30. Oktober 2015

20. Großscheuerner Treffen am Tag der Deutschen Einheit

Gleich Anlass zu doppelter Freude war der diesjährige Tag der Deutschen Einheit für viele Großscheuerner und ihre Freunde. Außer diesem geschichtsträchtigen Tag konnten sie nämlich auch ihr 20. Treffen feiern, zu dem ihre HOG eingeladen hatte. Zum elften Mal wurde dieses Treffen von der Nachbarschaft Ingolstadt der HOG Großscheuern organisiert und fand wieder in der Nibelungenhalle in Großmehring statt.
Im Foyer der Halle waren wieder große Schautafeln mit Trachten- und Familienfotos aufgestellt, die auch die Aktivitäten aus der neuen Heimat dokumentierten, wofür den Mitgliedern aus dem Vorstand gedankt werden muss. Auf den Tischen in der Halle lagen Handzettel mit dem Programmablauf, dem Ablauf des Gottesdienstes und ein Fragebogen aus. Die Bühne war festlich geschmückt.

Stefan Groß, langjähriger Vorstandsvorsitzender der Nachbarschaft Ingolstadt, konnte zum Festauftakt etwa 500 Teilnehmer aus vielen Teilen Deutschlands sowie einige Ehrengäste begrüßen. So waren der Einladung zum Treffen mit den Pfarrern i.R. Hermann Kraus und Günther Auner mit Ehefrauen sowie dem aus Siebenbürgen angereisten Pfarrer Klaus Martin Untch gleich drei Seelsorger, die in Großscheuern dienten oder dienen, gefolgt. Herzlich begrüßt wurden des Weiteren Dr. Reinhard Brandl, Mitglied im Deutschen Bundestag, Prof. Dr.-Ing. Stefan Rill und seine Schwester mit Ehemann, Manfred Binder, Vorsitzender der Kreisgruppe Ingolstadt der Siebenbürger Sachsen, Johann Grau d.Ä., Ehrenvorsitzender der HOG Großscheuern, Christian Fuss, erster Sprecher der HOG, alle mit Ehefrauen, sowie die Leiter der Tanz- und Singgruppe Waltraud und Michael Guist. Er gedachte auch der seit dem letzten Treffen verstorbenen Landsleute und derer, die krankheitshalber oder durch schwere Schicksalsschläge an der Teilnahme verhindert waren. Stefan Groß und Hans Martin Gräf, stellvertretender Vorsitzender der Kreisgruppe Ingolstadt, führten durch das volle Tagesprogramm, das traditionsgemäß mit einem Gottesdienst nach altbekannter Liturgie begann, gestaltet von den Pfarrern Hermann Kraus, Günther Auner und Klaus Martin Untch und musikalisch begleitet von der Großscheuerner Blas- musik unter der Leitung von Michael Fuss und Michael Grau.
Tanzgruppe, Blaskapelle und Gäste beim ...
Tanzgruppe, Blaskapelle und Gäste beim Großscheuerner Treffen in Großmehring. Foto: Regina Müller
Reinhard Brandl, MdB, sprach in seinem Grußwort seine Wertschätzung für die Leistungen der Siebenbürger Sachsen aus und lobte die Freude und Begeisterung, mit der sie Sitten und Brauchtum aus der alten Heimat weiterpflegen. Die aktive Teilnahme der Nachbarschaft Ingolstadt mit ihren Kulturgruppen am gesellschaftlich-kulturellen Leben in der neuen Heimat sei eine echte Bereicherung und er bat darum, das auch weiter so zu behalten. Stefan Groß dankte Brandl mit einem Exemplar des druckfrischen Großscheuerner Heimatbuches.

