29. Juli 2003

Sächsische Gemeinschaft heute

Die Zeidner Nachbarschaft beging ihr 50-jähriges Jubiläum kürzlich in Ludwigsburg (diese Zeitung berichtete), und ebendort feierte der Jahrgang 1939 goldene Konfirmation. Am Rande der Veranstaltung untersucht Kurt Schoppel die derzeitige Lage der in der Diaspora lebenden siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft.
Es ist kaum zu glauben und dennoch wahr: Der Jahrgang 1939 wurde in einer Zeit geboren, die Europa und die ganze Welt verändert hat, in dem Jahr, in dem der Zweite Weltkrieg ausbrach und den Anfang vom Ende unserer siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft einläutete. Die vielen Kriegsopfer, die Deportation nach Russland, die totale Enteignung, die beginnende Familienzusammenführung zu den außerhalb Siebenbürgens lebenden Eltern und Geschwistern, das zu lange anhaltende kommunistische System haben zur Auswanderung und einem großen kulturellen und materiellen Verlust für uns Siebenbürger geführt.

Der Aussichtslosigkeit ist mittlerweile einer positiven Denk- und Handlungsweise gewichen, und heute im Jahre 2003 richtet die Gemeinschaft der Siebenbürger ihren Blick nach vorne. Wir sind wieder im Begriff uns auf Werte zu besinnen, die über Jahrhunderte das Überleben weit weg vom Mutterlande ermöglicht haben: Gemeinschaftssinn, Zusammenhalt und Fleiß. Es ist wieder möglich die Gemeinschaft über die Grenzen hinaus zu erhalten und sich ohne große Probleme wiederzusehen, so oft man will. Die Gemeinschaft hat wieder zu sich gefunden und ist gestärkt wie nie zu vor seit Kriegsende 1944 in Rumänien.

Die Zeidner können mit Stolz sagen, dass sie ihre Gemeinschaft erhalten haben: in Zeiden und hier in der neuen Heimat. Die Goldene Konfirmation fand im Rahmen der großen Zeidner Jubiläumsfeier am 22. Juni 2003 in Ludwigsburg statt. Die Gemeinschaft lebt im wahrsten Sinne des Wortes und dieses bedarf einer kleinen Erläuterung: Die Zeidner Nachbarschaft wurde 1953 in Stuttgart gegründet und hat jedes dritte Jahr große Treffen in vielen Städten Deutschlands, Österreichs und 1997 in Zeiden abgehalten. Wie in dieser Zeitung berichtet, war bei der Jubiläumsfeier in Ludwigsburg eine starke, grenzüberschreitende Vertretung aus Zeiden zugegen.

Es ist ein gutes Gefühl, wenn man mitten in der Gemeinschaft ist und die Gemeinschaft zu seinen Mitgliedern steht. Die Gemeinschaft besteht nur dann, wenn man sich zu ihr bekennt und sie aufsucht. Die junge Generation ist nun gefordert, den Zusammenhalt weiter zu pflegen. So kann die Tradition weiter leben. 2004 richtet die Kirchengemeinde die Zeidner Kulturtage aus, ein Begegnungsfest in Zeiden, an dem wir allesamt teilnehmen sollten.

Das 50-jährige Jubiläum und die Goldene Konfirmation sind große Ereignisse für unsere Zeidner Nachbarschaft und ein Beweis für die Fortführung dieser Tradition durch den neu gewählten Vorsitzenden, unseren unermüdlichen Udo Buhn. Ihm und seinem Team wünschen wir viel Erfolg und versichern, die Nachbarschaft immer tatkräftig zu unterstützen. Volkmar Kraus und Gattin sowie dem gesamten alten Vorstand danken wir für die vielen Jahre unermüdlicher Arbeit. Dank gilt für die Gestaltung der Feier dem Zeidner Kirchenchor, der Blaskapelle und dem Gitarrenkränzchen. Dank sagen wir auch jenen, die unsere Geschichte durch Bücher und andere Zeugnisse dokumentieren. Nicht zuletzt danken wir allen, die der Gemeinschaft treu zur Seite stehen, ihr durch Anwesenheit Sinn geben und sie mit Leben erfüllen.

Wir wünschen allen Lesern, an der Zeidner Nachbarschaft Beispiel zu nehmen. Dann haben die siebenbürgisch-sächsische Tradition und Lebensweise gute Aussichten zu überdauern. Einigkeit macht stark, deshalb müssen wir auch der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen die Treue halten. Sie ist unser Dach, das uns Schutz gibt.

Kurt Schoppel


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 12 vom 31. Juli 2003, Seite 19)

Schlagwörter: Zeiden

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