27. Juli 2022

Zeidner feierten ihr 24. Treffen in Dinkelsbühl

Wie viele andere Heimatortsgemeinschaften (HOG) diskutierten auch die Zeidner in den beiden vergangenen Jahren intensiv darüber, wie es wohl – angesichts der Pandemie – mit dem 24. Nachbarschaftstreffen aussieht, das aus dem vorigen Jahr auf den 17. bis 19. Juni 2022 in Dinkelsbühl verschoben wurde. Dies sei vorab gesagt: Es hat alles reibungslos funktioniert. Rechnet man die Tagesgäste hinzu, waren es um die 350 Besucher, womit sich der Vorstand der Nachbarschaft sehr zufrieden zeigte.
Der Vorstand der Zeidner Nachbarschaft nach den ...
Der Vorstand der Zeidner Nachbarschaft nach den Wahlen in Dinkelsbühl Foto: Zeidner Bildarchiv
Das diesjährige Treffen wurde um einen Tag gekürzt, der Fronleichnamstag als Anreisetag gestrichen. So startete man am Freitagvormittag mit einer kurzen Eröffnungsfeier, wobei der Oberbürgermeister von Dinkelsbühl, Dr. Christoph Hammer, seiner Freude Ausdruck darüber verlieh, dass unsere Rednerliste mit nur etwa einer Handvoll Sprechern im Gegensatz zur Eröffnung des Heimattages am Pfingstwochenende mit elf übersichtlich war.

Groß war die Freude, dass aus Zeiden neben dem Organisten Klaus Dieter Untch auch der neue Kurator Christian Popa mit Gattin zum Treffen angereist war. In seiner kurzen Rede lobte Popa die Aufbruchstimmung im neu gewählten Presbyterium der Zeidner evangelischen Kirche, in dem nun ein Generationswechsel stattgefunden hat. Er hofft, dass die Kirchenrenovierung bis Ende 2022 abgeschlossen sein wird. Der Turm erstrahlt schon in neuem Glanz, das Dach wurde neu gedeckt, Sanitäranlagen sind in Arbeit, und nun geht es mit Innenarbeiten weiter. Der Kurator bedankte sich auch für das große Engagement der Nachbarschaft und für die gute Zusammenarbeit mit den Nachbarn aus der Ferne. Um die musikalische Umrahmung der Eröffnungsfeier kümmerten sich Heinz Mieskes (Akkordeon) und Peter Roth (Tenorhorn).

Am frühen Nachmittag wurde die Kunstausstellung im Kunstgewölbe des Spitalhofes eröffnet. Die Zeidner Künstlerin Ute Mieskes hatte das Thema „Heimaten“ in Bildern und Texten vorgeschlagen. Die Ausstellung bildete eine gelungene Mischung aus aktuellen Bildern, aber auch solchen von bekannten Zeidner Malern wie Aurel Bordenache, Eduard Morres, Hans Mieskes und Peter Buhn, der einige Jahre den Burzenländer Kalender gestaltete. Horst Josef, Architekt in Rente, der schon vor vier Jahren ausgestellt hatte, liebt die Moderne, aber auch den Widerspruch und setzte sich ebenfalls in Wort und Bild zum Teil kritisch mit dem Thema auseinander. Agathe Roth brachte das Bild „Angekommen“ mit, das sich in ihrer Zeichnung auf Papier mit Bleistift und Lumocolor in geometrischen Formen mit den Wirren und Herausforderungen des Ankommens in neuer Umgebung widmet. Ein Neben- und doch so wichtiger emotionaler Schauplatz ist die musikalische Heimat, und dazu hatte die Blaskapelle und deren Vertreter Peter Roth eine Collage zusammengestellt, um aufzuzeigen, wo die Musiker ihre musikalischen Heimaten gefunden haben, nachdem sie ihre Ursprungsheimat Zeiden verlassen hatten. Schließlich gab es in der Ausstellung noch einen absoluten „Hingucker“. Theo Kloos arbeitet fast aus- schließlich mit Totholz – vor allem mit Eiche. Um diese Naturschönheiten ins rechte Licht zu rücken, verwendet er gerne indirekte LED-Lichtquellen. Eines der Holzstücke, eine Wurzel aus dem Zeidner Waldbad, hat Kloos so bearbeitet, dass es der Wurzel im Zeidner Wappen ähnlich sieht, und eine Goldkrone (ebenfalls Teil des Wappens) – leicht beschädigt – draufgesetzt, um eben die weniger glatte Entwicklung unserer Gemeinschaft in der Neuzeit aufzuzeigen. Etwas von Verfall schwingt mit.

25 Jahre Zeidner Ortsgeschichtliche Gesprächskreis

Am Freitagnachmittag feierte der Zeidner Ortsgeschichtliche Gesprächskreises (ZOG) sein 25-jähriges Jubiläum. Eine Bilanz der mittlerweile vier Arbeitscamps in Zeiden zog Altnachbarvater Udo Buhn. Ein Arbeitseinsatz ist auch in diesem Sommer, am 8. und 9. August, geplant. Und natürlich durfte das Thema Heimat auch im ZOG nicht fehlen. In einer von Hans Königes moderierten Podiumsdiskussion berichteten Vertreter und Vertreterinnen aus vier Generationen, was sie mit diesem Begriff verbinden und wie sie seine Aussichten sehen. Auf die Diskussion stimmte uns ein Text von Georg Aescht ein: „Mit der Heimat wird man nie fertig“. Der ZOG gibt sich mittlerweile nicht nur mit historischen Themen zufrieden. Carmen Kraus sorgte vor einigen Jahren für frischen Wind und gibt nun unter der Rubrik „Zeidner Merkwürdigkeiten“ literarische Texte mit Zeidner Bezug heraus. So präsentierte sie mit Sohn Thomas die Erinnerungen des Offenbacher Feintäschners Friedrich Müller, die unter dem Titel „Mein Zeidner Jahrzehnt“ jetzt erschienen sind und die in Dinkelsbühl auf lebhaftes Interesse stießen.

