15. Juli 2006

Neue Impulse beim 12. Kleinschelker Treffen

Wirbelnde blaue Trachtenröcke, schwarz bestickte Hemden, bunte Bänder. Fast fünfzig Paare marschieren beim 12. Kleinschelker Treffen am 17. Juni in der Kongresshalle in Böblingen zu den altbekannten Klängen der Blasmusik auf. Nach dem überaus erfolgreichen Treffen 2004 in der alten Heimat, zu dem über 700 Menschen nach Kleinschelken gekommen waren, war es nicht leicht, dieses einmalige Erlebnis zu überbieten. Aber die Organisatoren schafften es erneut, den richtigen Ton zu treffen und die Gäste zu begeistern.
Eingeleitet wurde das Treffen traditionell mit dem Gottesdienst, den Pfarrer Georg Peter und der Kleinschelker Chor unter der Leitung von Andreas Stühler eindrucksvoll gestalteten. Später trafen sich alle im großen Saal der Kongresshalle: Freude über das Wiedersehen, Begrüßen und Händeschütteln überall. Knapp 600 Gäste waren dabei, viel mehr als angemeldet und erwartet. Nach der Eröffnungsrede von Christine Mai und Katharina Hermann, dem gelungenen Auftritt des Chores mit neuen Liedern und dem Beitrag von Katharina Hörig, die mit gereimten Worten wieder mit Leichtigkeit für gute Laune sorgte, folgten die organisatorischen Vorgänge wie die Wahl des Vorstandes der HOG und der Rechenschaftsbericht. Beim leckeren Mittagessen konnten alle eine ganz besondere Tischmusik genießen: Antje Zillmann erfreute mit klassischen Klavierklängen.

Die Kleinschelker Trachtentanzgruppe beim Treffen 2006 in Böblingen.
Die Kleinschelker Trachtentanzgruppe beim Treffen 2006 in Böblingen.

Das war nur der Auftakt zu einem wirklich außergewöhnlichen Programm, das vor allem die jungen Kleinschelker gestalteten – natürlich unterstützt durch die langjährige Erfahrung der „alten Hasen“ rund um Katharina Reuss, Hans Stolz und Hans Weiss, die als „Motor“ dieser Veranstaltung wieder einmal unverzichtbar waren. Für das Wohl der Gäste vor Ort sorgte wieder in gewohnt dynamischer Weise die Clique von Hans Draser. Zahlreiche Helfer bleiben hier ungenannt, aber der Dank dafür, dass sie nicht nur zum Feiern kamen, sondern unermüdlich im Einsatz waren und so zum Gelingen des Treffens wesentlich beitrugen, gilt ihnen umso mehr.

Höhepunkt des Programms war der Aufmarsch der Trachtenpaare. Niemand hatte damit gerechnet, dass so viele Kleinschelker die Stiefelhosen und gestickten Hemden, die blaue Jungmädchentracht und die „genetzten“ Schürzen aus dem Schrank holen würden. Viele trugen die traditionelle Festkleidung zum ersten Mal, geerbt von Mutter oder Vater, geborgt von Freunden und Bekannten. Da störte es auch keinen, dass die Tracht schon mal auf Turnschuhe traf! Im Gegenteil: Gibt es ein treffenderes Bild für die Verbindung von Tradition und Moderne, von Althergebrachtem und Neuem? Im Zeichen dieses Bildes stand eigentlich das gesamte Treffen. Es vermittelte die Gewissheit, dass unsere Gemeinschaft nicht auseinander bricht, trotz der Entfernungen, trotz der veränderten Lebensweise. Unsere Werte – Zusammenhalt, Hilfe, Respekt und christlicher Glauben – sind gerade in dieser von Werteverlust geprägten Gesellschaft besonders wichtig. Es erfüllt mit Stolz, wenn man merkt, dass die junge Generation die Stafette in die Hand genommen hat und weitergibt.

Fast 50 Paare schritten also zu der Blasmusik der Kleinschelker Adjuvanten in einer langen Reihe in den Saal. Viele Mädchen und Jungen hatten so einen Aufmarsch noch nie erlebt und machten sich vorher Sorgen – sie sollten gar die „Recklich Meid“ gemeinsam tanzen. Doch durch die hervorragende Anleitung derer, die es in Tanzgruppen oder bei den Kronenfesten gelernt hatten, klappte alles prima. Als sich alle vor der Bühne aufstellten und „Wahre Freundschaft“ sangen, war es für die Zuschauer im Saal wie für die Mitmachenden ein magischer Moment. Die tiefe Ergriffenheit war allen anzusehen. „Was für ein Anblick!“ – Diese Worte, mit denen Georg Weiss jun. seine Ansprache eröffnete, drückten aus, was alle dachten und fühlten.

Das war aber noch nicht alles: Zwölf jugendliche Paare hatten sich Sonntag für Sonntag getroffen, um zwei Trachtentänze einzustudieren. Sie führten die „Sternenpolka“ und die „Holsteiner Dreitour“ auf, mit viel Schwung und Spaß, den alle deutlich vermittelten. Entsprechend erntete die Trachtentanzgruppe stürmischen Applaus. In ähnlich guter Qualität ging es weiter: Der Auftritt der „Kinderband“ mit sechs Nachwuchs-Musikern begeisterte ebenso wie die Playback-Show am späten Abend. Mit phantasievollen Kostümen unter dem weltmeisterlichen Motto „Die Welt zu Gast bei den Kleinschelkern“ waren internationale Bühnengrößen zu sehen, „Die Flippers“, Tina Turner, Andrea Berg, um nur einige zu nennen. Ausstellungen mit Acrylbildern und Holzschnitzereien sowie eine Filmvorführung rundeten das kulturelle Programm ab. Kräftig gefeiert wurde natürlich auch, und zwar – auch das haben wir von unseren Eltern gelernt – bis morgens um vier.

Ein rundum gelungenes Treffen also – das vor allem gezeigt hat, dass unser Kleinschelken Zukunft hat. Zukunft in Form von jungen Menschen, die unsere Traditionen nicht nur akzeptieren, sondern aktiv aufrecht erhalten; die nicht nur zu den offiziellen Treffen kommen, sondern Freundschaften knüpfen und im Urlaub „vor Ort“ die Vergangenheit wieder aufleben lassen; die Interesse an der Heimat ihrer Eltern haben, die aber auch gleichzeitig Bürger Deutschlands sind und beides miteinander in Einklang bringen. Eine neue Generation, die mit Fug und Recht sagen kann: „Mir, de Jugend vun Klischielken, mir lossen eus net!“ Wir freuen uns schon auf das nächste Treffen, das voraussichtlich im Sommer 2008 wieder Jung und Alt nach Kleinschelken locken wird!

Heike Schuster-Mantsch


Schlagwörter: HOG-Treffen

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