23. Dezember 2009

Schafleuchter und Leuchtersingen am Heiligen Abend

Der wohl schönste Brauch in Siebenbürgen ist das weihnachtliche Leuchtersingen am Heiligen Abend in den meisten ländlichen deutschen Dorfkirchen Siebenbürgens. Es ist die von Jung und Alt meistbesuchte christliche Feier im ganzen Kirchenjahr. Da erklingen die hellen Stimmen der Schulkinder, sie singen zur Ehre Gottes ihr Leuchterlied beim Schein der strahlenden Kerzen ihrer geschmückten Christleuchter.
Mit großer Hingabe tragen die Befugten – Schulkinder, Jugendliche und Erwachsene – zum Gelingen dieser Feier bei. Bis heute bleibt dem Teilnehmer das weihnachtliche Leuchtersingen in unvergesslicher kindlicher Erinnerung.

Der wohl einzigartigste „Christleuchter“ in Siebenbürgen ist der sogenannte Schafleuchter aus Keisd. Er wurde 1887 im Korrespondenzblatt des Vereins für Siebenbürgische Landeskunde erwähnt: „… der älteste der drei Leuchter heißt der Schafleuchter, weil er in dem einen Bilde die Hirten mit ihren Schafen auf dem Felde bei Bethlehem zeigt. Auf der anderen Seite stehen die drei Weisen aus dem Morgenlande, auf dem dritten sehen wir Maria mit dem Jesuskinde“.
Keisder Schafleuchter mit der Anbetung der ...
Keisder Schafleuchter mit der Anbetung der Hirten. Fertigung und Bilder des Leuchters: W. Förderreuther
Der Wortgebrauch „Leuchter“ ist hier wohl fehl am Platz, denn es handelt sich um eine dreiteilige, auf Holz bunt gemalte und zusammengefügte Darstellung des Weihnachtsgeschehens um die Geburt Jesu. Die gemalten Figuren stehen in unterschiedlichen Landschaftsbildern mit und ohne Architektur. Die drei unteren Ebenen werden zu Weihnachten mit Moos belegt und darauf geschnitzte, bemalte, modellierte oder auch gekaufte Einzelfiguren gestellt. Meist sind es die überlieferten alten, von Hand aus Holz geschnitzten Lämmchen.
Maria und Jesuskind. Fertigung und Bilder des ...
Maria und Jesuskind. Fertigung und Bilder des Leuchters: W. Förderreuther
Die von Hand gezogenen 22 Wachskerzen sind Lichtspender, die 15 bunten Fähnchen aus Glanzpapier bestücken das krippenähnliche Weihnachtsgeschehen. Als besonderer Schmuck werden Wintergrünsträußchen (Buchsbaum, Grüngut) an den Seitenkanten und an den Bodenrand angebracht. Als Bekrönung stehen oben sieben Kerzen, mundartlich „Siwengestern“ (= Siebengestirn) genannt.

Beim Leuchtersingen steht der geschmückte „Schafleuchter“ auf dem Taufbecken. Der Korpus des Leuchters hat eine Höhe von 75 cm und einen Durchmesser von 64 cm. Eine seiner drei bemalten Tafeln sind dem Kirchenschiff zugekehrt. Um alle Darstellungen zu betrachten, geht man ringsum, oder aber der Leuchter wird gedreht. Am Boden des Gestells befindet sich ein großes Loch. Es ist anzunehmen, dass der „Schafleuchter“ früher an einer Stange befestigt war und gedreht wurde, so dass die bemalten Flächen der Reihe nach im Kirchenschiff gesehen werden konnten.

Rose Schmidt

Anbetung der Heiligen Drei Könige. Fertigung und ...
Anbetung der Heiligen Drei Könige. Fertigung und Bilder des Leuchters: W. Förderreuther

Schlagwörter: Weihnachten, Lichtert

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