Dass der ZOG auch innovativ sein kann, zeigte der Vortrag von Ralf Kahler, seines Zeichens Informatiker im „aktiven“ Rentenalter. Er digitalisierte das Zeidner Wörterbuch, das über 11000 Begriffe aus dem Zeidnerischen umfasst, und entwickelte eine App. Der Zeidner Informatiker baute zum klassischen Wörterbuch noch eine Funktion ein, in der die Wörter gesprochen und auch Beispielsätze aufgesagt werden. Sein Vorhaben ist allerdings noch nicht abgeschlossen, er arbeitet daran mit Hochdruck.

Der Freitagabend gehörte der Zeidner Blaskapelle. Sie stellte eine sehens- und vor allem hörenswerte Show zusammen, sie feierte nämlich ihr 30-jähiges Jubiläum seit der Neugründung in Deutschland im Frühjahr 1992. Ein Zusammenschnitt aus Videos und Bildern ließ diese produktiven und erfolgreichen Jahre Revue passieren. Unter der Leitung von Reinhard Göbbel hat die Kapelle in den letzten Jahren nochmals einen richtigen Motivationsschub erhalten.

Premiere: Auftritt der Zeidner Tanzgruppe

Eine besondere Premiere bildete der Auftritt der Zeidner Tanzgruppe. Christine Greger, geborene Göltsch, erfahrene Tänzerin in siebenbürgischen Tanzgruppen, ließ sich nicht beirren, suchte viel, telefonierte unermüdlich und fand schließlich sechs Paare, mit denen sie im Vorfeld einige Tänze erprobte und nun zur Aufführung brachte. Selbst der achtjähre Sohn Florian mit Tänzerin Luna Wenzel (zehn Jahre alt, Mama Ines stellt am Heimattag beim Trachtenumzug die aufmarschierenden Gruppen vor) konnten sehr gut mithalten.

Richttag mit Neuwahlen

Beim Richttag am Samstagvormittag zog Nachbarvater Rainer Lehni eine positive Bilanz der vierjährigen Amtszeit mit zahlreichen Aktivitäten. Die Ergänzung zum Rechenschaftsbericht lieferte Kassenwart Reinhold Mieskes, der eine makellose Bilanz präsentierte und sich ausdrücklich bei den Zeidnern – auch für ihr pekuniäres Engagement – bedankte. Altnachbarvater Udo Buhn leitete souverän und mit einer guten Portion Humor die Wahlen. Nachbarvater Rainer Lehni wurde einstimmig wiedergewählt. Als Stellvertreter wurden Helmut Wenzel und Kuno Kraus bestätigt.

Und auch der Samstagnachmittag war keine Überraschung: Bei schönstem Wetter und zu den Klängen der Blasmusik marschierten – und das ist die schöne Nachricht – so viele Teilnehmer des Treffens wie selten zuvor im „Wunderkreis“ vor der Schranne. Die von Ines und Helmut Wenzel bei ihrem Bäcker in Heilbronn besorgten 120 Kipfel als Belohnung beim Ausgang aus dem Wunderkreis reichten dieses Jahr nicht.

Der Gottesdienst mit dem extra aus Linz angereisten ehemaligen Zeidner Pfarrer Andreas Hartig und Klaus Dieter Untch an der Orgel bildete den würdigen Abschluss eines – wie viele Besucher es bestätigten – außergewöhnlichen, gelungenen Wochenendes.

Übrigens, der Vollständigkeit halber: Am Samstagabend wurde auch noch getanzt, diesmal zu den Klängen der Band „Partystürmer“, die es immer wieder schaffte, die Gäste von den Stühlen zu bewegen. Die Stimmung blieb bis zum Schluss fröhlich und ausgelassen. Ein Höhepunkt war das in Zeidnerisch gesungene Lied von Bandleader Wolfgang Ehrlich als Hommage an Zeiden und das Burzenland.

Zum Schluss gilt es all denen zu danken, die im Hintergrund dafür sorgten, dass das Treffen reibungslos abläuft, und sich um verschiedene Aufgaben kümmerten, wie Rüdiger mit Tochter Hannah Zell um den Bücherverkauf, Reinhold Mieskes mit Gattin Astrid um den Mäschchenverkauf und die finanzielle Abwicklung des Treffens, Kuno Kraus um die Technik, Helmut Wenzel um den Wunderkreis, Udo Buhn und Helmuth Mieskes um den ZOG, Christine Greger um die Tanzgruppe, aber vor allem Rainer Lehni, bei dem alle Fäden zusammenliefen.

Hans Königes

Schlagwörter: Zeiden, HOG-Treffen, Dinkelsbühl

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