8. Juli 2016

"Mir stommen uois Falmern"

Unter diesem Motto fand das 18. Treffen der HOG Felmern am 11. Juni in der Gaststätte „Heide Volm“ in Planegg bei München statt. Schon kurz nach acht Uhr am Samstag in der Früh waren die ersten Freiwilligen vor Ort und haben damit angefangen, den Saal zu schmücken, die Tische mit den rot-blauen Felmerer Bändern zu dekorieren, die Ausstellung mit Büchern, Postkarten, Bildern und Fotos ins richtige Licht zu rücken und den Altartisch für den Gottesdienst schön herzurichten.
Dabei hat sich Astrid Greff mit der schönen selbstgewirkten Tischdecke und dem von ihr arrangierten Blumengesteck wieder einmal selbst übertroffen. Neben dem Altartisch wurden die Felmerer Fahnen und das neue Felmerer Schild mit dem Viehbrandzeichen aufgestellt.

Als langsam die ersten Gäste eintrafen, wurden sie von Hilde und Astrid Greff, beide in Tracht, lächelnd in Empfang genommen. Einige der Gäste sind auch in Tracht gekommen und waren die einzigen, die mit dem Wetter zufrieden waren: nicht so heiß wie bei dem vorherigen Treffen und nicht so kalt wie heuer beim Trachtenumzug in Dinkelsbühl.

Natürlich gab es sofort Gesprächsstoff; es galt Verwandte, Freunde und Bekannte zu begrüßen und Neuigkeiten auszutauschen. Schön war auch, dass Gäste wieder dabei waren, die in den letzten Jahren nicht kommen konnten. Dafür hat man aber auch viele vermisst, die entweder nicht kommen konnten oder nicht mehr unter uns weilen.
Felmerer Trachtenträger beim Treffen in Planegg ...
Felmerer Trachtenträger beim Treffen in Planegg bei München. In der Mitte Pfarrer i.R. Bernddieter Schobel, der den Gottesdienst hielt.
Nach einer kurzen Begrüßung durch unsere HOG Vorstandsvorsitzende Ilse Welther konnte der Gottesdienst, abgehalten von Pfarrer i.R. Bernddieter Schobel, ehemaliger Pfarrer in Felmern, beginnen. Wie immer erklang zu Beginn das Läuten der Felmerer Kirchenglocken. Diesmal konnte man sie richtig gut über die Stereoanlage des Saals hören. Es ist immer wieder erstaunlich, wie gut und kraftvoll die Gemeinde die bekannten Kirchenlieder auch ohne Instrumentalbegleitung singen kann. Ein trauriger Höhepunkt des Gottesdienstes war das Vorlesen der Namen derjenigen Felmerer, die in den zwei Jahren seit dem letzten Treffen verstorben sind. Da die Felmerer Gemeinde im Vergleich zu anderen sächsischen Dörfern sowieso schon sehr klein ist, trifft uns der Verlust von 16 unserer Mitglieder besonders hart.

Im Anschluss legte Ilse Welther den Bericht über die Tätigkeiten des Vorstands dar. Sie hatte zum ersten Mal die Möglichkeit, die technische Ausstattung des Saals zu nutzen und eine Präsentation auf der Leinwand zu zeigen. Es wurden die laufenden und besonderen Aktivitäten aufgezeigt und ausführlich beschrieben: Teilnahme am Trachtenumzug in Dinkelsbühl, neues Schild mit dem Felmerer Viehbrandzeichen als Wappen darauf, Versenden von Geburtstagsglückwunschkarten an Jubilare ab dem 75. Lebensjahr, Erstellen und Versenden der Felmerer Nachrichten, welche heuer ihr zehnjähriges Jubiläum feiern, und die Dokumentation der Trachtenlandschaft Siebenbürgens. Zusätzlich wurde die Arbeit der „Asociația ­Renascendis“ beschrieben und gewürdigt. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von jungen Historikern, welche ihre Doktorarbeit über die siebenbürgischen Nachbarschaften schreiben. Sie haben sich im Felmerer Pfarrhaus niedergelassen und nutzen den Felmerer Kirchturm als Logo für ihre Gesellschaft. Sie kümmern sich um die Belange des Kirchenbauwerks vor Ort und bei den Ämtern in Scharosch und Kronstadt, damit das Kulturgut erhalten bleibt und auch im Umkreis von 200 Metern um die Kirche keine baulichen Veränderungen durchgeführt werden. In den nächsten Jahren möchten sie sich auch um den Friedhof kümmern.

