3. Juli 2015

22. Zeidner Treffen in Dinkelsbühl

Traditionell findet das große Zeidner Treffen zu Fronleichnam statt, nach 1956 und 1980 nun das dritte Mal in Dinkelsbühl. Dies schon vorweg: Wer sich ausführlicher über die Veranstaltung informieren möchte, kann das auf www.zeiden.de tun. Im Vordergrund dieser Berichterstattung sollen zwei Themen stehen, mit denen sich sicherlich auch andere Heimatortsgemeinschaften (HOGs) herumschlagen, und welche Antworten wir darauf gefunden haben. Natürlich wird der Überblick über die Veranstaltung nicht fehlen.
Wie konnten wir den Besucherrückgang beim HOG-Treffen (zumindest vorläufig) stoppen? Dreimal hintereinander (2006, 2009, 2012) fand das große Zeidner Treffen im thüringischen Friedrichroda statt. Einer der Gründe, warum einige HOGs – und eben Zeiden auch – schon vor fast zehn Jahren in den beschaulichen Kurort in den Osten der Republik zogen, waren die günstigen Preise. Zum ersten Mal kamen dann auch um die 850 Gäste, was die Organisatoren der Nachbarschaft bestätigte. Die Zahl ging allerdings kontinuierlich zurück, schließlich kamen vor drei Jahren um die 550 Gäste. Als immer wiederkehrende Kritikpunkte wurden die Entfernung und die Dauer (vier Tage) genannt. Nach drei Treffen und vielen intensiven Diskussionen einigte man sich schließlich auf Dinkelsbühl, um festzustellen, ob die Rechnung mit den Tagesgästen aufgeht. Und siehe da, es hat funktioniert.

Sowohl Freitag und dann vor allem samstags kamen zahlreiche Zeidner, die man zum Teil noch nie oder ganz selten auf solchen Treffen begegnete. Insgesamt sollen es um die 550 Gäste gewesen sein, womit der Abwärtstrend gestoppt werden konnte. Ebenfalls positiv hat sich zudem ausgewirkt, dass der Vorstand der Nachbarschaft aktiv dafür wirbt, Jahrgangstreffen zu veranstalten. Gerade diejenigen, so die Beobachtung, die sich jahrelang auf keiner Veranstaltung gezeigt haben, finden dann am ehesten bei ihren Jahrgangsfreunden Anschluss. Erfreulich war, dass vor allem die Generation der 50- bis 60-Jährigen, die man in Friedrichroda stark vermisste, jetzt gut vertreten war. Zumindest vorläufig konnte nun das Teilnehmerproblem gemindert werden. Denn wie zu erfahren war, musste eine Burzenländer Nachbargemeinde mangels ausreichender Anmeldungen zum ersten Mal ihr Treffen in Friedrichroda dieses Jahr absagen. Nach den jetzigen Erfahrungen ist davon auszugehen, dass das Treffen der Zeidner in drei Jahren wieder in Dinkelsbühl stattfindet oder zumindest im Süden der Republik, damit die Tagesgäste nicht ausbleiben.
Der erweiterte neugewählte Vorstand der Zeidner ...
Der erweiterte neugewählte Vorstand der Zeidner Nachbarschaft, vorne: Helmut Wenzel, Annette Königes, Rainer Lehni, Franziska Neudörfer, Kuno Kraus, Peter Kaufmes; hinten: Udo Buhn, Rüdiger Zell, Reinhold Mieskes, Volkmar Kraus, Helmuth Mieskes, Rüdiger Nierescher, Uwe Martini, Hermann Kassnel, Hans Königes, Renate Kaiser. Foto: Benno Schunn
Ein zweites Thema, das ebenfalls seit Jahren für Gesprächsstoff sorgt, ist die Pflege des Friedhofs. Auch hier gibt es nun einen Lösungsvorschlag, den der Zeidner Pfarrer Andreas Hartig mitgebracht hatte, und der helfen soll, die Gemüter zu beruhigen. Zunächst stellte er klar, dass man nicht Eigentümer, sondern nur Pächter eines Grabes sein kann. Es sei schon wiederholte Male vorgekommen, dass in Deutschland lebende Zeidner rumänischen oder ungarischen Freunden „ihr“ Grab nach deren Auflösung versprochen hätten. Eigentümer der Gräber bleibe immer die Kirche. Da es immer wieder zu Beschwerden kam, was die individuelle Grabpflege betraf, und in letzter Zeit häuften sich diese, hat das Presbyterium gemeinsam mit dem Pfarrer beschlossen, einen individuellen Grabpflegeservice anzubieten. Das bedeutet, dass die Kirche diese Pflege für einen Jahresbeitrag von 50 Euro pro Grab übernimmt, was unter anderem beinhaltet, dass das Grab zweimal jährlich mit Blumen bepflanzt wird. Der Friedhofsfond, der schon seit Jahren über die Nachbarschaft läuft, wurde deshalb eingerichtet, damit allgemeine Arbeiten im Friedhof verrichtet werden können, wie Unkraut jäten, Wege reinigen, die Mauer reparieren, aber auch die Gräber mit winterfesten Pflanzen ausstatten, so dass der Friedhof sauber und gepflegt aussieht. Wer also für den Fond spendet, bekommt keine individuelle Betreuung, sondern unterstützt die Kirche dabei, den Friedhof in einem guten Zustand zu erhalten.

