24. Mai 2010

Deutsch-Budaker und Windauer in der „Spännstuv“

Bei herrlichem Sonnenschein fand am 24. April das diesjährige Deutsch-Budaker und Windauer Treffen in Nürnberg statt. Eingestimmt wurde das Heimatortstreffen mit einem Gottesdienst in der St. Pauls-Kirche. Pfarrer Rehner gestaltete den Gottesdienst nach siebenbürgisch-sächsischer Liturgie. Der ehemalige Bistritzer Stadtpfarrer Kurt Franchy sprach gegen Ende des Gottesdienstes sehr nachdenkliche, aber auch herzliche Worte an die Festgemeinde.
Nach dem Gottesdienst fand man sich im Genossenschaftssaalbau Bauernfeind zum gemeinsamen Mittagessen ein. Dort wurden die zahlreichen Gäste von den Vorsitzenden der beiden Heimatortsgemeinschaften, Inge Alzner und Dr. Maria Raidel, dem Vorsitzenden der HOG Bistritz, Dr. Hans Franchy, und Frau Kessel, unserer Heimatdichterin aus Nürnberg, begrüßt. Frau Kessel trug für die Budaker und Windauer ein speziell für dieses Treffen verfasstes Gedicht vor.

Das Treffen war sehr abwechslungsreich gestaltet. Die Ausstellung „Schulen in Siebenbürgen“ und zwei Diashows über die beiden Gemeinden Deutsch-Budak und Windau konnten während der gesamten Veranstaltung angesehen werden. Am Nachmittag fand für die Deutsch-Budaker die Neuwahl der HOG-Sprecher statt. Dr. Maria Raidel stellte ihr Amt als 1. Vorsitzende aus persönlichen Gründen zur Verfügung. Die bisherigen Amtsträger dankten Frau Dr. Raidel für ihren Einsatz und überreichten ihr Blumen als Zeichen des Dankes. Als 1. Vorsitzender wurde Michael Hofgräff, als 2. Vorsitzende Dr. Maria Raidel und als Kassier Johann Schuster gewählt. Für Windau erklärten Inge Alzner und Hildegard Steger ihre Bereitschaft, die HOG-Tätigkeiten wie bisher weiterzuführen.
Gruppenbild beim Budaker/Windauer Treffen. Foto: ...
Gruppenbild beim Budaker/Windauer Treffen. Foto: Brigitte Csellner
Auch diesmal wollten die Veranstalter ihren Gästen etwas Besonderes bieten. Das in Siebenbürgen beliebte, regelmäßige Beisammensein der Frauen und „Gesänder“ in den Wintermonaten in der „Spännstuv“ wurde von 30 Akteuren in Nordsiebenbürger Tracht, von der Oma bis zum Enkel, dargestellt. In der Spännstuv versammelten sich die verheirateten Frauen und die Jugend – die Gesänder – des Dorfes das erste Mal, wenn im Herbst die Ernte eingebracht war, der Mais bzw. der Kukuruz geschält war. Dieses winterliche Beisammensein fand jeden Abend, außer Samstag und Sonntag, von 18.00 bis 22.00 Uhr statt. Man traf sich immer in einem anderen Haus bzw. in den Häusern der konfirmierten Mädchen. Die Mädchen hatten entweder einen schön bemalten und gedrechselten Spinnrocken oder andere Handarbeiten dabei. Mit dem Spinnrad haben meistens ältere Frauen gesponnen. Zu essen gab es gebratenen Kürbis, gebratene Äpfel und die üblichen Mehlspeisen. Während der Arbeit wurden aktuelle Dorfgeschichten erzählt, Scherze ausgeheckt, vorgelesen und viel gesungen.

In der Adventszeit wurde um 20.00 Uhr geläutet, die Jugend versammelte sich vor der Haustür und sang Adventslieder. Während die Mädchen ihrer Handarbeit nachgingen, spielten die Burschen verschiedene Spiele wie z. B. Karten, Mühle, Schach. Die Burschen konzentrierten sich nicht allein auf ihr Spiel, sondern warfen auch auf die Mädchen immer wieder ein Auge. Denn wenn einem Mädel die Spindel zu Boden fiel, schickten sich die Burschen, um diese aufzuheben. Als Dank erhielten sie dann ein Küsschen von dem jeweiligen Mädchen. Am Samstagabend blieb die Jugend zu Hause und bereitete sich auf den Sonntag vor. Am Sonntagabend ging man in die Spielstube Hier wurden verschiedene Spiele gespielt, gesungen und getanzt. Nach Beendigung der „Spinn­zeit“, gewöhnlich nach Neujahr, feierte man das Ausspinnen. Jede Frau bzw. jedes Mädchen brachte Wurst, Schweinfleisch, Gebäck und Wein. Bis Mitternacht unterhielt man sich bei Tanz und Gesang. Bis Februar traf man sich weiterhin jeden Abend in der Spinnstube, nähte, stickte und strickte zusammen.

Die Darsteller spielten den Ablauf einer Spinnstube der Frauen und eine der „Gesänder“ nach. Zwischen verschiedenen gespielten und vorgetragenen Anekdoten, Gedichten und Sketchen wurden die Lieder „Dreh dich, dreh dich, Rädchen“, „Die Erde braucht Regen“, „Einst ging ich in den Rosengarten“ und „Willst du Gottes Werke schauen“ gesungen. Die Aufführung kam bei den Gästen sehr gut an, die Akteure bekamen viel Applaus und Lob. Auf besonderen Wunsch vieler Gäste wurde auch der beliebte Volkstanz „Der Siebenschritt“ spontan aufgeführt. Die Tanzeinlage war nicht geplant, aber durch die gute, langjährige und zuverlässige Zusammenarbeit des Nürnberger Freundeskreises konnte auch dieser Sonderwunsch mit Leichtigkeit erfüllt werden. Fröhlich unterhielten sich die Gäste bis in die frühen Morgenstunden. Für gute Stimmung und die nötige Bewegung sorgte die Musikkapelle „Die Saitenspringer“.

Das Organisationsteam dankt allen fleißigen Helfern im Hintergrund, den Bäckerinnen, Frau Ungar und den Schwabacher Familien, die uns die Spinnrocken zur Verfügung gestellt haben, sowie allen unseren Gästen, den Deutsch-Budakern, Windauern und allen Freunden der beiden Ortsgemeinschaften, die unserer Einladung gefolgt sind.

Hildegard Steger

Schlagwörter: HOG-Treffen, Nordsiebenbürgen

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