Anschließend stellte Ilse Welther die Möglichkeiten des Genealogieprojekts beispielhaft anhand ihrer Familie dar. Alle staunten, wie quasi auf Knopfdruck ein Stammbaum entstehen kann. Nachdem Ende der 1950er Jahre die meisten Felmerer nach Fogarasch gezogen sind, fehlen die darauffolgenden Daten in den Kirchenbüchern. Ilse Welther bittet alle, sich bei ihr zu melden, damit die fehlenden Daten nachgereicht und eingearbeitet werden können.

Der Höhepunkt der Präsentation und ein besonderes Anliegen der HOG Vorstandsvorsitzenden war die Deportation der Felmerer in die ehemalige Sowjetunion. Die Vorarbeiten wurden ab den 1980er Jahren vom ehemaligen Vorstand der HOG und von Georg Ungar und Andreas Frank durchgeführt. Ilse Welther hat allen 90 Deportierten ein Gesicht gegeben und in einer ersten Fassung eine Fotogeschichte zusammengestellt, in welcher Foto, Name und bekannte Daten der jeweiligen Person aufgeführt wurden. Als die mit Musik untermalte Präsentation lief, lauschten alle andächtig. Viele staunten, als sie den ein oder anderen erkannten und sich an ihn erinnerten. Es war ein sehr ergreifender Moment und anschließend wurde angeregt diskutiert. Um die Präsentation so gut wie möglich zu vervollständigen, bittet Ilse Welther alle Anwesenden, Informationen über die einzelnen Personen aus ihrem Familien- und Bekanntenkreis zusammenzutragen.

Um die nachdenkliche und melancholische Stimmung nach diesem ernsten Thema aufzulockern, hat die Vorstandsvorsitzende die richtigen Worte gefunden: „Wir haben jetzt genug geweint, jetzt können wir auch lachen!“

Hilde und Michael Greff bedankten sich im Namen des Vorstands und der gesamten HOG bei Ilse Welther für ihre unermüdliche und engagierte Arbeit für die HOG und überreichten ihr einen Blumenstrauß.

Inzwischen war es Mittag geworden und alle konnten die leckeren Speisen genießen, sich mit Freunden und Bekannten an alte Zeiten erinnern sowie in der Ausstellung Altes und Neues entdecken.

Die Zeit ist sehr schnell verflogen und dann war auch unser Musikant schon da. Der „Flamingo-Misch“ hat uns alte und neue Lieder, langsame und schnelle Rhythmen aufgelegt, so dass wir alle das Tanzbein schwingen konnten.

Es war schön zu beobachten, wie ältere Herrschaften richtiggehend Hof gehalten haben, da alle anderen zu ihnen gekommen sind, um sie zu begrüßen und sich mit ihnen auszutauschen. Als der Abend dann langsam dem Ende zuging, haben Astrid und Michael Greff die schönen Gerberas aus dem Blumengesteck einzeln an die Damen verteilt. Diese Geste zauberte allen ein breites Lächeln ins Gesicht.

Zum Schluss konnte man feststellen, dass es wieder mal ein gelungener Tag geworden war. Wir bedanken uns für die vielen Spenden und bei jedem einzelnen, der vorbei gekommen ist. Wir würden uns freuen, wenn beim nächsten Mal noch mehr Leute dazukommen, denn in unserer kleinen Gemeinde zählt jeder einzelne, und wenn nicht genug von uns an diesen Treffen teilnehmen, würde es dazu führen, dass die Treffen der HOG Felmern sich dem Ende zuneigen.

Henriette Miehs

Schlagwörter: Felmern, Treffen

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