9. Oktober 2017

Restaurierte Orgel in Groß-Alisch eingeweiht

„Ein Wunder ist geschehen und nach nur zwei Jahren seit der Einweihung der renovierten Kirchenburg haben wir heute die restaurierte Schneider-Orgel in Groß-Alisch eingeweiht. Das ist ein starkes Zeichen der Hoffnung“, sagte Bischof Reinhart Guib in seiner Predigt im Rahmen eines Festgottesdienstes am 30. Juli dieses Jahres. Bischof Guib war es auch, der am 6. September 2015 gemeinsam mit Bezirksdechant und Ortspfarrer Hans-Bruno Fröhlich die restaurierte Kirche wiedereingeweiht hatte.
Die Orgel in Groß-Alisch ist eines der bedeutendsten und wertvollsten Zeugnisse der siebenbürgischen Orgelbautradition, dessen Erhalt der Kirchengemeinde, der HOG Groß-Alisch, dem Bezirkskonsistorium Schäßburg und dem Orgelausschuss des Landeskonsistoriums am Herzen liegt. Die Orgel, von Petrus Gottlieb Schneider und seinem Bruder Carl 1843 erbaut, ist ein technisches und künstlerisches Meisterwerk. Mit zwei Manualen, Pedal und 23 Registern ist sie für eine Dorfkirchenorgel sehr großzügig dimensioniert und stellt so manche städtische Kirchenorgel in den Schatten. Im Lauf der Jahre wurde sie auch umgebaut, was jedoch aus heutiger, denkmalpflegerischer Sicht die stilistische Einheit des Instruments antastete. Auch wurden 1917 die Prospektpfeifen der Orgel requiriert. Die jüngste Restaurierung 2017 konnte die meisten dieser Veränderungen rückgängig machen. Die Mitarbeiter der Honigberger Orgelwerkstatt COT unter Leitung von Arpad Magyar und Barbara Dutli (Schweiz) führten die Restaurierung des einzigartigen Instrumentes durch. So erlangte die Orgel fast ihren ursprünglichen Originalzustand zurück und ist somit ein repräsentatives Instrument für die frühe deutsche Orgelromantik. Stilistisch ist die Groß-Alischer Orgel eng verwandt mit der großen Buchholz-Orgel aus der Kronstädter Schwarzen Kirche. Als der Berliner Orgelbauer Carl August Buchholz dieses monumentale Werk 1836 begann, war der 19-jährige Carl Schneider sein Schüler und später ein bedeutender siebenbürgischer Orgelbauer, der dem Stil des Meisters verpflichtet blieb, sowohl was das Handwerk als auch, was das Klangkonzept anbelangt.
Die restaurierte Orgel in Groß-Alisch. Foto: ...
Die restaurierte Orgel in Groß-Alisch. Foto: Ingeborg Paul
Angesicht der Tatsache, dass leider viele siebenbürgische Orgeln dem Verfall preisgegeben sind, ist es eine große Freude, dass dieses besondere Kleinod der siebenbürgischen Orgellandschaft restauriert werden konnte. Dank dem Einsatz der HOG und der Gemeinde Groß-Alisch sowie dank der großzügigen Spende von Sara Renate Heiliger, eine Groß-Alischerin aus Mainz, erklingt die Groß-Alischer Orgel heute als eine klangschöne, farben- und nuancenreiche frühromantische Orgel, die durchaus verdient, über den Horizont ihres geografischen Standortes hinaus gehört zu werden.

Orgelbaumeister Ferdinand Stemmer (Schweiz) intonierte die Orgel und stellte sie im Anschluss an den Festgottesdienst ausführlich vor, wobei der Organist Prof. Erich Türk (Klausenburg) regelrecht „alle Register“ zog und ertönen ließ. Unglaublich kräftig klingt die Orgel, davon waren alle vier Organisten begeistert, die das Instrument im Rahmen der feierlichen Wiedereinweihung erklingen ließen. Zunächst der Schäßburger Stadtkantor und Organist in Groß-Alisch, Theo Halmen, der mit dem Schäßburger Kirchenchor angereist war, der mit „Lobsinget Gott dem Herrn“ den Gottesdienst einleitete. Dann Kantor Peter Kleinerth (Frauenstein/Deutschland) und schließlich Prof. Erich Türk und Prof. Ursula Philippi (Klausenburg), die zunächst allein und zum krönenden Abschluss ein vierhändiges Werk von Adolf Hesse zu Gehör brachten.

Das Interesse an der Wiedereinweihung der Orgel war groß. Über 100 Personen von nah und fern besuchten den Festgottesdienst und das anschließende Konzert. Besonderen Zuspruch fand dieses „Wunder“ seitens des Bürgermeisters Nicolae Mosora und des orthodoxen Geistlichen Nicolae David. Zusammen mit ihnen kamen zahlreiche rumänische Bürger. Die deutsche Abteilung des rumänischen Fernsehens hielt das Ereignis in einem Film fest, den sie in der folgenden Woche in der Sendung „Akzente“ ausstrahlte. Beatrice Ungar von der Hermannstädter Zeitung berichtete über das gelungene Werk und die tadellose Organisation des Festes.

Mit einem Empfang der Besucher im Gästehaus endete ein Tag, der sicher in die Geschichte der Alischer Orgel eingehen wird.

Wilhelm Paul

Schlagwörter: Groß-Alisch, Orgel, Einweihung

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