Nun doch noch einige Sätze auch zum Treffen selbst: Die Rahmenbedingungen haben gestimmt, der große Schrannensaal war Mittelpunkt des Treffens, viel Lob erhielt auch das Kunstgewölbe im Spitalhof, wo die Ausstellungen stattfanden. Auch diesmal konnten Zeidner Künstler gewonnen werden, ihre Exponate zu zeigen, und die Ausstellung stieß auf großes Interesse. Anlässlich der Ausstellungseröffnung stellte Renate Kaiser Künstler und deren Werke vor. Der in München lebende Künstler und Architekt Horst Josef hatte einige seiner abstrakten Bilder mitgebracht. Melanie Lang arbeitet als Gold- und Schmuckdesignerin und ist seit Jahren mit ihren Arbeiten auch auf Messen und Ausstellungen vertreten. Ines Buhn hat damit Aufsehen erregt, dass sie die Spieler der deutschen Nationalmannschaft porträtierte. Die Zeidner Blaskapelle ließ auf einigen Stellwänden ihre 175-jährige Geschichte Revue passieren, und Altnachbarvater Udo Buhn hat die Buchstaben des Wortes „Zeiden“ mit Fotos aller Aktivitäten der Nachbarschaft zusammengesetzt.
Die Zeidner Blaskapelle ist noch immer ein Garant ...
Die Zeidner Blaskapelle ist noch immer ein Garant für ein gelungenes Treffen. Foto: Benno Schunn
Ein wichtiger Programmpunkt so eines Treffens ist der „Richttag“; so nennt man in Zeiden den Tag, an dem der Nachbarschaftsverantwortliche die Ergebnisse seiner Arbeit vorstellt, und auch der neue Nachbarvater gewählt wird. Gut 200 interessierte Zeidner hatten sich Samstagvormittag im großen Schrannensaal eingefunden, um die Bilanz von Nachbarvater Rainer Lehni in Augenschein zu nehmen. Auf die vielen Aktivitäten der Nachbarschaft soll hier nicht weiter eingegangen werden (siehe www.zeiden.de).

Im Rahmen des Richttags zeichnet der Nachbarvater verdiente Mitglieder aus. Diesmal waren es Theo Thut und Lorant Aescht für ihr langjähriges Engagement beim Skitreffen. Renate Kaiser erhielt die silberne Ehrennadel des HOG-Verbandes für ihre 25-jährige ehrenamtliche Tätigkeit.

