13. Juli 2002

Partnerschaft für Tartlau angestrebt

Die ausgewanderten Sachsen wollen eine Partnerschaft Tartlaus mit Deutschland auf kommunaler und kirchlicher Ebene mit in die Wege leiten. Dies erklärte Michael Trein, Vorsitzender der 9. Tartlauer Nachbarschaft (HOG Tartlau) und ehemaliger Bürgermeister der Burzenländer Großgemeinde (1969 bis 1975), kürzlich bei einem Besuch in Tartlau.
Trein kam zu Beratungen mit dem derzeitigen Bürgermeister Serban Todorica, dem Gemeinderat Virgil Stroe und dem Präfekt des Kreises Kronstadt, Otilian Neagoe, zusammen. Von einer Partnerschaft mit einer deutschen Gemeinde erhofft sich der Bürgermeister auch einen touristischen Aufschwung für Tartlau, deren Kirchenburg seit 1999 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Todorica regte ein Treffen aller Tartlauer in der Heimatgemeinde an. Besucher der Ortschaft erhalten künftig vom Verwaltungspersonal der Gemeinde Einladungen in Form eines Faltbogens mit einer Luftaufnahme der Kirchenburg sowie einer kleinen Landkarte mit Straßen und angrenzenden Ortsbezeichnungen. Das Bürgermeisteramt gibt regelmäßig ein Informationsblatt heraus, aus den Erlösen sollen Schule und Kirche finanziell unterstützt werden.

sb


Tartlauer Treffen war ein voller Erfolg

Rund 400 Tartlauer kamen am 8. Juni in der Turn- und Festhalle Crailsheim-Ingersheim zu ihrem elften Treffen mit Vergleichstag und Vorstandswahlen zusammen. Beim Eingang erhielt jedes Mitglied der 9. Nachbarschaft Tartlau (HOG Tartlau) die Sonderplakette des Treffens sowie das neue Telefon- und Adressenverzeichnis (fünfte Auflage). Pünktlich um 11.30 Uhr konnte Nachbarvater Michael Trein vor der fast voll besetzten Halle das elfte Treffen eröffnen und ein Grußwort von Andras Pal, dem neuen Pfarrer aus Tartlau, überbringen. Auf der Bühne war, wie bei jedem Treffen, das Motto der Nachbarschaft: „Der neuen Heimat dienen, die alte nicht vergessen“, in großen Lettern angebracht. Ebenfalls auf der Bühne waren die siebenbürgisch-sächsische Fahne, die deutsche und Crailsheimer Stadtflagge zu sehen. Der Saal war von Herta Wilks Strickmustertafeln, original sächsischen Krugnachbildungen, die die Wände zierten, und einer Bilderecke aus Tartlau geschmückt. Blumen und Birkenzweige ergänzten den feierlichen Rahmen. Der Verkaufsstand von Paul Salmen jun., der neue Postkarten von Tartlau, Autoaufkleber mit dem Tartlauer Marktzeichen und geschichtliches Material anbot, hätte es verdient, besser besucht zu werden, da er und seine Schwester sich größte Mühe gegeben hatten, ein umfangreiches Material zusammenzutragen.

