31. Dezember 2025

Leber-Chor auf Konzertreise

Der ehemalige Mediascher Kammerchor – Leber-Chor genannt – war im Oktober auf Chorfahrt in Siebenbürgen und bot drei Konzerte. Verstärkung erhielten die Mediascher Chormitglieder von der Kolmbacher Chorwerkstatt, einem Chor im Odenwald, den der ehemalige Chorleiter Hans Leber seit vielen Jahren dirigiert.
Drei Chöre, ein Konzert in der Mediascher ...
Drei Chöre, ein Konzert in der Mediascher Margarethenkirche, geleitet von Johann Leber und Edith Toth, beide erste Reihe, rechts außen. Foto: Werner Pfeifer
1978 gründete ein junger, engagierter Musiklehrer aus Liebling im Banat in Mediasch einen Chor, der bald den Namen Leber-Chor trug– benannt nach seinem Dirigenten Johann Leber. Weit über die Grenzen von Mediasch hinaus wurde der Chor bekannt und sang sich in die Herzen der Menschen. Unter den Chormitgliedern entstanden Freundschaften, die bis heute Bestand haben. 1987 folgte der Abschied von Johann Leber, aber bereits 1989 fand das erste von ihm organisierte Chorwochenende im Odenwald statt, und im zwei- bis dreijährigen Turnus trifft man sich zu Sing- und Erlebniswochenenden. Der Leber-Chor in Mediasch löste sich Anfang 1990 aus Mangel an Mitgliedern auf.

„Mein Mund, der singet, mein Herz, das springet …“. Dieses Lied sang der Leber-Chor bei seinen früheren Auftritten immer gern. Auch bei späteren Treffen oder bei Konzerten, die in Deutschland stattfanden, gehörte es zum Standardrepertoire. Wie kam es, dass wir es kürzlich in Mediasch wieder gesungen haben? Was als Wunschgedanke während eines Telefonats begann, endete in einer Chorreise nach Siebenbürgen.

Auf meine Frage, ob Hans mit einem seiner Chöre, die er im Odenwald dirigiert, mal nach Siebenbürgen kommen wolle, reagierte er erst verhalten, aber einige Tage später hieß es: Das machen wir! Neben der Chorwerkstatt Kolmbach schaffte es Hans Leber, zusätzlich elf Mitglieder des ehemaligen Leber-Chors zum Mitmachen zu motivieren. Weitere Verstärkung erhielt er von drei Banater Freunden. Neu in den Chor kam Angelika Meltzer, die freudig als Mitglied aufgenommen wurde. Im Mai 2025 traf sich dieser neu gegründete Projektchor zu einem Probenwochenende und zum Kennenlernen im Odenwald. Die Zeit zum Üben war kurz, also half man technisch nach: Angelika Meltzer isolierte am PC mit dem Notenschreibprogramm die einzelnen Stimmen der Lieder, wir bekamen sie als WhatsApp zugeschickt und konnten so zu Hause üben.

Dass am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, ein Chor auf dem internationalen Flughafen Hermannstadt gelandet war, erfuhren die anderen Fluggäste spätestens, als nach der Landung der Kanon „Dona nobis pacem“ in der großen Halle ertönte. Zum Auftakt der Reise gab es eine Führung durch Hermannstadt mit Beatrice Ungar (Chefredakteurin der Hermann­städter Zeitung) und Gerhard Konnerth jun. Dabei bekamen wir die Gelegenheit, auch die Redaktionsräume der HZ zu besuchen und einige interessante Informationen aus dem Archiv der deutschen Presse in Rumänien zu erfahren.

Das erste Konzert fand am Sonntagabend in Agnetheln statt. Vorher führte uns die Reise nach Albota und anschließend nach Kerz. Informationen zur Geschichte des ehemaligen Zisterzienserklosters erhielten wir von Kurator Karl (Karlutz) Hann. Beim Konzert in Agnetheln konnten wir am Applaus erkennen, dass das ausgesuchte Liedgut des Projektchores beim Publikum gut ankam. In unser Repertoire fügten sich zwei Liebeslieder des Banater Komponisten Emmerich Bartzer sehr gut ein. Der gefühlvolle, harmonische Vortrag von Adrian Nuca-Bartzer und Walter Berberich wurde von der Zuhörerschaft mit viel Wohlgefallen aufgenommen. Die Solistin der Kolmbacher Chorwerkstatt, Katja Kurfürst, begeisterte die Zuhörerschaft mit ihrem berührenden Solostück „Hallelujah“ von Leonard Cohen. Die drei letzten Lieder des Konzertes sangen wir zusammen mit dem Harbachtalchor, der von Cornelia Hemmann geleitet wird. Dieser Chor wurde erst vor drei Jahren gegründet, ist aber inzwischen schon weit über die Grenzen Agnethelns hinaus bekannt und sehr aktiv.