Gewählt wurde schließlich auch: Der alte Vorstand wurde einstimmig wiedergewählt (siehe Foto), ausgeschieden ist Christine Greger, die in die USA umgezogen ist. Samstagnachmittag fand dann vor herrlicher Kulisse und bei schönstem Wetter der Gang durch den „Wunderkreis“ und das Platzkonzert der Blaskapelle vor der Schranne statt. Viele Gäste marschierten gutgelaunt durch den Wunderkreis und freuten sich am Ende des Weges auf ein schmackhaftes Kipfelchen, das eine siebenbürgische Konditorei in Dinkelsbühl buk.
Der Gang durch den Wunderkreis in Begleitung der ...
Der Gang durch den Wunderkreis in Begleitung der Blaskapelle gehört nach wie vor zu den Höhepunkten eines jeden Zeidner Treffens. Foto: Benno Schunn
Gutgelaunt waren die Zeidner schon von Beginn des Treffens an ab Donnerstagnachmittag und am Freitag. Es herrschte emsiges Treiben rund um die Schrannenhalle, überall Winken und Umarmen und Erzählen, Erzählen, Erzählen. Die Grußworte anlässlich der offiziellen Eröffnung am Freitagvormittag vom Zeidner Pfarrer Andreas Hartig, vom Vertreter des deutschen Ortsforums und Organisten Klaus Untch, von Kurator Peter Foof, vom Zeidner Bürgermeister Cătălin Muntean und Nachbarvater Rainer Lehni zeigten, dass es ein gemeinsames Bemühen aller gibt, an einer guten Zukunft des Heimatortes zu arbeiten. Der Bürgermeister, der seine Ansprache in Deutsch und Rumänisch hielt, zeigte eine Menge Bilder vom Stadtzentrum, das mittels EU-Gelder renoviert wird und im Herbst fertig sein soll. Aktuelles Projekt, für das er um Mithilfe warb, war die Entstehung eines „Museums der Traditionen“ im alten Rathaus (frühere Poliklinik). Auch im Zeidner Ortsgeschichtlichen Gesprächskreis (ZOG) am Freitagnachmittag ging es um die Geschichte Zeidens, diesmal die ganz aktuelle. Die beiden sehr engagierten Leiter Udo Buhn und Helmuth Mieskes hatten einiges Material zur Wende im Dezember 1989 und der Zeit unmittelbar danach vorbereitet und ließen Zeitzeugen zu Wort kommen. Die beiden ZOG-Verantwortlichen möchten zurecht eine Dokumentation dieser sehr wichtigen Zeit erstellen und werden nicht müde, für ihr Projekt zu werben.

Freitagabend fand der traditionelle „bunte Abend“ statt, gestaltet vor allem von der Zeidner Blasmusik unter der musikalischen Leitung von Werner Schullerus, die wieder einmal ihr Können unter Beweis stellte. Ebenfalls im Programm das Zeidner Gesangstrio mit Effi Kaufmes, Ditte Meyer und Annette Königes, Zeidens bester Mundartexperte Hans Wenzel, dann extra aus Zeiden angereist die deutsche Volkstanzgruppe, die mit viel Temperament den Saal aufmischte. Als Kontrapunkt zu all diesem Sächsischen trat die Tanzgruppe „Zunftreigen“ aus Dinkelsbühl auf - und das alles von Annette Königes moderiert, wie immer mit viel Enthusiasmus, Schlagfertigkeit und Humor. Den krönenden, feierlichen Abschluss bildete das gemeinsame Singen des Liedes „So ein Tag, so wunderschön wie heute“. Und alle, die mitgemacht hatten, wurden auf die Bühne gebeten.

Bestandteil eines jeden Treffens sind die Sportaktivitäten, Handball und Fußball. Die Handballer erfreuten sich einer großen Zuschauerkulisse. Am Samstagabend ging dann in der Schranne richtig die Post ab. „Amazonas Express“ sorgte für Stimmung, es wurde ausgelassen getanzt und gefeiert, bis um drei Uhr auch die letzten Tänzer gehen mussten.

Sonntagvormittag fand in der evangelischen St.-Pauls-Kirche der Gottesdienst mit Goldener Konfirmation statt. Organist Klaus Dieter Untch und Pfarrer Andreas Hartig liefen zu Hochform auf, der eine holte alles raus aus der „Königin der Instrumente“, einige sprachen nachher von Gänsehautgefühl, und der Pfarrer forderte in seiner Predigt eine Neuorientierung, Neubesinnung in der Gesellschaft. Einen zusätzlichen feierlichen Aspekt erhielt der Gottesdienst durch die Zeidner Tanzgruppe, die in Tracht zu Beginn und am Ende des Gottesdienstes Spalier stand.

Hans Königes

Schlagwörter: Treffen, Zeiden, Dinkelsbühl

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