14. Oktober 2022

Schäßburger trafen sich in Dinkelsbühl

Die Corona-Pandemie hat es geschafft, den dreijährigen Rhythmus der Schäßburger Treffen zu durchbrechen. So traf man sich diesmal erst nach vier Jahren wieder. Vom 9. bis 11. September 2022 gab es endlich ein frohes Wiedersehen in Dinkelsbühl. Für die HOG stand vor allem die überfällige Mitgliederversammlung mit der Wahl eines neuen Vorstands auf dem Programm.
Leider setzte sich der Trend der letzten Jahre zu abnehmenden Teilnehmerzahlen unvermindert fort. Knapp 70 Personen reisten zum Treffen an. Die ausgeprägte Zurückhaltung der jüngeren Generationen und ihr fehlendes Interesse an der ehrenamtlichen Vereinsarbeit macht sich immer stärker bemerkbar und wird zur existenziellen Frage für die HOG und ihr soziales Engagement für die Bedürftigen in der Heimatstadt.

Da der traditionelle Treffpunkt der Schäßburger in Dinkelsbühl, die Brauereigaststätte „Zum Wilden Mann“, nur noch über eine begrenzte Aufnahmefähigkeit verfügt, mussten die Teilnehmer am Freitag nach ihrer Ankunft in Gruppen auf andere Lokale ausweichen. Am Samstagvormittag begann mit der Mitgliederversammlung im Kleinen Schrannensaal der offizielle Teil der Veranstaltung. In ihrem Grußwort hob die Vorstandsvorsitzende, Erika Schneider, ihre Freude über die Anwesenheit der aus Schäßburg angereisten Vertreter der evangelischen Kirchengemeinde und des Presbyteriums, Dietlinde Cravciuc, Melitta Demuth, Annemarie Iclozan und Dieter Zikeli, hervor. Nach der Verlesung des Rechenschaftsberichtes durch Lars Fabritius und des Kassenberichtes durch Harald Gitschner gab Helga Müller in Vertretung für den aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesenden Dieter Wagner einen Überblick über die seit 2018 in unverminderter Höhe nach Schäßburg überwiesene humanitäre Hilfe. Die große Hoffnung, bei der Wahl eine Verjüngung und Entlastung des Vorstandes zu erreichen, erfüllte sich nicht. Da Bewerbungen zur Übernahme von Vorstandsämtern weitgehend ausblieben, entschloss sich der amtierende geschäftsführende Vorstand – Erika Schneider, Lars Fabritius, Harald Gitschner – zu einer erneuten Kandidatur. Von den wenigen Veränderungen im Gesamtvorstand soll hier nur erwähnt werden, dass Günter Czernetzky für die wegen anderer Aufgaben zurückgetretenen Angelika Meltzer und Melita Tuschinski neu in den Vorstand einzieht und dass Dieter Wagner nach 29-jähriger aktiver Tätigkeit für den Verein in den Ältestenrat rückt. Nach Abschluss der Wahl übermittelte Dietlinde Cravciuc die Grüße der Schäßburger Kirchengemeinde an die Versammelten und bedankte sich für die materielle Unterstützung, mit der die HOG vielen bedürftigen Familien geholfen hat. In seinem Grußwort sprach Roland Zebli der HOG den Dank für die gute Arbeit aus und forderte den Vorstand angesichts der misslungenen Verjüngung auf: „Ihr müsst weitermachen!“
Ehrengäste und Vorstand der HOG Schäßburg auf dem ...
Ehrengäste und Vorstand der HOG Schäßburg auf dem Gruppenfoto vereint (von links): Lars Fabritius, Melitta Thamm, Vorstand des Freundeskreises Dinkelsbühl-Schäßburg, Georg Piott, Zweiter Bürgermeister von Dinkelsbühl, Iulian Sîrbu, Bürgermeister von Schäßburg, Luminit,a Sîrbu, Erika Schneider, Harald Gitschner. Foto: Edith Konnerth
Zur Eröffnung der Festveranstaltung am Samstagnachmittag im Großen Schrannensaal begrüßte Erika Schneider den aus Schäßburg angereisten Bürgermeister Iulian Sîrbu und seine Frau Luminiţa, den Zweiten Bürgermeister von Dinkelsbühl, Georg Piott, der in Vertretung des Oberbürgermeisters gekommen war, sowie Melitta Thamm, stellvertretende Vorsitzende des Freundeskreises Dinkelsbühl-Schäßburg. In ihrer Ansprache schlug sie einen gedanklichen Bogen zwischen den vielfachen Gemeinsamkeiten der Partnerstädte Dinkelsbühl und Schäßburg. Sie verlas den Gruß des Landeskonsistoriums der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien mit den Glückwünschen an das Heimattreffen von Bischof Reinhart Guib und zitierte dann aus dem Schreiben des hochbetagten HOG-Mitglieds Julius Henning. Ihm, der mit seinen vielen Beiträgen die Leserschaft der Schäßburger Nachrichten auch heute noch erfreut, war es ein besonderes Anliegen, im Namen der vielen älteren Schäßburger zu sprechen, die aus gesundheitlichen Gründen dem Treffen fernbleiben mussten. Er versäumte es nicht, in seinem Gruß anerkennende Worte in rumänischer Sprache an den Schäßburger Bürgermeister zu richten. Zwischen den Reden der beiden Bürgermeister und der Vertreterin des Freundeskreises sorgte ein Zitherspieler mit melodisch wohltuenden Auflockerungen für gute Stimmung im Saal. Die Zitherklänge begleiteten auch das danach folgende gemütliche Beisammensein bei Kaffee und Kuchen.

