5. September 2014

Weißer Brunnen im Geister Wald bei Nußbach eingeweiht

Im Burzenländer Kalender 2013 – Monat September – ist das frühere Ausflugsziel im Geister Wald, 8 km von Nußbach entfernt, in Aquarell abgebildet und ausführlich dokumentiert worden. Der Text endet mit folgender Feststellung: „Der Parkplatz fiel dem Ausbau der Straße zum Opfer, und der Brunnen ist vom Straßenrand aus heute auch nicht mehr direkt erreichbar. Er ist verwittert und verwahrlost und die Inschrift kaum noch lesbar – eine Renovierung wäre dringend notwendig.“
Bei einem Treffen Mitte August 2013 sprachen Georg Teutsch, Schriftführer der HOG Nußbach, und sein Schulkamerad Eduard Gillich über den verfallenen, mit Wildwuchs umgebenen „Weißen Brunnen“. Edi, der übers Jahr hinweg längere Zeit in Nußbach verweilt, wandte sich mit diesem Anliegen an das dortige Bürgermeisteramt und nach kurzer Zeit starteten schon die ersten Renovierungsarbeiten.

Am Samstag, dem 2. August 2014, fand nun auf Einladung des Bürgermeisters von Nußbach, Nistor Boricean, die Wiedereinweihungsfeier des Weißen Brunnens statt. Der Einladung folgten Georg Teutsch und Emmi Schmidts seitens unserer HOG sowie die Kreisratsmitglieder Wolfgang Wittstock, auch Vorsitzender des deutschen Kreisforums Kronstadt, Adrian Maxim (PNL), der Kronstädter PNL-Abgeordnete Mihai Dontu, Pfarrer András Pál, Pfarrer Mihai Pascu, Kurator Georg Foof und viele Nußbacher. Die Feier eröffnete die Blasmusik Nußbach mit der Nationalhymne Rumäniens und dem Siebenbürgerlied.

Der "Weiße Brunnen" im Geister Wald nach der ...
Der "Weiße Brunnen" im Geister Wald nach der Wiedereinweihung.
Bürgermeister Nistor Boricean begrüßte alle Anwesenden und erinnerte daran, dass Eduard Gillich ihn im letzten Jahr auf den schlechten Zustand des Brunnens aufmerksam gemacht habe. Daraufhin ergriff er die Initiative und gab grünes Licht für die Sanierungsarbeiten, die größtenteils von der politischen Gemeinde getragen wurden. Da die Inschrift nicht mehr zu retten war, habe die HOG Nußbach das Anfertigen und Anbringen der neuen Marmortafeln mit dem Originaltext in deutscher Sprache „Als Zeichen der Anerkennung dem Förderer dieses Straßenbaues Herren Oberingenieur Carl Gärtner. Die dankbare Umgebung – 1867“ sowie dessen rumänische Übersetzung finanziert. Dafür sei er allen ausgewanderten Nußbachern sehr dankbar.

Schriftführer Georg Teutsch stellte in seiner Ansprache die HOG Nußbach vor und präsentierte wichtige Daten über den Kronstädter Straßenbauingenieur Carl Gärtner, die er der Kronstädter Zeitung (Ausgaben 1850-1868) entnommen hatte. Der junge Ingenieur wurde um 1850 mit dem Bau der serpentinenreichen Straße von Kronstadt zum Prahova-Tal, über den Predeal, beauftragt. Für seine Verdienste wurde er später (1859) vom Handelsministerium zum Oberingenieur ernannt und erhielt 1864 den Auftrag zum Bau einer Straße durch den Geister Wald bei Nußbach. Mit Südtiroler Fachkräften startete er dieses umfangreiche Projekt im Frühjahr 1865. Der Kronstädter Zeitung vom 16. Juni 1865 ist zu entnehmen, dass nach lang anhaltendem Regen die Ernte der vorwiegend bäuerlichen Einwohner Nußbachs im Herbst 1864 nicht zur gewohnten Reife kam. Im Frühjahr blieben wegen fehlender Saat die meisten Felder unbearbeitet. Vielen Nußbachern wurde aus der aussichtslosen Not geholfen, indem sie als Tagelöhner beim Bau der neuen Straße eingesetzt wurden. Sicher ein Verdienst von Oberingenieur Carl Gärtner, dem 1867 als Zeichen der Anerkennung diese Quelle ausgebaut und mit obiger Inschrift gewidmet wurde. Georg Teutsch bedankte sich bei allen Beteiligten für die Restaurierung und überreichte Bürgermeister Boricean ein Kupferbild mit dem neuen HOG-Wappen von Nußbach.

Der evangelische Pfarrer András Pál erinnerte an das biblische Brunnengleichnis mit dem Wasser als Glaubenssymbol für das ewige Leben. Danach vollzog der orthodoxe Pfarrer aus Nußbach, Mihai Pascu, die Einweihungshandlung des Brunnens.

Beim anschließenden geselligen Teil des Festes boten die Kinder- und Jugendtanzgruppen von Nußbach rumänische Volkstänze in der nahegelegenen Hütte, bekannt unter dem Namen „Cabana lui Bumbu“, und freuten sich über den verdienten Applaus. Bei guter Stimmung wurden rumänische und deutsche Volkslieder gesungen, die Günter Schmidts auf dem Akkordeon begleitete. Das gut besuchte und harmonische Fest fand in den späten Abendstunden ein Ende.

Emmi Schmidts

Schlagwörter: Nußbach, Brunnen, Einweihung

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