4. April 2018

HOG Rode trauert um Michael Bürger

Am 18. Februar ereilte uns die Nachricht, dass Michael Bürger unerwartet vor einer Operation im Krankenhaus verstorben sei. Sein Herz hatte einfach aufgehört zu schlagen. Wir trauern mit der Familie um einen lieben Menschen, dem wir als Heimatortsgemeinschaft unendlich viel zu verdanken haben.
Michael Bürger wurde am 25. Oktober 1933 in Rode als erstes Kind der Eheleute Katharina und Michael Bürger geboren. Nach einer anfangs unbeschwerten Kindheit bekam er den Ernst des Lebens bereits mit elf Jahren zu spüren. Im September 1944 musste er in den Kriegswirren zusammen mit vielen anderen Dorfbewohnern seine Heimat verlassen, um nach wochenlanger Flucht unter lebensbedrohlichen Umständen in Österreich eine neue Bleibe zu finden. Hier konnte er weiter die Schule besuchen und durfte aufgrund seiner besonderen Kenntnisse sogar in die nächsthöhere Klasse vorrücken. Nach Ende des Krieges kehrte er im Herbst 1945 mit seiner Mutter und seinem jüngeren Bruder Martin nach Rode zurück, wo sie darauf hofften, den Vater vorzufinden. Dieser war im Januar 1945 mit vielen anderen Sachsen in die Ukraine deportiert worden, obwohl er als Müller vom Kriegsdienst freigestellt war. So lebte die kleine Familie unter ärmlichen Verhältnissen, da aufgrund der anschließenden Enteignung sogar das Allernötigste zum Leben fehlte.
Michael Bürger (1933-2018) ...
Michael Bürger (1933-2018)
Michael beendete die Volksschule in Rode und konnte anschließend eine Lehre als Chemie-Facharbeiter in den „Chemischen Werken“ in Târnăveni machen. Damit gab er sich jedoch nicht zufrieden, sondern verfolgte weiterhin seinen Traum zu studieren. So absolvierte er über Fernstudium und Abendschule den Gymnasialabschluss und die Hochschulreife in der Fachrichtung Technik in Klausenburg, um anschließend in Bukarest Germanistik zu studieren. Nach erfolgreichem Abschluss seines Studiums 1959 arbeitete er jahrelang als Verlagslektor bei Kriterion in Bukarest sowie in seiner Freizeit als Dolmetscher, Übersetzer, Textgestalter und Rezensent, bis er 1977 in die Bundesrepublik Deutschland ausreiste. Hier arbeitete Michael Bürger als Korrektor für verschiedene Verlage in Düsseldorf und veröffentlichte Buchrezensionen in Bonn und München.

Michael Bürger hatte seine ganz eigene Sicht auf die Welt, die er sich trotz seines bewegten Lebens stets bewahren konnte. Materielle Statussymbole waren ihm gleichgültig. Bis zuletzt betrachtete er das tägliche Lesen der Zeitung als sein Heiligtum und zeigte großes Interesse für die Welt, in der er lebte. Er war ein wandelndes Geschichtsbuch und Lexikon, wofür man nur größte Bewunderung haben konnte. Nach seinem Eintritt in den Ruhestand konnte ihn der Vorstand der HOG Rode für das Schreiben und Gestalten eines Heimatbuches über seinen Geburtsort gewinnen. So erschien 2006 nach jahrelangem Recherchieren und Sammeln von Material das Buch „Rode im Kokelland“ ­unter seiner Federführung und Herausgeberschaft. Die HOG Rode ist Michael Bürger für dieses einmalige Werk unsäglich dankbar und hat ihn hierfür 2010 zum Ehrenmitglied ernannt.

Die letzten Monate verbrachte er gemeinsam mit seiner langjährigen Lebensgefährtin Anni Bretz in einem Pflegeheim, wo beide nach ihrer Krankheit wieder etwas zu Kräften kamen und sich gut aufgehoben fühlten.

Wir sind stolz, dass Michael Bürger trotz seiner großen beruflichen Leistung einer von uns geblieben ist. Die Roder werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.

Ilse Bell

Schlagwörter: Rode, HOG, Nachruf

Bewerten:

11 Bewertungen: o

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.