21. August 2018

Absolventen des Lehrer­seminars in Schäßburg bei 65. Maturatreffen

Absolventen der Deutschen Pädagogischen Schule aus Schäßburg trafen sich 65 Jahre nach der Matura. „Ich habe den Eindruck, es sei gestern gewesen“, hat Irmgard Meyenberg, geborene Eitel, aus der Schweiz geschrieben, und doch ist für jede und jeden von uns in den 65 Jahren seit der Matura ungemein viel geschehen.
Obwohl wir, die Absolventen von 1953, Klassen A und B, uns in den letzten Jahren fast jährlich getroffen haben, hatten wir bei unserem dreitägigen Treffen vom 13. bis 15. Juli im „Heiligenhof“ in Bad Kissingen sehr viel zu berichten und zu erzählen. Die „Klassenstunde“ stand deshalb im Mittelpunkt des Geschehens. Die anwesenden 19 ehemaligen Schüler haben auch über die 37 aus gesundheitlichen Gründen Abwesenden berichtet. Es fiel auf, dass die Verbindungen zwischen uns auch 65 Jahre nach der Schule noch recht rege sind. Groß war deshalb die Wiedersehensfreude im fränkischen Bad Kissingen.

Ein bunter Reigen besinnlicher und unterhaltsamer Beiträge ließ unser Treffen zum Erlebnis werden: Hans Albrich hielt zwei schöne Morgenandachten, die Gertrud Sturm, geborene Müller, am Klavier mit stimmungsvollen Potpourris umrahmte. Hans gedachte unserer 34 verstorbenen Kolleginnen und Kollegen. Jutta Caplat, geborene Kolck, las einen beeindrucken- den Nachruf auf die jüngst verstorbene Kollegin Emma Ursu-Palade, geborene Fernengel, der im Agnethler Blatt erschienen ist. Emmchen, wie wir sie nannten, hatte mehrere unserer Treffen der letzten Jahre organisiert und durch Korrespondenz und Telefonate unser Zusammengehörigkeitsgefühl aufrechterhalten.
65. Maturatreffen der ehemaligen Schüler des ...
65. Maturatreffen der ehemaligen Schüler des Lehrerseminars in Schäßburg. Foto: Aurel Ursu-Palade
Wir schlenderten durch Bad Kissingen und erlebten einen fundierten Vortrag über Geschichte und Merkwürdigkeiten der Stadt von Gustav Binder, der uns als Studienleiter des „Heiligenhof“ betreute. Wir hörten im Kurgarten ein Konzert der Blasmusikkapelle von Erlendorf.

Rosel Potoradi, geborene Scheiner, und Aurel Ursu-Palade zeigten Filme über Schäßburg, Hermannstadt und eines unserer früheren Klassentreffen. In ihrem Essay „Erinnerungen an Parzival“ setzte sich Helga Klein, geborene Faltin, mit der literarischen Bildung auseinander. Gertrud Mildt, geborene Andree, trug aus Inge Rethers „Spaziergang durch Schäßburg“ Verse vor, die die Autorin anlässlich unseres 45. Klassentreffens geschrieben hatte.

Rosel Potoradi stellte das Buch „E Liedchen hälft ängden – Alte und neue Lieder aus Siebenbürgen“ vor, das Angelika Meltzer und Rosemarie Chrestels 2017 im Verlag Haus der Heimat Nürnberg herausgebracht haben. Spontan sangen wir einige Lieder daraus. Rosel hat für unser Treffen das Lied „Im Saal sind nur fröhliche Leut“ auf eine bekannte Melodie getextet, das wir mit Begeisterung gesungen haben. Zwischendurch haben wir überhaupt viel gesungen, teils aus von Rosel mitgebrachten Partituren, teils aus Liederbüchern, die das Haus bereitgestellt hatte. Ein weiterer willkommener Beitrag von Rosel Potoradi war das Referat über „Drei Generationen Bretz“, in dem sie das segensreiche Wirken des langjährigen Marktschelkener Rektors Heinrich Bretz beleuchtete, der den Chorgesang in Siebenbürgen gefördert und viele Lieder geschrieben hat, die heute zum Teil zu Volksliedern geworden sind. Sein Sohn Heinrich Emil Bretz setzte als Lehrer und Chordirigent in Schellenberg das Werk des Vaters fort. Er setzte viele Lieder für drei- und vierstimmigen Chor. Dessen Tochter Gerda Bretz-Schwarzenbacher war Dozentin im Fachbereich Germanistik an der Klausenburger Universität. Sie war aber auch Expertin für siebenbürgische Trachten. In ihrem Buch „Festtracht der Siebenbürgischen Sachsen“, das sie gemeinsam mit Ortrun Scola und Annemarie Schiel herausgegeben hat, setzt sie sich ein für die unverfälschte Fortführung der Trachtentradition.

Ein Gebet für Alte und Kranke von Teresa von Ávila trug unser Mitschüler Karl Ungar vor, das Duo Hans Kraus und Otto Heinz Leonhardt spielte klassische Kompositionen. Jutta Caplat hatte ihr Poesiealbum aus unserer Schulzeit mitgebracht, in dem sich fast alle Anwesenden verewigt hatten. Sie las unsere Einträge vor. Einerseits lösten sie allgemeine Heiterkeit aus, andererseits staunten wir über die geistige Reife, die wir damals schon unter Beweis gestellt haben.

Lebhafte Diskussion und allgemeines Interesse löste das Referat „Wasser, unser Lebenselixier“ von Edda Bazant, geborene Bock, aus, zumal unsere Kollegin die therapeutische Bedeutung des Wassers für ältere Menschen besonders herausstrich. Der 85. Geburtstag unseres Kollegen Hans Klein fiel gerade in die Zeit des Treffens; wir haben ihn zünftig gefeiert. Viel Gesang und Instrumentalmusik brachten wir ihm als Ständchen. Auf seinen Wunsch trugen die Gratulanten ihre Glückwünsche in der Sprache (Dialekt) ihrer/seiner Mutter vor. Eine Einlage mit Unterhaltungswert. Es war nicht selbstverständlich, dass 19 weit über 80-Jährige, sechs mit Partnern, den weiten Weg nach Bad Kissingen auf sich genommen haben. Wir taten es, um uns mit Kolleginnen und Kollegen zu treffen, mit denen uns das Schicksal vor fast siebzig Jahren zusammengeschweißt hat. Ich danke allen Beteiligten für den Mut, trotz einiger Wehwehchen zum Treffen gekommen zu sein. Ganz besonders danke ich denen, die wertvolle Beiträge zum gelungenen Beisammensein beigesteuert haben. Im nächsten Jahr wollen wir uns wieder treffen. Und wieder werden es drei Tage sein!

Samuel Beer

Schlagwörter: Schäßburg, Pädagogik, Treffen, Lehrer, Bad kissingen, Heiligenhof

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