5. Juli 2010

Kleinschelker Treffen im Zeichen des Generationenwechsels

Ganz im Zeichen eines beginnenden Generationenwechsels stand das 14. Kleinschelker Treffen am 5. Juni 2010 in Sindelfingen: Während 2004 noch die Eltern Trachtentänze vorführten, traten heute ihre Kinder auf, ganz selbstverständlich in Tracht – und mit Spaß und Begeisterung. Selbst auf die Kleinsten sprang der Funke über, denn sogar eine Kindertanzgruppe machte mit.
Bei herrlich sonnigem Wetter startete das Treffen mit einem besinnlichen Gottesdienst in der Martinskirche. Pfarrer Martin Hermann war trotz eines Todesfalls in der Familie gekommen und gestaltete den Gottesdienst so, dass er die Gäste tief berührte. Seine eindringliche Predigt sprach vielen aus der Seele und erreichte die Herzen. „Füreinander da zu sein und einander beizustehen in Freud und Leid – so war das mal gedacht in unserer Gemeinschaft in Siebenbürgen und es hatte seinen guten Sinn. Heute ist jeder mehr für sich und fragt nicht viel danach, wie es dem andern geht. Und doch sollen wir nicht stehenbleiben bei dem ‚E jeder mät Sengem‘! Denn als Christen dürfen wir uns gegenseitig daran erinnern, dass wir auch eine Verantwortung gegenüber dem anderen haben, der unsere Hilfe braucht.“ Mit bewegenden Worten entließ Pfarrer Herrmann die Kleinschelker zu ihrem Fest der Begegnung.

Nach und nach trafen 575 Gäste in der Stadthalle ein – nicht ganz so viele wie bei den beiden Treffen in der alten Heimat in den Jahren 2004 und 2008, aber ein ordentlicher Durchschnitt. Der Kleinschelker Chor unter der Leitung von Andreas Stühler bereicherte das Programm wie schon vorher den Gottesdienst mit seinen deutschen und sächsischen Liedern. Bei sehr leckerem Essen und dem hervorragenden Service der Hallengastronomie konnte man plaudern, Neuigkeiten austauschen und den Klängen der eigens für das Treffen zusammengestellten Blasmusikkapelle aus Kleinschelker Adjuvanten lauschen oder das Tanzbein schwingen. Nach Kaffee und köstlichem selbst gebackenem Kuchen, den viele Frauen aus dem Raum Böblingen und Stuttgart gespendet hatten, folgten die obligatorischen Vorstandswahlen. Hier zeigte sich, dass der Generationenwandel auch diese Ebene erreicht hat: Erfreulich viele neue Gesichter jüngeren und mittleren Alters, die nach und nach in die Vorstandsarbeit hineinwachsen, und sogar viele Jugendliche, die ehrenamtliche Aufgaben wie Kulturarbeit, Sport- und Jugendreferat oder die Pflege unserer Homepage unter www.kleinschelken.de übernehmen.

Der Höhepunkt des Treffens war für viele Gäste der Aufmarsch der Trachtenträger und die anschließenden Trachtentänze. Leider hatten diesmal nur etwa dreißig Paare die schwarzbenähten Hemden, die blaue jungsächsische Tracht oder auch Samtrock und „Garnierlaibel“ aus dem Schrank geholt und sich entsprechend traditionell herausgeputzt. Daher der Appell an alle, die noch die wertvollen alten Stücke besitzen – oder deren Großmutter gar ein neues Hemd bestickt hat: Zieht doch beim nächsten Treffen die Tracht an! Gibt es ein schöneres Bild für den Fortbestand unserer Kultur als das, die seit Generationen überlieferte Tracht zu tragen?
Die Kleinschelker Kinder- und Jugendtanzgruppe ...
Die Kleinschelker Kinder- und Jugendtanzgruppe unter der Leitung von Anita Gross begeisterte die Gäste mit ihrem Auftritt beim 14. Kleinschelker Treffen. Foto: Steffen Eigner
Nach dem Aufmarsch folgte eine süße Überraschung: Der ganz kleine Nachwuchs betrat unter der Regie von Anita Gross die Bühne – die jüngste Tänzerin vier Jahre alt – und erfreute die Gäste mit einem lustigen Reigen. 1998 hatte es die erste Kindertanzgruppe beim Kleinschelker Treffen gegeben; die Knirpse von damals sind heute alle groß und haben eine Jugendtanzgruppe auf die Beine gestellt. Neun Paare, die für die Proben im Vorfeld etliche Sonntage geopfert hatten, zeigten ihr Können mit ihren Tänzen „Föhringer Kontra“ und „Hetlinger Bandriter“. Anschließend tanzten alle zusammen die „Reklich Mäd“ – ob mit Tracht oder ohne, ob jung oder alt; viele kannten die Schritte noch oder haben sie bei den letzten Treffen gelernt.

Viele Jugendliche konnten den Abend und den Auftritt der beliebten Akustik-Band kaum erwarten. Die fünf Musiker hielten, was sie versprachen, und sorgten mit deutschen, englischen und rumänischen Hits für beste Stimmung, die viele auf die Tanzfläche lockte. Um Mitternacht ließ eine Playback-Show die „wilden 70er Jahre“ wieder aufleben: Mit schrillen Kostümen und schrägen Tanzeinlagen hatten die Darsteller die Lacher und den Applaus auf ihrer Seite. Danach machte die Akustik-Band weiter und gab eine Zugabe nach der anderen – bis nur noch der harte Kern da war und abrockte. Erst gegen 5 Uhr morgens verließen die Musiker und die letzten Gäste den Saal.

„Schön war’s“ war daher das Fazit der meisten Teilnehmer. Alles in allem also ein rundum gelungenes Treffen – auch wenn die Organisation und die Gestaltung des Programms leider wieder auf einigen wenigen Schultern lastete. An dieser Stelle im Namen aller Gäste ein herzliches Dankeschön für das Engagement und die Mitarbeit aller! Trotzdem wäre es sehr zu begrüßen, wenn sich mehr Landsleute einbringen würden, eigene Beiträge oder Vorschläge liefern könnten. Vielleicht kann sich ja auch der eine oder andere dafür begeistern, Mitglied der Heimatortsgemeinschaft (HOG) Kleinschelken zu werden. Das sind zurzeit nämlich nur etwa 100 Familien – ein sehr geringer Anteil bei einer so stolzen und zahlreichen Gemeinde wie Kleinschelken. Da sollte die Mitgliedschaft, die nur einen geringen finanziellen Jahresbeitrag von 4 Euro pro Person kostet, eigentlich Ehrensache sein!

Hoffen wir, dass der Generationenwechsel, der sich bei diesem Treffen abzeichnete, frischen Wind und neue Ideen bringen wird, damit unsere einzigartige Gemeinschaft weiter bestehen bleibt.

Heike Schuster-Mantsch

Schlagwörter: Treffen, Kleinschelken, Brauchtum

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