5. Oktober 2024

Verbundenheit im Mosaik der Heimat: 21. Hermannstädter Treffen in Dinkelsbühl

Ein wunderschönes Herbstwochenende bildete vom 13.-15. September in Dinkelsbühl den Hintergrund für das 21. Treffen der Hermannstädter, das unter dem vielsagenden Motto „Das Mosaik der Heimat“ durch freudige Begegnungen sowie interessante Programmgestaltung in die herbstliche Kühle, die diese den Hermannstädtern so lange schon vertraute mittelfränkische Stadt umfing, herzerwärmende Nähe brachte.
Werner Kloos, Vorsitzender des Landesverbandes ...
Werner Kloos, Vorsitzender des Landesverbandes Bayern, und der Vorstand der Heimatgemeinschaft der Hermannstädter: Hans Paul Körner, Brigitte Kräch, Jürgen Günster, Dagmar Zink, Heini Höchsmann, Antonia Gallotsik, Gerlinde Schuller, Corina Driftmeier, Maria Bauer, Pia Klubitschko (von links nach rechts). Foto: Dietmar Kräch
Hauptpunkte der Mitgliederversammlung der HDH, die am Freitag, dem 13. September, unter dem Vorsitz von Dagmar Zink stattfand, waren die neue Namensgebung (bisher: „Heimatgemeinschaft der Deutschen in Hermannstadt“, kurz: HDH) zu „Heimatgemeinschaft der Hermannstädter“ (Kürzel: HdH) und die Neuwahlen für den Vorstand der HdH, die zu folgendem Ergebnis führten: Dagmar Zink (Vorsitzende), Maria Bauer (1. Stellvertretende Vorsitzende und Schatzmeisterin), Pia Klubitschko (Mitgliederverwaltung und 2. Stellvertretende Vorsitzende), Gerlinde Schuller (Schriftführerin), Beisitzer: Antonia Gallotsik, Corina Driftmeier, Brigitte Kräch; Vorstandsersatzmitglieder: Bettina Sander, Hans Paul Körner, Jürgen Günster. Nach seinen Erfolgswünschen für den neuen Vorstand überreichte Werner Kloos, Vorsitzender des Landesverbandes Bayern und stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbands der Siebenbürger Sachsen, im Auftrag von Ilse Welther, der Vorsitzenden des HOG-Verbands, die Silberne Ehrennadel jeweils an Marianne Hügel und Rudolf (Rudi) Klubitschko, die durch ihre ergreifenden Abschiedsreden nach langjährigem Einsatz für die HDH einen tiefen Eindruck in den Abend mitschickten.

Am Samstag empfing zum wiederholten Mal der lichtdurchflutete Schrannensaal seine zahlreichen Gäste zum Festakt des Treffens. Dagmar Zink, die wiedergewählte Vorsitzende, betonte in ihrer Begrüßungsansprache die Wandelbarkeit des Begriffs Heimat, der im Spannungsfeld zwischen Ferne und Nähe, Alt und Jung, Anfang und Ende ein buntes Mosaikgefüge bleibt, in dem sich die Menschen als Teile einer immer wieder erneuerten Zusammengehörigkeit wiederfinden. „Heimat ist zu einem Mosaik geworden, besteht aus vielen Steinen, aus Splittern, die verbunden werden, um dann schließlich ein harmonisches Ganzes zu bilden“, sagte Dagmar Zink mit Bezug auf das Heimatgefühl, das durch die Bindung der Menschen zueinander eine beständige Brücke zwischen den Zeiten schlägt.

Nora Engelhard, Erste Bürgermeisterin von Dinkelsbühl, bedankte sich herzlich für die Einladung zum Treffen und bekräftigte die spürbare Verbundenheit ihrer Stadt mit den Hermannstädtern. Lobend erwähnte sie die kulturelle Vielfalt der Siebenbürger und freute sich, dass sie Dinkelsbühl in einer sich stetig wandelnden Welt zum beständigen Treffen und Austausch erkoren haben. Herta Daniel, Ehrenvorsitzende des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, dankte für die Gastfreundlichkeit Dinkelsbühls und unterstrich die Vieldimensionalität der in der Vergangenheit und Gegenwart gelebten Heimat. Werner Kloos hob die Wichtigkeit dieser Begegnungen hervor, die über die Verbundenheit zur Heimat Hermannstadt alle Facetten der Gemeinschaft stärken. Mit anerkennender Begeisterung erwähnte er das im August in Hermannstadt stattgefundene internationale Sachsentreffen, dem Staatspräsident Klaus Johannis durch seine Anwesenheit „Anerkennung auf höchster Ebene“ zollte und bei dem Peter Maffays Konzert den abschließenden Höhepunkt bildete.

Dr. Thomas Ziegler, Obmann der Siebenbürger Sachsen aus Wien, überbrachte das Grußwort seiner neuen Heimatstadt und ließ das Publikum an seiner Erfahrung eines willkommenen Einfindens in die Gemeinschaft Wiens teilhaben. Nichtsdestotrotz erlebe er Hermannstadt, die Stadt seiner Geburt, mit immer neuer Begeisterung und Freude, wo er kürzlich den Veranstaltungen zum Gedenken an das Andreanum, den Goldenen Freibrief vor 800 Jahren, beiwohnte.