Auf der Fahrt nach Mediasch, unserem nächsten Konzertort, hatten wir einen Aufenthalt in Holzmengen, wo wir von Ruth Istvan durch die Burganlage und die Kirche geführt wurden. Auf großes Interesse stießen ihre Projekte, die mit Jugendlichen aus dem In- und Ausland umgesetzt wurden oder noch werden sollen, z.B. das neue Burg-Café.

In Meschen wurde für eine kurze Besichtigung der Kirchenburg angehalten. Von zwei Persönlichkeiten gibt es in der Meschner Kirche Gedenktafeln: Stephan Ludwig Roth, der in Meschen als Pfarrer bis zu seiner Verhaftung 1848 tätig war, sowie Pfarrer Carl Martin Römer, dem späteren Mediascher Stadtpfarrer und Dichter des Liedes „Bäm Hontertstreoch“.

Das Konzert in Mediasch war für etliche Chormitglieder ein besonderes Erlebnis. Es war aufregend, vor „heimischem Publikum“ und an einem für viele von uns sehr wichtigen Ort, der Margarethenkirche, zu singen. Auch hier wurden die drei letzten Lieder zusammen mit dem Gastgeberchor gesungen, dem Mediascher Familienchor unter der Leitung von Edith Toth. Als Überraschung für alle trug Roland Widmann sein Gedicht „Himetgloken“ vor und erzeugte damit eine berührende Stimmung bei der Sänger- und Zuhörerschaft.

Eine Reise durch Siebenbürgen ohne Kronstadt ist kaum möglich. Also ging es für einen Tag ins Burzenland. Erster Halt war die Törzburg (Schloss Bran). Danach besuchten wir die Altstadt Kronstadts und die Kirchenburg Tartlau, wo es, besonders für die Odenwälder Musikfreunde, viel zu bestaunen gab.

Auf dem Weg nach Schäßburg wurde in Birthälm angehalten. Hier drängten wir uns zusammen mit vielen anderen Besuchern vor der Sakristeitür, dem Flügelaltar oder vor dem Turm mit dem „Ehegefängnis“. Durch Schäßburg führte uns Theo Halmen. Erst erhielten wir etliche Informationen zum Stundturm, dem Wahrzeichen der Stadt, um dann ein einmaliges Meisterwerk, die Orgel der Klosterkirche, vorgestellt zu bekommen. In der Bergkirche gab es ebenfalls vieles zu entdecken: ein besonderes Gestühl, das ehemalige Totenglöckchen, das einen ganz besonderen Nachhall hat, ein Grabstein mit einer besonderen Inschrift u.v.m.

Nach der Besichtigung einiger sächsischer Kirchenburgen folgte am letzten Tag der Reise der Besuch des Klosters Brâncoveanu in Sâmbata de Sus, wo u.a. eine große Sammlung von Ikonen und alten Büchern ausgestellt ist.

In Kleinschenk trafen wir Carmen Schuster und ihren Mann Michael Lieske, die uns ihr Projekt vorstellten, bei dem ausschlaggebend war, dass sie die alte Schule nicht dem Verfall oder einer Zweckentfremdung überlassen wollten. Heute finden in den restaurierten Räumlichkeiten neben größeren privaten Feiern regelmäßig Ausstellungen, Konzerte, Lesungen statt. Außerdem kümmert sich das Ehepaar um die Instandhaltung der Kirche.

Unser letztes Konzert fand in Martinsberg in dem kürzlich sehr aufwändig renovierten Gemeindesaal, einem Bau des Schäßburger Architekten Fritz Balthes, statt. An diesem Abend teilten sich zwei Chöre die Aufmerksamkeit der großen Zuhörerschaft: der Harbachtalchor und der Projektchor. Zu Beginn sang der Harbachtalchor, dirigiert von Cornelia Hemmann, einige Stücke aus seinem diesjährigen Programm „Abendlieder“. Danach trug der Projektchor unter der Leitung von Johann Leber sein einstudiertes Repertoire ein letztes Mal vor. Mit zwei Liedern, von beiden Chören gemeinsam vorgetragen, ging ein schöner Konzertabend zu Ende. Da es der letzte Abend war, den der Chor in Siebenbürgen verbrachte, wurde zünftig gefeiert: Es wurde gesungen, Hans Leber spielte Akkordeon, Walter Berberich Gitarre, einige Paare wagten ein Tänzchen auf dem Parkett.

Während der gemeinsam verbrachten Zeit entstanden neue Freundschaften, alte Freundschaften wurden aufgefrischt und gefestigt. Wir haben vor, in Verbindung zu bleiben und uns, hoffentlich bald, vermutlich im Odenwald, wieder zu treffen. Fazit: Musik verbindet, Musik kennt keine Grenzen, Singen in Gemeinschaft macht glücklich! All das haben wir während unserer Chorreise erfahren und erleben dürfen.

Sigrun Kelp, Kerz am Alt

Schlagwörter: Reisebericht, Siebenbürgen, Chor, Mediasch

Bewerten:

1 Bewertung: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.