Es bestand fakultativ die Möglichkeit, von hier aus das Nordkap auf zwei Wegen zu erreichen und zwar entweder mit dem Bus nach Honningsvag auf der Insel Mageroya und weiter noch ca. 40 Km immer per Bus zum Nordkap; oder aber mit der bekannten Schiffs-Hurtingroute bis nach Honningsvag zu fahren, und von dort gemeinsam mit dem Bus zum Nordkap zu gelangen. Natürlich war die zweite Variante den meisten von uns lieber. So ging es weiter mit dem Schiff auf dem Eismeer vorbei an Buchten mit wildzerklüfteter Küste und Inselgruppen – ein beeindruckendes Erlebnis – und nach über vier Stunden erreichten wir die Hafenstadt Honnigsvag, „die Stadt am Nordkap“, von wo es für alle per Bus zum Nordkap ging.

Die Insel Mageroya liegt als nördlichster Vorposten vor dem skandinavischen Festland. Zwischen tiefen Fjorden schieben sich ihre gewaltigen zerrissenen Halbinseln in das Eismeer vor; ihre 300-400 m hohen, oben abgeplatteten Vorgebirge fallen meist steil ab. Nur vereinzelt stößt man in der kahlen Einöde auf etwas Vegetation wie Moose und Flechten, wo aber trotzdem auch noch Renntiere weiden. Also fuhren wir über kahle Inselberge aufs Plateau bis zum Nordkap mit dem großen Globus und der Nordkap-Halle: Unser Endziel war erreicht!

Der Name Nordkap taucht auf alten Seekarten schon seit 1553 auf. Das Nordkap als Felsen liegt 307 m über dem Meeresspiegel auf 71°10’21’’ nördlicher Breite und ist 500-600 Millionen Jahre alt. Schon seit mehr als 300 Jahren begeben sich Menschen aus aller Welt hierher, um den nördlichsten Punkt Europas zu erleben, der alljährlich von rund 200000 Touristen besucht wird. Die Naturgewalten so unmittelbar zu empfinden, war für mich weit beeindruckender als der Stolz darüber, an Europas nördlichstem Punkt zu stehen. Natürlich spielte auch das Wetter eine große Rolle beim dem Eindruck, den man sich über diese Gegend machen konnte, da es sich dem Besucher im ständigem Wechsel zeigte.

Sonnenschein, Wind und Nebel wechselten hier von einem Augenblick zum anderen. Die Natur in der Umgebung des Nordkaps ist wild und bezaubernd, allerdings ist das Klima sehr hart und oft unberechenbar. Es war nicht nur schön diese Stelle gesehen, sondern in diesem Zusammenhang die ganze Landschaft Nordskandinaviens erlebt zu haben, angefangen mit der im südlichen Teil noch vorhandenen Pflanzen- und Tierwelt bis hinauf zur kahlen Eistundra am 71° Breitengrad. Wie sich alles langsam aber sichtbar, peu a peu verändert, war das Faszinierendste auf dieser Reise.

In der Nordkap-Halle selbst sind ständig Ausstellungen zur Geschichte des Nordkaps zu sehen. Die als Tunnel ausgelegte Halle endet in einer Grotte mit einem Panoramafenster zum Eismeer. Ein Pfeil zeigt die Nordrichtung an und eine Granitsäule erinnert an den Besuch König Oskars II im Jahr 1873 und sollte die äußerste Grenze der Union von Schweden und Norwegen markieren. Die Aussicht umfasst bei gutem Wetter nach Westen, Norden und Osten das freie Eismeer, das wir aufgrund leichten Nebels nicht gut sahen, im Süden die Hochfläche Mageroy mit Schneefeldern, Teichen und geringer Vegetation.

Das Nordkap steht seit 1929 unter Naturschutz. Im Jahr 1988 schufen hier Kinder aus mehreren Ländern sieben Reliefsarbeiten, die zusammen das Monument „Barn av Jorden“ (Kinder der Erde) bilden. Dieses soll Zusammenarbeit, Freundschaft und Freude symbolisieren. Das schon erwähnte Globus-Monument ist heute zum Innbegriff des Nordkaps geworden. Viele Persönlichkeiten haben die anstrengende Tour gegen Norden unternommen, Könige und Prinzen, Abenteurer und Entdeckungsreisende, alle wurden sie gleichermaßen von der bildschönen Natur des Nordkaps angezogen. Wenn auch die zunehmende Kommerzialisierung viele abschreckt – die Faszination des Nordkaps ist geblieben. „Hier wo die Welt zu Ende ist, hört auch meine Neugier auf und ich kehre zufrieden nach Hause zurück“, schrieb der Italiener Francesco Negri 1664 in sein Tagebuch. Dem kann ich mich nur anschließen und noch hinzufügen: „Es lohnt sich diesen Ort zu sehen.“

Dipl.-Ing. Hans Füger

Schlagwörter: Reisebericht

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