Rainer Lehni, Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, hielt die sehr eindrucksvolle Festrede. Bezugnehmend auf das diesjährige Motto, wies er auf die unterschiedliche Wahrnehmung des Begriffs Heimat hin, die es unmöglich mache, dafür eine allgemeine Definition zu finden. Treffend sei Goethes Zitat: „Alle diese vortrefflichen Menschen, zu denen Sie nun ein angenehmes Verhältnis haben, das ist es, was ich eine Heimat nenne“. So fühlt sich der gebürtige Burzenländer seit seiner Jugend mehr und mehr zu Hermannstadt hinzugezogen, besonders nach den Veränderungen der Stadt, die ihr im Jahre 2007 den Titel der Europäischen Kulturhauptstadt einbrachten und sie zur „Perle unter den Städten Siebenbürgens“ aufsteigen ließen. Lehni würdigte den aktiven Einsatz der siebenbürgischen Jugend und bekräftigte, dass es an der älteren Generation liege, sie für ihre Heimat zu sensibilisieren.

Hannes Höchsmanns unterhaltsamer Vortrag einiger Gedichte des siebenbürgischen Mundartdichters Roland Widmann (in deutscher Übersetzung) und des Wortspielkünstlers Heinz Erhardt beschlossen den Festakt, der durch die stimmungsvollen musikalischen Beiträge des Nürnberger Trio Eybler (Georg Ongert: Cello; Ira Teibes und Wolfrun Brandt: Geige) mit Stücken von Beethoven und Wranitzky sowie dem phantastischen Klavierspiel von Andrei Preda, dem jungen Preisträger vieler Wettbewerbe, mit Klängen von Carl Filtsch, Franz Liszt und Robert Schumann gekrönt wurde.

Nach dem mittäglichen Genuss der kulinarischen Kostbarkeiten, von Mici bis Ischler, Dobosch und Cremeschnitten hatten jene, die es am Morgen zur feierlichen Eröffnung der Künstlerausstellungen nicht geschafft hatten, Gelegenheit, diese zu besuchen. Die mit feinen Pinselstrichen gemalten Bilder von Karl Nik Voik kontrastierten mit den farbintensiven Werken des Künstlerehepaars Nicoleta und Willy Dusil und denen von Gert Messmann. Ursula Hergesell bot ihre liebevoll hergestellte Keramik an und nicht zu übersehen waren die ausdrucksstarken plastischen Kunstwerke von Hanne Plattner.

Ein ganz besonderes Exemplar aus der Vielfalt des von Heini Höchsmann betreuten Büchertisches war die jüngste Hermannstadt-Anthologie „Im Schnee der Erinnerungen“, die bei dieser Gelegenheit vorgestellt wurde. Der aus drei großen Kapiteln (Dokumentiert, Erinnert, Recherchiert) bestehende Sammelband beinhaltet wertvolle Berichte Hermannstädter Autoren über die Geschichte und Bedeutung der Stadt am Zibin. Nach der aufschlussreichen Einführung der Herausgeberin Dagmar Zink lasen einige Autoren Auszüge aus ihren literarischen Beiträgen. Besonderen Anklang fand die musikalische Umrahmung der Buchpräsentation durch Hans Seiwerth, der im weiteren Verlauf des Nachmittags sein stimmliches und instrumentales Können im Rahmen des Konzerts der „Lidertrun“ zusammen mit Angela Seiwerth, Michael Gewölb und Karl Heinz Piringer im prall gefüllten Kleinen Konzertsaal unter Beweis stellte. Das Repertoire war wunderbar zusammengestellt, ließ wehmütig in Fernen schwelgen, kam humorvoll zur Gegenwart zurück und überraschte das faszinierte Publikum mal wieder durch seine instrumentale Originalität und bühnenwirksame Vorstellung.

Das Mosaik dieses gelungenen Treffens wurde erst komplett durch den gemeinsamen Festabend, das fröhliche und ausgelassene Feiern aller Gekommenen, Getroffenen, Wiedergefundenen, und nicht zuletzt durch den Auftritt von Ricky Dandel, der durch seine Musik den beneidenswerten Rhythmus der Jugend behalten hat, mit seiner treuen Band alle im Saal in beste Tanzstimmung versetzte und durch Lieder wie „Mendocino“ alle Tanzbeine ihr Alter vergessen ließ. Nach dem sonntäglichen Gottesdienst, der von Ilse Maria Reich an der Orgel und Christoph Reich mit einfühlsamem Gesang mitgestaltet wurde, erhellte mit dem Sonnenschein auch das Lächeln zum unvermeidlichen Abschied die Gesichter in der Hoffnung, sich bald wiederzusehen und selbst wieder ein Teilchen zu sein beim nächsten Treffen, ein eigener Beitrag zum Ganzen, Zusammengehörigen, Vielfarbigen, verbunden in einem harmonischen Muster eines leuchtenden Kaleidoskops.

Brigitte Kräch

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21. Hermannstädter Treffen in Dinkelsbühl

Schlagwörter: Treffen, Hermannstadt, Dinkelsbühl

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