3. Oktober 2022

Mit dem Mountainbike auf Sinnsuche nach Siebenbürgen

In der Mitte seines Lebens angekommen wurde Christian Krampulz klar: „Meine Lebensreise ist wie eine Bergtour, bei der du schwere Anstiege meisterst.“ Die Belohnung: eine überwältigende Aussicht und das pure Glück.
Christian Krampulz vor der Gräfenburg in Kelling ...
Christian Krampulz vor der Gräfenburg in Kelling
Auf seiner beharrlichen Suche nach Sinn und ganzheitlicher Freude wurde er zur Tour seines Lebens inspiriert – und ganz praktisch zu einer herausfordernden Radreise nach Siebenbürgen, zu seinen familiären Wurzeln: Ein Projekt, von dem er lange nur geträumt hatte. 2021 und 2022 machte sich Christian Krampulz aus Kelling mit seinem Begleiter Stefan Schüch auf den Weg: über 20 Tage, 1.800 km und 11.500 Höhenmeter von Horb über Donaueschingen entlang der Donau bis nach Budapest, dann durch die Puszta, über die Siebenbürgischen Westgebirge (Munţii Apuseni) bis nach Siebenbürgen.

Etwas sorglos planten sie, die ungarisch-rumänische Grenze auf einem Feldweg zu überqueren. Wurde der Grenzzaun schon abgebaut? Nichts ahnend fuhren sie auf die Grenze zu, von hinten näherte sich ein Auto: Es war die Polizei und vor ihnen die geschlossene Barriere. Missmutig nahmen sie den Umweg über den Grenzübergang bei Großwardein (Oradea) in Kauf, wo sie vor aufgehübschter Stadtkulisse einen Kaffee genossen. Während sie durch die Dörfer im Tal der Steinigen Kreisch (Crișul Pietros) fuhren und die Eindrücke aufsaugten, näherten sie sich den Westgebirgen. Die letzten 20 km und 1.200 Höhenmeter zogen sich hin, endlos wand sich die Straße den Berg hinauf. Entkräftet, aber stolz erreichten sie das schöne Campinggebiet um Padiș. Hier teilen sich Zeltgruppen, glänzende Wohnmobile und frei weidende Kühe und Pferde friedlich den Platz und den Bach. So prallen uralte Weiderechte und moderne Erholungsbedürfnisse aufeinander. Vorbei an Hirten mit ihren Schafen und Hunden, durchquerten sie das Land der Motzen, wie die Ureinwohner dieser herrlichen Berglandschaft genannt werden. Das besondere Bergvolk bewohnt seit hunderten von Jahren im Sommer hoch gelegene Siedlungen und prägt mit ihrer Weidewirtschaft diese einzigartige Kulturlandschaft.
Panorama bei Dumești: Christian Krampulz und ...
Panorama bei Dumești: Christian Krampulz und Stefan Schüch
Auf naturbelassenem Untergrund kamen sie nur mit Mühe und sehr langsam voran, doch die einzigartigen Ausblicke und Erfahrungen waren jeden Schweißtropfen wert. Nach einer Übernachtung in der Nähe von Offenburg im Arieștal (Goldfluss) fuhren die beiden die dritte Bergetappe und erlebten atemberaubende Landschaften, sahen malerische verlassene Hütten, machten tolle Fotos und freuten sich, mit ihren Bikes unterwegs zu sein. Nach einer rasanten Abfahrt fielen die ersten dicken Regentropfen und sie fanden Schutz im Eingangsportal des beeindruckenden Klosters in Râmeț. Schon etwas abgearbeitet und hungrig, konnten die Radreisenden ihr Glück kaum fassen, als sie von den Nonnen eine wohltuende Suppe serviert bekamen. Gestärkt, beeindruckt und dankbar setzten sie ihre Reise fort und erreichten das Tagesziel Karlsburg (Alba Iulia) mit seiner imposanten und sehenswerten Festungsanlage.

Ihr Ziel vor Augen, fuhren sie am nächsten Tag über Mühlbach, Christians Geburtsort, und Reichau nach Kelling. Sie überwanden die letzte Steigung und erreichten den Weinberg, der Christian aus seiner Kindheit nur noch vage in Erinnerung war. Hinter ihnen lagen 1 800 km auf dem Mountainbike über Felder, Wald, Städte und Berge. Vor ihnen Kelling, der Ort seiner Wiege und Kindheit, den die ganze Familie vor 40 Jahren verlassen hatte. Bei diesem Anblick und im Bewusstsein, dass sie ihr Ziel erreicht haben, wurde Christian sehr emotional und ihm kamen die Tränen. Die Radler fuhren hinunter ins Dorf, Kindheitserinnerungen wurden wach: Kindergarten, Grundschule, Elternhaus und ein Nachbar. Zu guter Letzt wurden sie von Bürgermeister Bodea herzlich empfangen.
Begegnung mit ehemaliger Kollegin der Eltern in ...
Begegnung mit ehemaliger Kollegin der Eltern in Kelling
Dankbar und erfüllt kann Christian heute bestätigen, was die Glücksforschung herausgefunden hat: „Jeder kann Flow erleben, in Verbundenheit mit sich selbst, seinen Mitmenschen und Gott.“ Unter www.flow-guide.net betreibt der Siebenbürger Sachse eine Webseite. Mehr über die Lebensreise und Sinnsuche von Christian Krampulz können Sie in seinem Buch „Tour de Flow“, das im November 2022 erscheinen wird, lesen.

Christian Krampulz: „Tour de Flow. Die Reise meines Lebens von der Krise ins Glück“, Edition Wortschatz, Cuxhaven, 2022, 163 Seiten, Paperback, 15,00 Euro, ISBN 978-3-943362-78-7, erscheint am 1. November 2022 (im Buchhandel erhältlich). Leseprobe bei der Edition Wortschatz.

Bildergalerie: Mit dem Mountainbike auf Sinnsuche nach Siebenbürgen

Schlagwörter: Radtour, Reisebericht, Kelling

Bewerten:

16 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.