Die Andacht hielt Pfarrer Bernddieter Schobel, musikalisch untermalt von den Tartlauer Bläsern und dem Tartlauer gemischten Chor. Trein gedachte in bewegenden Worten der verstorbenen Landsleute. Nach einem reichlichen Mittagessen und unterhaltsamen Programm mit der Tartlauer Blaskapelle aus Böblingen wurde der Vergleichstag mit Neuwahlen abgehalten. Nachbarvater Trein befasste sich in dem Rechenschaftsbericht weniger mit den Erfolgen der Vergangenheit, über die regelmäßig im Heimatboten berichtet wurde, sondern hauptsächlich mit Fragen der Zukunft und schwer zu lösenden Problemen, beispielsweise der Beschaffung von Archivunterlagen aus der Zeit von 1930 bis in die Gegenwart. Eine weitere schwierige Aufgabe stellt die Verjüngung des Vorstandes dar, die letztendlich sehr zufriedenstellend gelöst werden konnte. „Wir hoffen nicht, dass der Rückgang der Spendenfreudigkeit eine Folge des ‚Euro-Teuro‘ ist“, so Michael Trein, denn bei derzeit anhaltender Tendenz sei die Nachbarschaft in ihrer Existenz gefährdet. Ein weiteres Problem sind die beiden alten Fahnen dar, die aus der kommunistischen Zeit gerettet werden konnten: die Marktfahne Tartlau aus dem Jahre 1867 und die Feuerwehrfahne 1937. Ihr desolater Zustand machte eine Sofortmaßnahme erforderlich. Die Restauration kostet der Nachbarschaft ca. 10 000 Euro. Ein von Nachbarvater Trein initiierter spontaner Aufruf zur Rettung der Fahnen brachte die erfreuliche Summe von ca. 1 400 Euro ein. Um die angespannte Finanzlage auszugleichen, wird der jährlich erscheinende Burzenländer Kalender nicht mehr kostenlos an die Mitglieder der 9. Nachbarschaft versandt, nur noch 35 Stück sollen für die Kirchenmitglieder in Tartlau erstellt werden.

Vor konzentriert zuhörender Versammlung wies Trein auf eine weitere Aufgabe hin: die Erstellung eines neuen Heimatbuches, einer Ortschronik von Tartlau. „Seit Gründung unserer Nachbarschaft haben wir alle sehr fleißig Unterlagen gesammelt. Jetzt wäre der Moment, das Gesammelte zu ordnen und niederzuschreiben, um mit den Gemeinden des Burzenlandes, die ihre Heimatbücher schon haben, mitzuhalten.“ Ein eingeholtes Angebot, das im Saal diskutiert wurde, zuzüglich der Druckkosten, sei zurzeit für die Nachbarschaft keinesfalls tragbar. Daher rief Trein alle Personen auf, die sich zutrauen, an der Chronik mitzuarbeiten, sich umgehend bei ihm zu melden. „Die Zeit drängt, da mit dem Aussterben der Erlebnisgeneration wertvolles Wissen der Vergangenheit unwiederbringlich verloren geht. Es wäre schade, wenn die unschätzbaren Leistungen unserer Vorfahren nicht an unsere Enkel weitergegeben werden könnten.“

Trotz aller erwähnten Schwierigkeiten zeigte sich der Nachbarvater hoffnungsvoll bezüglich des Erhalts von Tartlauer und anderen siebenbürgisch-sächsischer Traditionen. Trein dankte allen Vorstandsmitgliedern, darunter zwei scheidenden Mitgliedern, für die Arbeit der zurückliegenden vier Jahre. Es sei „eine Amtszeit mit Erfolgen“ gewesen, aber nicht alles sei umgesetzt worden, wie es sich mancher von uns gewünscht hätte. Er sei überzeugt, dass der neu gewählte Vorstand sein Bestes für die Allgemeinheit geben und die offenen Wünsche erfüllen werde.

Anschließend berichtete Kassier Schunn über die Finanzlage und wies auf das rückläufige Spendenaufkommen hin. In den vier Berichtsjahren seien nur im Jahr 2001 die Ausgaben höher gewesen als die Einnahmen. Schunn rief alle Mitglieder und Tartlauer auf die Nachbarbschaft durch mehr Spendenfreudigkeit zu unterstützen. Kassenprüfer Johann Junesch und Anni Bruss bestätigten die korrekte Kassengebarung und empfahlen die Entlastung des gesamten Vorstandes. Zudem empfahl Junesch die Anhebung der Mitgliedsbeiträge von derzeit 10 Euro auf 12 Euro ab 1. Januar 2003.