Es folgten der Aufmarsch der 25 Trachtenpaare und der Auftritt der Sing- und Tanzgruppe. Michael Guist dankte den Trachtenträgern, die in ihren Trachten dem Treffen einen festlichen Rahmen verliehen, sowie Edeltraut Grau und Anna Rita Guist, die die Tänze mit der Kinder- und Jugendtanzgruppe einstudiert hatten. Mit der Komposition von Michael Fuss „Seid uns gegrüßt“ eröffnete die Singgruppe die Vorführung. Es folgten die vierstimmigen Lieder „Seangtichklock“, „An hellen Tagen“ und „Meng Aldjernhais“, eine Schöpfung des Urweger Heimatdichters Thomas Buortmes. Die Kinder- und Jugendtanzgruppe tanzte den „Bulgarischen“, einen „Rheinländer“ und „Die Henne“, die Erwachsenentanzgruppe das „Deutsche Menuett“, den „Botscher“, „Schwedisch-Schottisch“ und „Hettlinger Bandrieter“. Gemeinsam tanzten sie zum Abschluss unter lebhaftem Beifall die „Reklich Med“. Nach dem Mittagessen folgten weitere Ansprachen. Christian Fuss dankte den Gästen, dass sie der Einladung so zahlreich gefolgt seien, und verwies auf einen etwas später folgenden Höhepunkt des Festes, nämlich die Vorstellung des lang erwarteten Heimatbuches. Pfarrer Untch schilderte in einer sehr bewegenden Ansprache die Situation in der alten Heimat und in Großscheuern. Nach den Jahren der Findung und Neuorientierung unmittelbar nach der massenhaften Auswanderung sei in vielen sächsischen Gemeinden eine Belebung des Gemeinschaftslebens festzustellen, die Mut mache. Er ermunterte die Großscheuerner Landsleute, diesen Beispielen nachzueifern. Die Grüße der Kreisgruppe Ingolstadt, die besten Wünsche zum guten Gelingen des Festes und für eine gedeihliche Zusammenarbeit überbrachte deren erster Vorsitzender Manfred Binder. Die Blasmusikkapelle spielte bis 18.00 Uhr zum Tanz auf. Zwischendurch wurde Kaffee getrunken und es wurden die Fragebogen ausgewertet. Die Fragen bezogen sich auf den Ausbau des Pfarrhauses in Großscheuern als Begegnungsstätte, die Zweitmitgliedschaft, die Renovierung des alten Altars und die dafür erforderliche Spendenbereitschaft. Außerdem wurde um Vorschläge für die Neuwahl des ersten Sprechers der HOG gebeten, da Christian Fuss aus beruflichen Gründen für eine Neuwahl nicht mehr zur Verfügung stand.

Die Landsleute, die ihre Fragebögen abgegeben haben, äußerten sich überwiegend positiv zu den gestellten Fragen. So konnte Pfarrer Untch die Heimreise mit 22 Anträgen auf Zweitmitgliedschaft antreten, auf die weitere folgen werden. Als Kandidat für den ersten Sprecher der HOG wurde mehrheitlich Hans Martin Gräf vorgeschlagen. Er wurde ohne Gegenstimme gewählt und dankte für das entgegengebrachte Vertrauen. Von den weiter vorgeschlagenen Personen erklärte Susanne Mai ihre Bereitschaft, Hans Martin Gräf in seiner Tätigkeit zu unterstützen, und Michael Guist übernahm die Aufgaben eines Kulturreferenten. Die zweiten Sprecher bleiben im Amt, sie werden nicht gewählt, es sind die amtierenden Vorstandsvorsitzenden der beiden Nachbarschaften.

Stefan Groß und Michael Guist stellten danach das lange erwartete Buch „Großscheuern – Heimatbuch einer siebenbürgischen Gemeinde bei Hermannstadt“ vor. Schon in den 1960er Jahren hatten die Lehrer Thomas Stock, Hans Rill, Johann Grau d.J. und d.Ä. und die Mundartdichterin Maria Gierlich-Gräf begonnen, Dokumente und Informationen zur Geschichte Großscheuerns zu sammeln und aufzuschreiben. Erst die Gründung einer Projektgruppe unter der Leitung des ersten Vorstands der Ingolstädter Nachbarschaft, Stefan Groß, und seines Bruders Lukas sollte zu zielstrebiger Weiterarbeit führen und die Fertigstellung des Buches zu diesem Treffen ermöglichen. Lukas Groß, bei dem bald alle Fäden zusammenliefen, wurde für seine aufopferungsvolle Arbeit als Schriftführer, Genealoge, Redakteur und für die Computeraufbereitung des Heimatbuches eine Ehrenurkunde überreicht. Groß dankte des Weiteren allen Referenten, Korrektoren und Einsendern von Fotos und überreichte den Frauen der anwesenden Referenten einen Blumenstrauß.

Für flotte Tanzrhythmen sorgte nach 18.00 Uhr das „Party-Trio“ unter der Leitung von Georg Zakel. In den Pausen luden Waltraud und Michael Guist zum Singen und zu Tanzspielen ein, wobei der anfangs kleine Kreis größer und größer wurde, bis er die ganze Tanzfläche erfasste. Schweren Herzens trennte man sich spät nach Mitternacht in der Gewissheit, einen erfüllten Tag erlebt zu haben. Allen Helferinnen und Helfern aus der Ingolstädter Nachbarschaft und ihrer Vereinsleitung sei für die Ausrichtung dieses gelungenen Treffens herzlich gedankt.

Michael Guist

Schlagwörter: HOG-Treffen, Großscheuern

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