Ab 17.00 Uhr wurde der Kleine Schrannensaal zum Ort zweier interessanter Vorträge. Zunächst sprach Erika Schneider zum hochaktuellen Thema der traditionellen Kulturlandschaft im Hügelland Siebenbürgens und ihre Veränderung unter dem Einfluss des Menschen. Anhand zahlreicher Bilder belegte sie die zerstörerischen Auswirkungen ökologischen Fehlverhaltens und führte im Gegenzug Beispiele an, die das Leben im Einklang mit der Natur dokumentieren. Danach haben unsere siebenbürgischen Vorfahren ihre Abhängigkeit von der Natur früh erkannt und sich bei Eingriffen in die Umwelt auf Schonung und Erhaltung der Lebensgrundlagen eingestellt. Wer dann noch aufnahmefähig war, konnte den Vortrag von Lars Fabritius zur Geschichte der Bergschule hören, deren 500-jähriges Bestehen in diesem Jahr gefeiert wird. Fabritius fasste die in der Juniausgabe der Schäßburger Nachrichten zu diesem Thema erschienenen Beiträge zusammen und gab einen kleinen Einblick in die zur Veröffentlichung in der Dezemberausgabe vorgesehenen Artikel, die weitere Aspekte der Schulentwicklung aufgreifen. Zum Jubiläum der Bergschule, das auf die von 1522 datierende älteste aufgefundene Urkunde über die Existenz einer Schule zurückgeht, merkte er an, dass bei genauer Betrachtung eine Schule in Schäßburg schon sehr viel früher existiert hat und dass auf der Kuppe des Schulbergs erst 1607 ein Vorgänger der Bergschule entstanden ist.

Auf der Empore zwischen den beiden Treppenaufgängen des Großen Schrannensaals bot Isa Leonhardt ein reiches Angebot an Literatur, antiquarischen Büchern, Zeitschriften sowie Aquarellen aus der alten Heimat. Wer sich frühzeitig zum Treffen angemeldet und den Beitrag für die Verpflegung überwiesen hatte, konnte am Samstag das Mittagessen, Kaffee und Kuchen und das Abendessen in der Großen Schranne einnehmen. Sie wurden von einem gut organisierten Partyservice bedient. Abends sorgte ein DJ für eine unaufdringliche musikalische Unterhaltung. Der Gottesdienst am Sonntag fand angesichts der überschaubaren Besucherzahl im Kleinen Schrannensaal das richtige Ambiente. Einige hatten sich schon auf die Heimreise begeben, weil Dinkelsbühl wegen des Tages des offenen Denkmals – dieser findet deutschlandweit immer am zweiten Sonntag im September statt – die Stadt für den gesamten Autoverkehr gesperrt hatte. Pfarrer i.R. Hans Daubner hielt, begleitet von dem wunderschönen Orgelspiel eines Organisten, eine stimmungsvolle Andacht, zu der dann doch mehr Besucher als erwartet erschienen. Danach klang eine gelungene Veranstaltung aus und man verabschiedete sich mit den besten Wünschen für ein gesundes Wiedersehen. Der Vorstand möchte sich an dieser Stelle bei der Stadt Dinkelsbühl für die Gastfreundschaft und die erfahrene Unterstützung herzlich bedanken. Sein Dank geht aber auch an die eigenen Reihen, insbesondere an Rosi Feder und Harald Gitschner, die mit einer hervorragenden Organisation den reibungslosen Ablauf des Treffens sichergestellt haben. Auf den gesamten Vorstand kommt nun die wichtige Aufgabe zu, die Fahne der HOG in der Hoffnung auf Entlastung durch jüngere Kräfte möglichst lange hochzuhalten.

Dr. Lars Fabritius

Schlagwörter: Schäßburg, HOG, Treffen, Dinkelsbühl

Bewerten:

17 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.