Anschließend wurden zwei Mitglieder des Vorstandes geehrt. Werner Schunn, Mitglied seit Gründung der Nachbarschaft 1981, wirkte zunächst als Schriftführer, dann als Kassier. Er gründete den ersten gemischten Tartlauer Chor in Deutschland und ist Herausgeber des Adressen- und Telefonverzeichnisses. Wilhelm Thieskes, seit 1984 Mitglied des Vorstandes, hat sich um die Erstellung der Flurkarten und die statistische Aufzeichnung der Tartlauer Höfe, mit den verschiedenen Eigentümer bis in die jüngste Zeit, verdient gemacht. Schunn und Thieskes wurden für ihre hervorragenden Leistungen und ihren unermüdlichen Einsatz für den Fortbestand der Nachbarschaft mit der silbernen Ehrennadel des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften e.V. in Deutschland geehrt.

Unter der Wahlleitung von Erich Wanek und den beiden Helfern Martin Teutsch und Wilhelm Morres wurde der Vorstand einstimmig entlastet und durch Handzeichen ein neues Gremium gewählt. Obwohl Michael Trein, Crailsheim, einem Jüngeren Platz machen wollte, wurde er gedrängt, doch noch einmal als Nachbarvater zu kandidieren. Er wurde einstimmig und unter stehendem Beifall wiedergewählt. Als Nachbarvaterstellvertreter wurde Peter Kurmes, Nürnberg, gewählt, neue Kassenwartin ist Rosi Plontsch, Murrhardt, Schriftführer Wolfgang Steiner, Gundelsheim, Kulturreferent Johann Bruss, Murrhardt – Fornsbach. Das Referat für Ahnenforschung, Dokumentation und Archiv betreut weiterhin Paul Salmen jun., Neuweiler. Beisitzer sind Stefan Dezsö, Arpke, Heidrun Trein, Erfurt, und Siegmar Bruss, Murrhard. Als Kassenprüfer wurde Hermann Junesch, Schwarzenbruck, als seine Stellvertreterin Heidrun Haydo, Böblingen berufen. Die unbesetzten Ämter (Frauen- und Jugenreferat) wird der Vorstand in seiner ersten Sitzung kommissarisch besetzen. Willige Interessenten, die im Vorstand gerne mitarbeiten würden, mögen sich bei Nachbarvater Trein melden.

Der neu gewählte Vorstand hat durch Vorschlag an die Versammelten folgende Beschlüsse erbracht: Das 12. Tartlauer Treffen soll im Frühjahr 2004 wieder in Crailsheim - Ingersheim stattfinden. Der Mitgliederbeitrag wird ab 1. Januar 2003 auf 12 Euro festgelegt. Im seinem Schlusswort freute sich der alte und neue Nachbarvater Trein über die erfolgte Verjüngung des Vorstandes. Er erinnerte an den katastrophalen Bauzustand des Tartlauer Pfarrhauses. Auch die Bemühungen um eine Vermittlung einer deutsch-rumänischen Partnerschaft mit Tartlau auf kirchlicher und kommunaler Ebene wurden gleichfalls zur Sprache gebracht.

Die kulturellen Darbietungen der eigenen Blaskapelle aus Böblingen, dem gemischten Tartlauer Chor, der Tartlauer Männersinggruppe lockerten das Treffen auf angenehmste Art und Weise auflockerten. Die Tartlauer Band „Edelweiß“ sorgte für einen beschwingten und heiteren Abschluss, der sich bis in die frühen Morgenstunden hinauszog. Allen Beteiligten, die ihr Bestes zum Gelingen des Treffens gaben, sei es durch kulturelle Darbietungen, beim Schmücken, an der Kasse, auf der Bühne oder anderswo, sei von dieser Stelle nochmals gedankt.

Michael Trein


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 11 vom 15. Juli 2002, Seite 2 und 18)

Schlagwörter: HOG-Treffen, Tartlau

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