27. April 2004

Burzenländer erörtern aktuelle Vorhaben

Zu einem erfolgreichen Erfahrungsaustausch kamen rund 40 Nachbarväter und Ortsvertreter von 15 der insgesamt 16 Burzenländer Heimatortsgemeinschaften in Neuhaus zusammen. Die 25. Burzenländer Jahrestagung fand unter der Leitung von Regionalgruppensprecher Volkmar Kraus (Zeiden) vom 2. bis 4. April in Neuhaus bei Crailsheim statt.
Auf die üblichen Berichte der Nachbarväter wurde diesmal verzichtet, um Zeit zu sparen. Den Wortmeldungen war zu entnehmen, dass die Burzenländer Heimatortsgemeinschaften nach wie vor ein reges Kultur- und Vereinsleben in Deutschland entfalten, einen engen Kontakt zu ihren in Siebenbürgen lebenden Landsleuten pflegen und diese nach Kräften unterstützen. Die HOG Bartholomae organisiert eine Busreise zum Bartholomäusfest am 22. August 2004, wobei in Anwesenheit von Bischof D. Dr. Christoph Klein eine Gedenkstätte für die Opfer des Zweiten Weltkrieges und der Russlanddeportation eingeweiht werden soll. Zahlreiche Besucher aus Deutschland werden auch bei den Zeidner Kulturtagen vom 6. bis 10. August erwartet. Busreisen in die alte Heimat organisieren zudem die Heimatortsgemeinschaften Wolkendorf und Neustadt.

Erfreulich ist, dass die Jugendarbeit der Burzenländer Regionalgruppe nach fünfjähriger Pause wieder konkrete Gestalt annimmt. Anfang April 2005 findet das vierte Burzenländer Jugendtreffen in Baden-Württemberg statt. Dies kündigte der Jugendvertreter von Petersberg, Paul Konte, vor dem Plenum an, nachdem die Jugendlichen in einem separaten Raum ebenfalls im Gasthaus „Neuhaus“ getagt hatten. Das dritte Burzenländer Jugendtreffen wurde bereits am 2. Oktober 1999 unter der Regie der damaligen Jugendreferentin Ulrike Lutsch, geb. Batschi, in Ostfildern-Nellingen bei Stuttgart organisiert. Am 6. Juni 2004 treffen sich nun die Burzenländer Jugendvertreter in Stuttgart, um weitere organisatorische Details zu besprechen. Seine Erfahrung bei der Organisation von Großveranstaltungen wird dabei auch Rainer Lehni, Bundesjugendleiter der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD) und zugleich stellvertretender Vorsitzender der HOG Zeiden, einbringen.



Die Teilnehmer der 25. Burzenländer Arbeitstagung in Neuhaus bei Crailsheim. Foto: Hilda Brenndörfer
Die Teilnehmer der 25. Burzenländer Arbeitstagung in Neuhaus bei Crailsheim. Foto: Hilda Brenndörfer


Der siebenbürgische Filmemacher Günter Czernetzky hielt einen hochinteressanten Vortrag über die Befragung von Zeitzeugen. Die Generation der Kriegsteilnehmer und jener, die die Kriegsfolgen erlitten oder den Neuanfang in Deutschland mitgestaltet haben, sei in die Jahre gekommen und weile höchstens noch einige Jahre unter uns. Eine systematische Zeitzeugen-Befragung sei daher dringend geboten. Das hat Czernetzky im Herbst 1996 veranlasst, den Arbeitskreis „ZeitZeugenVideo“ (ZZV) ins Leben zu rufen. Der Schäßburger Czernetzky führte in Neuhaus praktisch vor, wie man Interviews führt und die Kamera bedient. Die Heimatortsgemeinschaften zeigten großes Interesse, selbst Zeitzeugen zu befragen und digitale Filmarchive aufzubauen. Am Samstagabend führte Czernetzky seinen Dokumentarfilm „Vermisst, verschollen, vergessen. Auf der Suche nach dem Vater“ vor, der im Jahr 2000 vom SWR ausgestrahlt worden war.

Die Vorteile der neuen Medien wollen die Burzenländer auch im Bereich des Internets nutzen. Viele Ortschaften haben bereits eigene Webseiten. Darüber hinaus wollen sie auch das Ortschaftenprojekt von www.siebenbuerger.de nutzen, das von der Landsmannschaft initiiert wurde und bislang finanziert wird. Siegbert Bruss (Brenndorf), Chefredakteur der Siebenbürgischen Zeitung, präsentierte den Internetauftritt www.siebenbuerger.de sowie das neue Redaktionssystem und die Möglichkeit, Fotoalben einzurichten. Regionalgruppensprecher Volkmar Kraus beabsichtigt, die Homepage www.burzenland.de zu aktualisieren und mit neuen Inhalten und Bildern zu ergänzen.

Einen Vortrag über „Archive in den evangelisch-sächsischen Gemeinden des Burzenlandes- Erkenntnisse und Perspektiven“ hielt der Historiker Thomas Sindilariu. Er wirkte an einem zweijährigen Projekt der VW-Stiftung im Zentralarchiv der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien mit. Greifbares Ergebnis dieser Arbeit sind die „Findbücher“ zu den einzelnen evangelischen Kirchengemeinden, die über das Siebenbürgen-Instutut in Gundelsheim zugänglich sind. Über die „Währungen in Rumänien seit 1907 bis heute“ referierte Martin Brenndörfer (HOG Bartholomae), der seinen aufschlussreichen Vortrag mit Münzen und Banknoten aus seiner eigenen Sammlung veranschaulichte. Gewinn bringend waren auch die Anregungen von Uta Martini (Brenndorf) zum Thema „Sammeln – odnen – dokumentieren – präsentieren – archivieren“. Sie berichtete über die von ihr gestalteten Ausstellungen bei den Brenndorfer Treffen. Für die Tagung in Neuhaus hatte Uta Martini eigens eine Schau mit den Wappen sowie den Fotos der bisher erschienenen Burzenländer Kalender zusammengestellt.

Der Burzenländer Kalender 2005 wird dem Thema Gemeindewirtshäuser gewidmet sein. Als weiteres Vorhaben wurde die Teilnahme der Heimatortsgemeinschaften als geschlossene „Gruppe Burzenland“ beim Heimattag in Dinkelsbühl beschlossen.

Die finanzielle Notlage des Siebenbürgen-Instituts wurde ebenso erörtert wie die Vereinbarung der Landsmannschaft und des HOG-Verbandes bezüglich der Finanzierung der Siebenbürgischen Zeitung. Harald und Enni Janesch (Marienburg) berichteten über den „Turm der Erinnerung“ in Drabenderhöhe, wofür sich die Burzenländer Gemeinden ebenfalls finanziell eingesetzt haben.

Anfang Juli 2004 treffen sich die Nachbarväter und Ortsvertreter, diesmal gemeinsam mit den Ehefrauen, in geselliger Runde in Immendingen. Dazu laden Martin und Hilda Brenndörfer ein, die sich bereits als hervorragende Gastgeber bewährt haben. Die nächste Arbeitstagung findet vom 22. bis 24. April 2005 wie gewohnt in Neuhaus bei Crailsheim statt.

Siegbert Bruss


Schlagwörter: Burzenland

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